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Vor der Bonifatiuskirche

Mahnwache für die Ukraine geht in Karlsruhe in die 50. Runde

Bald nach Beginn des Ukraine-Kriegs begannen Gläubige der katholischen Bonifatius-Gemeinde in Karlsruhe mit einer wöchentlichen Mahnwache. Jetzt erlebt sie die 50. Auflage.

Mahnwache: Zum 50. Mal gedenken am Donnerstag Abend beim Bonifatiushaus in der Sophienstraße Menschen der Leidtragenden des Kriegs in der Ukraine.
Mahnwache: Zum 50. Mal gedenken am Donnerstagabend beim Bonifatiushaus in der Sophienstraße Menschen der Leidtragenden des Kriegs in der Ukraine. Foto: Detlef Kempfer

Der Satz von Detlef Kempfer ist allen Beteiligten noch gut in Erinnerung: „Wir veranstalten die Mahnwache so lange, bis der Krieg in der Ukraine vorüber ist.“ Das sagte der Mesner von Sankt Bonifatius in der Karlsruher Sophienstraße, nachdem die ersten Meldungen der russischen Angriffe die Runde gemacht hatten. Annähernd ein Jahr ist das jetzt her. Am Donnerstag erlebt die abendliche Mahnwache beim Bonifatius-Haus ihre 50. Auflage.

Es ist so etwas wie ein Jubiläum – aber keines, über dessen Anlass man sich freuen könnte. Und niemand weiß, wie vieler weiterer Mahnwachen es noch bedarf, bis endlich wieder Frieden einkehrt zwischen Russland und der Ukraine. Die Stetigkeit der Mahnwachen von Sankt Bonifatius ist ein Alleinstellungsmerkmal. Andere Kundgebungen mögen zwar größer sein, längerfristig ist in Karlsruhe bislang keine.

Nachrichten aus Kellern und U-Bahn-Schächten

Mesner Detlef Kempfer hat gute Kontakte in die Ukraine. Kurz nachdem der Krieg begonnen hatte, bekam der die ersten Whatsapp-Botschaften aus Luftschutzkellern und U-Bahn-Schächten. Sofort war dem Karlsruher klar, dass hier Hilfe nötig ist. Im Gebet, aber auch konkret.

Die Bonifatius-Gemeinde pflegt im Übrigen schon lange den Austausch mit Menschen aus dem überfallenen Land: Die ukrainisch-katholische Gemeinde feiert ihre Gottesdienste regelmäßig in der Kirche in der Weststadt. Alle zwei Wochen finden dort sonntags um 8.50 Uhr Messfeiern statt.

Viele der Teilnehmer sind auch bei den wöchentlichen Mahnwachen für den Frieden dabei. Sie stehen dann mit Kerzen in den Händen beieinander und denken an die Menschen, die unter dem Krieg zu leiden haben. Sie tauschen die neuesten Informationen aus, zeigen sich auf ihren Smartphones Bilder, die sie aus der Ukraine bekommen haben.

Regelmäßiger Termin ist donnerstags zwischen 19 und 20 Uhr

Zusammen mit Roberto Alcaide vom Gemeindeteam Sankt Bonifatius hat Kempfer die Mahnwachen ins Leben gerufen. Immer zwischen 19 und 20 Uhr halten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer inne. Während draußen die Menschen mit ihren Kerzen der vom Krieg Betroffenen gedenken, wird drinnen in der Bonifatiuskirche der Rosenkranz gebetet.

Doch nicht bloß einen spirituellen Mehrwert haben die Mahnwachen. Hier wird auch ganz konkret geholfen, betont Pfarrer Alexander Hafner von der Seelsorgeeinheit Allerheiligen, zu der Sankt Bonifatius gehört. Schnell war den Teilnehmenden klar, dass die Menschen in den angegriffenen Städten dringend Dinge wie Hygieneartikel benötigen, Kerzen für Stromausfall-Zeiten, oder auch Powerbanks, um ihre Handys nutzen zu können.

Auch Aufrufe nach den Gottesdiensten in Sankt Bonifatius sowie in der Mühlburger Kirche Sankt Peter und Paul hatten eine deutliche Resonanz. Diverse Hilfslieferungen gingen so von Karlsruhe direkt in die Ukraine – etwa nach Lwiw, das früher Lemberg hieß, oder auch nach Uschgorod.

Karlsruher Mesner mit guten Kontakten

Die Transporte organisierte Detlef Kempfer. Er hat bei solchen Projekten viel Erfahrung. Bereits vor drei Jahrzehnten organisierte er während des Balkankriegs entsprechende Fahrten nach Kroatien.

Der Mesner unterhielt schon immer gute Kontakte in die Ukraine. Aber er dachte auch an Kriegsopfer, die nach Karlsruhe geflüchtet sind. Um ihnen Hilfestellung zu geben, begannen die Organisatoren der wöchentlichen Mahnwachen, donnerstags abends auch Hilfsgüter zu verteilen. Oft sind es Kleidung, Spielzeug, Kinderbücher und Lebensmittel.

Pfarrer Alexander Hafner ist dankbar für alle Hilfe, die die Gemeinde weiterreichen kann. „Zugleich macht es mich sehr traurig, dass der Krieg noch immer andauert“, sagt der Geistliche.

Auch wenn die Nachrichten aus der Ukraine oft abstrakt bleiben und häufig allein von Geländegewinnen und strategischen Fragen die Rede ist: „In dem Land sterben gewaltsam Menschen, ständig müssen Gefallene beerdigt werden.“ Diese Dimension, das menschliche Leid, dürfe man nicht vergessen.

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