Skip to main content

Zeit ist knapp

Kurzes Grün für Fußgänger: Durlacher Ortschaftsrat kritisiert Karlsruher Tiefbauamt wegen Ampel

Wie viel Zeit braucht ein Fußgänger zum Queren einer Straße? Darüber gehen die Meinungen in Karlsruhe weit auseinander. Einige Ortschaftsräte aus Durlach zogen nun mit der Stoppuhr los.

Ampel Pfinzstraße
Die Fußgängerampel an der Kreuzung von Pforzheimer Straße und Pfinzstraße steht fast immer auf Rot Foto: Ekart Kinkel

Gleich mehrere Durlacher Ortschaftsräte sind am Mittwochvormittag mit einer Stoppuhr in der Pforzheimer Straße unterwegs. Grund ist eine Stellungnahme der Stadtverwaltung auf einen Antrag der CDU-Fraktion, die eine Verlängerung der Grünphase an der Fußgängerfurt zur Querung der Pfinzstraße gefordert hat.

Die Stadt sieht keinen Handlungsbedarf. Die Grünzeit sei „ausreichend dimensioniert“ und man müsse die andere Straßenseite auch nicht bei Grün erreichen, teilt das Tiefbauamt mit und beschließt die ausführliche Begründung mit dem Satz. „Wir hoffen, etwas zur Richtigstellung beigetragen zu haben.“

Handgestoppte Grünphase an Durlacher Ampel liegt bei 8,5 Sekunden

Doch das Gegenteil ist der Fall. Denn die handgestoppten Zeiten sind erst recht Grund für eine emotionale Debatte. Nach der Stellungnahme des Tiefbauamts beträgt die Grünphase an der Ampel zehn Sekunden. Doch laut CDU-Ortschaftsrat Andreas Kehrle springt die Ampel bereits nach 8,9 Sekunden wieder auf Rot und bei Ralf Kösters (Grüne) Test sogar nach 8,5 Sekunden.

Ihren Ärger über die Stellungnahme des Amts kann auch Ortsvorsteherin Alexandra Ries (parteilos) nicht verhehlen. „Dieses Thema ist ein Dauerbrenner“, so Ries. „Und immer, wenn das Problem von uns angesprochen wird, lautet die Antwort, dass es gar kein Problem gibt.“

Weil sich der Ortschaftsrat nicht weiter vertrösten lassen will, stellt sich das Gremium auch geschlossen hinter den Antrag und fordert eine Verlängerung der Grünphase. Besonders für Menschen mit Einschränkungen oder Rollator sollte ausreichend Zeit zum Queren der 14 Meter langen Furt eingeplant werden, begründen die Christdemokraten ihren Vorstoß.

Stadt hält Grünzeit an Ampel in Durlach für ausreichend

„Die Grünzeit von Fußgängersignalen ist so lang, dass mindestens zwei Drittel der Furt mit einer normalen Gehgeschwindigkeit von 1,2 Metern pro Sekunde gequert werden können“, hält die Stadt in der Stellungnahme dagegen.

Im Anschluss an die Grünphase werde grundsätzlich eine sogenannte Räumzeit eingeplant, innerhalb derer die gesamte Furt ebenfalls mit Gehgeschwindigkeit gequert werden könne – selbst wenn die Straße erst während der letzten Grünsekunde betreten werde.

An einer anderen Ampel haben Fußgänger nur sechs Sekunden Grün

Die Räumzeit, also die Zeit bis die Autoampeln an der Pfinzstraße auf Grün springen, beträgt laut dem Tiefbauamt an der besagten Furt zwölf Sekunden. Das bedeutet: Schaltet die Fußgängerampel auf Grün, bleiben über 20 Sekunden zum Queren der Pfinzstraße. Wer kurz vor dem Ende der Grünphase losmarschiert, hat immer noch gut zwölf Sekunden.

Das Tiefbauamt geht in seiner Stellungnahme übrigens davon aus, dass die grundsätzlich vorgesehene Räumzeit nicht bekannt sei und immer wieder angenommen werde, dass Fußgänger die andere Straßenseite bei Grün erreichen müssten.

Die kurzen Grünphasen zeigen eben, welche Priorität in Karlsruhe der Autoverkehr hat.
Johannes Ruf
Grünen-Stadtrat

Im Durlacher Ortschaftsrat ist das Prinzip von Grünphase und Räumzeit bei Fußgängerfurten aber sehr wohl bekannt. „Aber die kurzen Grünphasen zeigen eben, welche Priorität in Karlsruhe der Autoverkehr hat“, sagt Grünen-Stadtrat Johannes Ruf.

Nur ein paar Meter weiter sei die Situation noch schlimmer. Am Durlacher Stachus dauert eine Grünphase laut Rufs Stoppuhr nur sechs Sekunden.

nach oben Zurück zum Seitenanfang