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Ersatz-Omas und -Opas

Die „Mutter der Karlsruher Leihgroßeltern“ nimmt Ende des Jahres ihren Hut

Über ein Vierteljahrhundert vermittelte Sibylle van Schoor Leihomas und -opas an Karlsruher Familien. Nun übergibt sie das Amt an ihre Nachfolgerin Silke Gassner-Kerscher.

Wechsel bei den "Leihomas", Foto: li.: Silke Gassner-Kerscher, re. Sibylle van Schoor
Amtsübergabe: Sibylle van Schoor (rechts) kümmerte sich bislang um die Vermittlung der Leihgroßeltern. Ab Januar ist Silke Gassner-Kerscher dafür zuständig. Foto: Jörg Donecker

Leicht fällt ihr der Abschied nicht: „Ich habe einen Kloß im Hals“, gesteht Sibylle van Schoor. Sie lächelt und doch sei da neben dem lachenden auch ein weinendes Auge.

26 Jahre lang vermittelte van Schoor Leihomas und -opas an Karlsruher Familien. „Das war mein Baby“, sagt die „Mutter der Karlsruher Leihgroßeltern“. Jetzt gibt sie das Amt ab.

Ab Januar wird Silke Gassner-Kerscher im Auftrag des Kinder- und des Seniorenbüros das Projekt „Alt & Jung Hand in Hand – Kinderbetreuung durch Seniorinnen und Senioren“ übernehmen. Gassner-Kerscher kennt die Materie: Sie leitet unter anderem ein Elterncafé beim Paritätischen Wohlfahrtsverband.

Ich freue mich sehr, das ist wirklich ein tolles Projekt.
Silke Gassner-Kerscher, vermittelt künftig Leihgroßeltern

Der neuen Aufgabe blickt die 48-Jährige gespannt entgegen. „Ich freue mich sehr, das ist wirklich ein tolles Projekt“, sagt Gassner-Kerscher. Sie sei froh, auf den großen Erfahrungsschatz zurückgreifen zu können, den Sibylle van Schoor über die Jahre gesammelt hat.

Bei einer Feierstunde im Karlsruher Landratsamt findet die Amtsübergabe statt. Zahlreiche Karlsruher Leihgroßeltern sind gekommen, um van Schoor auf Wiedersehen zu sagen und Gassner-Kerscher zu begrüßen. Gemeinsam erzählt man sich Geschichten von den eigenen Leihenkeln, tauscht Erfahrungen aus.

Einige hier haben keine eigenen Enkelkinder und sind froh über die kleinen Menschen in ihrem Leben. „Es gibt einem sehr viel“, sagt eine ältere Dame. „Ich kann es nur weiterempfehlen.“

Sibylle van Schoor vermittelte hunderte Leihomas und -Opas

Wie viele Leihgroßeltern sie in den vergangenen Jahren vermittelt hat, vermag van Schoor nicht zusagen. „Es waren Hunderte“, sagt die 77-Jährige. Rund 50 Leihomas und -opas sind derzeit aktiv.

Die Liste der Familien, die sich eine solche Bezugsperson wünschen, ist lang, weswegen die Verantwortlichen händeringend nach engagierten Seniorinnen und Senioren suchen. „Viele junge Familien haben keine Großeltern vor Ort“, weiß van Schoor. An sie richte sich dieses Projekt.

Großeltern seien ein Geschenk, hatte van Schoor in der Vergangenheit immer wieder betont. Das müssten auch nicht unbedingt die eigenen sein.

Wir haben ein sehr herzliches Verhältnis.
Renate Scheffel über ihre Leihfamilie

Eine von den alten Hasen unter den Karlsruher Leihgroßeltern ist Renate Scheffel. Leihoma wurde sie bereits vor 20 Jahren. „Carlotta war damals gerade mal drei Monate“, erinnert sich die Karlsruherin.

„Ich habe mit ihr und ihrer Familie so viel erlebt, wir haben ein sehr herzliches Verhältnis“, erzählt Scheffel.

Mit der Leihenkelin nach Paris

Der Kontakt ist nie abgerissen. Anfang des Jahres reiste Scheffel gemeinsam mit ihrer Leihenkelin nach Paris. Demnächst möchte sie die heute 20-Jährige an ihrem Studienort besuchen.

Wenn die eigene Leihenkelin schon erwachsen ist, wäre es da nicht an der Zeit für Nachwuchs? Da lacht Scheffel und schüttelt den Kopf. „Ich bin jetzt 79“, sagt die Karlsruherin . „Da ist es dann auch mal gut.“

„Hier werden Generationen verbunden“, freut sich Christine Hall vom Kinderbüro. Alt und Jung hörten einander zu und könnten so voneinander profitieren. Das Zusammensein sei für beide Seiten ein Gewinn, hat auch Sibylle van Schoor beobachtet. Die „Mutter der Karlsruher Leihgroßeltern“ ist selbst zweifache Oma. „Ich habe gemerkt, wie wohltuend diese Unverblümtheit der Kinder ist“, sagt „Mutter der Karlsruher Leihgroßeltern“.

Ehrenamtliche Leihgroßeltern

Die Warteliste der Familien, die sich eine Leihoma oder einen Leihopa wünschen, ist lang. Deshalb freuen sich Sibylle van Schoor und ihre Nachfolgerin Silke Gassner-Kerscher über engagierte Seniorinnen und Senioren, die Kindern Zeit schenken möchten. Interessierte können sich unter der E-Mail-Adresse altundjung@sjb.karlsruhe.de oder unter der Telefonnummer (07 21) 1 33 51 11 an das Kinderbüro der Stadt wenden.

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