Zu einer Solidaritätsveranstaltung mit den mutigen Frauen im Iran hatte die Frauengruppe Feministische Intervention Karlsruhe in das Cafe Palaver eingeladen. Rund 50 interessierte Besucherinnen und Besucher erlebten dort einen gleichsam spannenden wie auch beeindruckenden Vortrag der Frauenrechtsaktivistin Mina Ahadi.
Die aus dem türkisch sprechenden Teil des Iran stammende Vorsitzende des „Komitees gegen Steinigung im Iran“ gab berührende Einblicke in ihr Leben. Ihr Ehemann ist schon in jungen Jahren, als damaliger Physik-Student, vom iranischen Mullah Regime hingerichtet worden. Sie selbst musste ihr Medizin-Studium abbrechen und jahrelang im Untergrund leben.
Beeindruckend die Erzählungen darüber, wie sie die als Kind beobachtete Steinigung von Frauen dank langer Gesprächen mit ihrer Großmutter verarbeiten konnte.
Aktivistin kritisiert „Gleichgültigkeit der zivilisierten Welt“
Seit vielen Jahren setzt sich Mina Ahadi für internationale Frauenrechte ein. 2001 gründete sie das Komitee gegen Steinigungen im Iran. Sie zeigt sich fassungslos darüber, mit welcher Gleichgültigkeit die zivilisierte Welt die frauenverachtenden Zustände in islamistischen Staaten bisher hingenommen hat.
Das Regime muss in Gänze verschwinden.Mina Ahadi, Frauenrechtlerin
Die nun andauernden weltweiten Proteste zum gewaltsam herbeigeführten Tod der 22-jährigen Mahsa Amini wegen eines nicht korrekt getragenen Kopftuches weckt bei Mina Ahadi die Hoffnung, dass sich die politischen Verhältnisse im Iran zukünftig ändern werden. „Eine Reform des Regimes im Iran wird es nicht geben. Die Unterdrückung von Frauen ist quasi die DNA des Regimes. Es muss in Gänze verschwinden“, sagt Mina Ahadi.
Im Iran dauern die Proteste gegen die dortigen Zustände an. Frauen verbrennen ihre Kopftücher und fordern religiöse und sexuelle Freiheiten. Die Staatsmacht reagiert mit brutaler Härte. Bei den landesweiten Demonstrationen seien bisher hunderte Menschen getötet worden, darunter auch einige Jugendliche, beklagt Ahadi. „Der Iran braucht weder eine Monarchie, noch ein Mullah-Regime. Wir wollen einen säkularen Staat und die weltweite Durchsetzung von Frauenrechten erreichen“, gibt sich die Aktivistin kämpferisch.
Kritik an deutschen Politikern
Enttäuscht ist sie von der deutschen Außenpolitik im Hinblick auf den Iran. Viel Applaus bekam sie für ihre deutliche Kritik wegen der überbrachten Glückwünschen des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier an die iranische Staatsführung zum 40. Jahrestages der islamistischen Revolution. Das Mullah-Regime solle international geächtet und nicht durch Glückwünsche aufgewertet werden, so Ahadi.
Auch das Verhalten der Grünen Politikerin Claudia Roth wurde von ihr scharf gerügt. Anstelle geradlinig für die Einhaltung von Frauenrechten zu werben, habe sich Roth bei ihrem letzten Iran-Besuch durch das Tragen eines Kopftuchs bei dem Mullah-Regime angebiedert. Eine feministische Außenpolitik sehe anders aus, darüber war sich die Versammlung einig.