Das sagen die Trainings-Kiebitze zur aktuellen KSC-Mannschaft
Kaum einer kann besser sagen, wie die Verfassung des KSC-Teams ist, als die Trainingskiebitze in Karlsruhe. Das sind die regelmäßigen Zaungäste des Profitrainings. Tag für Tag sind sie im Wildpark und verfolgen die Trainingseinheiten des badischen Fußball-Zweitligisten.
Früher waren die regelmäßigen Trainingsbesucher auch als Rundbauexperten bekannt, weil sie neben dem 2011 abgerissenen Rundbau im Wildpark standen und das Training auf Platz 4 von dort verfolgten. Vereinzelt nannte man sie damals auch Rundbau-Bruddler, da sie immer etwas zu bruddeln und kritisieren hatten.
Wer sind diese treuen Fußball-Fachmänner heute? Wie oft sind sie beim Training? Was machen sie in der Sommer- und Winterpause? Und was sagen sie zur aktuellen Mannschaft beziehungsweise zum Trainer?
Zwischen fünf und zehn Trainingskiebitze sind immer bei den Trainingseinheiten im Wildpark. „Das ist der harte Kern“, sagen die Männer, die sich an ihrer Bank neben dem Nachwuchsleistungszentrum treffen, und das schon seit drei bis fünf Jahren.
Lange Verbundenheit zum Verein
Ihre Verbundenheit zum Karlsruher Sport-Club dauert schon länger, doch erst seit der Rente können die Fußball-Experten nahezu täglich die Trainingseinheiten ihres Lieblingsvereins verfolgen.
Dabei haben sie eine Gemeinsamkeit: Alle sind KSC-Mitglieder und Dauerkartenbesitzer, teilweise auch Aktionäre und Unterstützer. Ihre Namen stehen auf dem KSC-Mannschaftsbus. Sie unterstützen den blau-weißen Verein, wo sie können.
Nur: Was machen die Trainingskiebitze im Wildpark? „Wir kontrollieren, dass alles richtig läuft“, sagt Reinhard Hess aus Karlsruhe. Und Daniel Heß aus Graben-Neudorf erklärt, dass sie kommentieren, was in den Medien zu lesen ist. „Wir besprechen, was wir davon halten“, sagt der 58-Jährige. Außerdem können sie hautnah die Baufortschritte des neuen Stadions verfolgen.
Wir tauschen uns auch aus, wenn die Mannschaft nicht da ist.Matthias Berndt, KSC-Trainingskiebitz aus Karlsruhe
„Wir tauschen uns auch aus, wenn die Mannschaft nicht da ist“, sagt der 67-jährige Matthias Berndt aus Karlsruhe-Mühlburg. In der Sommer- und Winterpause verabreden sich die Männer dann mindestens einmal pro Woche, ansonsten sehen sie sich von Montag bis Donnerstag jeweils um 10 Uhr.
„Ohne KSC halten wir es nicht aus“, sind sich die Kiebitze einig. „Auch in den Pausen passieren Dinge, die wir besprechen müssen“, so Berndt. Am Donnerstag ist bei den Fans noch Philipp Hofmann und dessen Wechselabsichten ein großes Thema. „Richtig nervtötend“, kommentiert der 69-jährige Helmut Kollum aus Eggenstein.
So nah wie die treuen Fans ist den Spielern und Trainer kaum jemand. „Aber sie schirmen sich immer mehr ab“, sagt der aufmerksame Beobachter Hess: „Das vergrault die Fans. Und die gehören dazu, die bringen das Geld und die Stimmung.“
Mit vielen Trainern führten die Experten intensive Gespräche. KSC-Trainer Alois Schwartz sei laut Daniel Heß ein zugänglicher Mensch gewesen. Auch Christian Eichner, der aktuelle blau-weiße Chefcoach, habe sich vor Corona mit den Kiebitzen treffen wollen, was er nicht vergessen hat. „Das wird nachgeholt“, versichert er.
Angenehmer Austausch mit KSC-Trainer
Aber die Experten, darunter auch Wolfgang Bracht aus Waghäusel-Kirrlach, fragten auch so immer bei Eichner nach, wenn sie etwas wissen möchten. „Wenn ich dazu etwas sagen kann, gebe ich auch gerne eine konkrete Antwort“, sagt der Coach. Er bezeichnet den Austausch mit den Kiebitzen stets als nett und angenehm, es sei ein wirklich gutes Miteinander.
Und welche Fußball-Kompetenzen stecken hinter den Kiebitzen? Neben jahrelangem Sachverstand haben einige der Männer selbst Fußball gespielt. Der Karlsruher Reinhard Hess trainierte zudem Jugendmannschaften in Karlsruhe.
„Aber auch, wenn man kein Trainer ist, erkennt man den Unterschied von verschiedenen Trainern“, erklärt Berndt, der von Max Merkel über Winnie Schäfer und Mirko Slomka bis hin zu Marc-Patrick Meister, Tomas Oral und Markus Kauczinski so einige Trainer kommen und gehen gesehen hat.
Denn auch während die Fans noch arbeiteten, schauten sie während ihres Urlaubs bei den Trainingseinheiten zu und konnten die unterschiedlichen Trainingsintensitäten einschätzen.
Kiebitze sind sehr zufrieden mit der Arbeit von Coach Eichner
Bei all den Trainern erhält der aktuelle KSC-Trainer Eichner ein äußerst gutes Zeugnis. Die Beobachter sind sehr zufrieden mit seiner Arbeit. „Eichner trainiert intensiver, lässt auch viel Pädagogisches einfließen“, sagt Daniel Heß.
Er und die anderen Kiebitze sind sich ziemlich einig, dass die Mannschaft mit den Zu- und Abgängen für die kommende Saison verstärkt wurde, sich etwas Gutes abzeichnet und sie voraussichtlich mit dem Abstieg nichts zu tun haben wird.
Wir werden Tabellenführer der zweiten Hälfte.Helmut Kollum, KSC-Trainingskiebitz aus Eggenstein
„Wir werden Tabellenführer der zweiten Hälfte“, wagt Kollum eine konkrete Prognose. Berndt ist sogar optimistischer. Er glaubt, dass der Zweitligist unter die ersten sechs kommen kann. Übrigens: Den alten Rundbau kennen die Kiebitze natürlich noch von den Heimspielen. Ihr Treff- und Austauschpunkt sei hingegen die Bank hinter dem Nachwuchsleistungszentrum.
Enttäuschung über KSC-Bezahlangebote
Bei all ihrer Unterstützung sind die Kiebitze über die aktuelle Entwicklung enttäuscht, dass der Verein für bestimmte digitale Angebote und auch für die Saisoneröffnung Geld verlangt. „Wir haben auch die vergangenen zwölf Monate den Verein unterstützt, und jetzt verlangt er für die Saisoneröffnung Geld. Das ist nicht zu verstehen“, sagt Daniel Heß.
Berndt betont zudem, dass der Familientag, der bisher die eigentliche Saisoneröffnung darstellte, immer ein Event für die Kinder war. Irgendwann sei laut Daniel Heß mal eine Grenze gekommen. Ihn störe, dass für jede Kleinigkeit derzeit Geld verlangt werde. Für treue Fans müsse es auch einmal Dinge kostenlos geben.