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BNN-Serie „À la carte“

Künstler aus Karlsruhe legen das Theaterspielen aufs Eis und betreiben eine Bäckerei

Statt Theater zu spielen und zu musizieren betreibt das Künstlerinnenpaar Ana & Anda nun eine Bäckerei in Karlsruhe. Wie es dazu kam.

12.01.21 In der Spezialitäten-Bäckerei ANA & ANDA gibt es natursüße und herzhafte Genuss-Gebäcke aus Meisterinnen-Hand
„Schräge Vögel“: So bezeichnen sich Ana und Anda selbst. Die beiden Künstlerinnen haben in Karlsruhe eine Bäckerei eröffnet. Foto: Rake Hora /BNN

Das Schicksal fügt sich manchmal. Und kommt so, dass selbst Corona den Lauf der Dinge nicht negativ beeinflussen kann. Im Gegenteil. Ohne die Pandemie hätten sich Ana und Anda vielleicht nicht so schnell von ihrem Café getrennt – und möglicherweise gar nicht gemerkt, dass sie eine andere Leidenschaft hegen.

Die beiden Frauen betreiben in Karlsruhe seit vergangenen September eine Bäckerei. Wie es dazu kam, ist eine ungewöhnliche Geschichte. So ungewöhnlich wie ihr Brot und ihr Kuchen. Und wie die Zwei selbst, die sich lachend als „schräge Vögel“ bezeichnen.

Um von vorne zu beginnen: Ana & Anda sind ein Künstlerpaar. Viele Jahre treten sie gemeinsam auf, machen Musik und spielen Theater. Zu Hause backt Anda mit Spaß, doch Ana verzieht den Mund. Sie isst zwar gerne Kuchen, mag aber nichts Süßes. So lässt Anda irgendwann den Zucker komplett weg und beginnt zu experimentieren. Frisches Obst, das Wasser eingeweichter Trockenfrüchte, Kastanienmehl – sie sorgen fortan für eine Art von Süße, die auch Ana schmeckt.

Die Künstlerinnen posten ihre Kreationen in den sozialen Netzwerken. Das Interesse groß. Und weil sie häufig nach den Rezepten gefragt werden, legen sie ein kleines Backbuch auf. Dann kommt eins zum anderen: Dem Rezeptbüchlein folgen Kunst-Events mit Kuchen-Verkostungen, den Veranstaltungen der Wunsch ein Café zu eröffnen, der Professionalisierung des Hobbys die Idee, ins Bäcker-Handwerk einzusteigen.

Mit 50 in die Meisterschule

Verrückt, könnte man sagen. Doch Anda wagt es, sich für die Meisterschule zu bewerben. Und dies obwohl sie weder eine Bäckerlehre noch langjährige Erfahrung in der Backstube vorweisen kann. Aber nur als Meisterin darf sie Backwaren ohne Wenn und Aber verkaufen. Dass die Handwerkskammer ihr das Okay gibt, ist nicht selbstverständlich. „Das war die Ausnahme der Ausnahme“, sagt Anda. Wohl weil sie schon 50 Jahre alt ist, zwar nicht als Bäckerin, jedoch in einem anderen Beruf gearbeitet hat.

Während Anda paukt, renoviert Ana in der Akademiestraße in Karlsruhe. Das Paar hat Räume angemietet, in denen es 2019 ein kleines Café eröffnet. Für die angehende Meisterin erweist sich das als Glücksfall. Sie kann das Gelernte üben. „Unsere Gäste haben das Prüfungssortiment gegessen“, erzählt Anda. Dadurch entsteht manch witzige Situation: An Weihnachten gibt es im Café Osterhasen.

Auch in dieser Zeit bleibt sich Anda treu: Sie backt konsequent ohne Zucker. Ebenso Fertigprodukte und Zusatzstoffe sind für sie tabu, in ihre Backstube gelangen fast ausschließlich Bio-Produkte, auch wenn dies Brot, Brötchen und Kuchen relativ teuer macht.

Als die Meister-Schülerin zur praktischen Prüfung antritt, überzeugt sie mit Natursüße und dem Festhalten an alter Handwerkstradition. Es ist Februar, kurz darauf zwingt die Corona-Pandemie das Paar, das Café zu schließen und einen „Außer-Haus-Verkauf“ anzubieten. So absurd das klingen mag: „Wir haben gemerkt, wie toll das ist“, sagt Ana.

Das Café in eine Bäckerei zu verwandeln – der Schritt ist die logische Folge, nachdem Anda sich einen Prüfungsmarathon auferlegt und im Sommer den Meisterbrief in der Tasche hat. Keine der beiden Frauen hätte sich träumen lassen, einmal eine Bäckerei zu haben „Doch alles zu seiner Zeit“, meint Ana, „die Ära Kunst ist jedenfalls vorbei.“

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