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Kundgebung auf dem Marktplatz

Mai-Demo zieht durch die Karlsruher City – Schweigeminute für Kriegsopfer

Erstmals seit Beginn der Pandemie gab es am Sonntagvormittag in Karlsruhe wie früher gewohnt eine gemeinsame lautstarke Feier des 1. Mai. Sie stand im Zeichen des Ukraine-Krieges und seiner Folgen.

Laut und bunt: Zum ersten Mal seit drei Jahren zog am Tag der Arbeit wieder ein von den Gewerkschaften angemeldeter Demonstrationszug durch die Karlsruher City. Zur Abschlusskundgebung kamen rund 800 Menschen auf den Marktplatz.
Zum ersten Mal seit drei Jahren zog am Tag der Arbeit wieder ein von den Gewerkschaften angemeldeter Demonstrationszug durch die Karlsruher City. Foto: Rake Hora/BNN

Die Plakate und Aufrufe sind bunt und vielfältig: „Eine sichere Zukunft für alle Beschäftigten“, wird da etwa gefordert und auch auf die steigende Inflation verwiesen. „Miete, Essen, Sprit – alles viel zu teuer“, steht auf einem Transparent. „Krankenhaus statt Fabrik“, ist anderswo zu lesen.

Die Farbe Rot ist beim traditionellen Arbeitertag dominierend, beim Demonstrationszug – und wenig später auch am Karlsruher Marktplatz. Erstmals seit Beginn der Pandemie gibt es am Sonntagvormittag wieder eine gemeinsame lautstarke Feier des 1. Mai.

Die Szenerie ist fast etwas unwirklich, nach den Einschränkungen und Kontaktregeln der vergangenen Monate. Die Menschen versammeln sich, tun dies überwiegend auch ohne Maske „Solidarität braucht Nähe“, sagt der DGB-Kreisvorsitzende Dieter Bürk. Wie von früher gewohnt, zeigt sich am Sonntag ein bunter Reigen von Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretern gemeinsam im öffentlichen Raum.

Fahnen und Transparente verschiedener Gewerkschaften in Karlsruhe

Man sieht Fahnen und Transparente von IG Metall, Verdi, GEW, Bergbau- und Eisenbahnvertretern. „Gemeinsam Zukunft gestalten 2022“, lautet das Motto. Ein dominantes Thema aber bleibt der Krieg in der Ukraine, mit Auswirkungen bis hierher.

Um 10 Uhr haben sich am Festplatz, südlich der City, etwa 400 – überwiegend junge – Gewerkschafter und Arbeitnehmervertreter aufgestellt und bereit gemacht zu der ersten gemeinsamen Demonstration seit 2019. Durch die Ettlinger-, die Baumeister und die Rüppurrer Straße geht es zur östlichen Kaiserstraße und von dort zum Marktplatz. Unterwegs werden Lieder gesungen: das „Völker hört die Signale“, als Leitmotiv der „Internationale“, einst Kampflied der sozialistischen Arbeiterbewegung.

Und es sind Rufe zu hören, etwa: „Ohne Streik wird sich nichts ändern“. Auch für einen Nulltarif bei den öffentlichen Verkehrsmitteln wird geworben. Von den politischen Parteien sind Vertreter von SPD und Grünen sowie der Linken zu sehen.

Mentrup sieht Kundgebung auch künftig auf dem Marktplatz

DGB-Mann Dieter Bürk spricht von „einer Generalprobe“, die es voriges Jahr auf dem Marktplatz gegeben habe. Damals war die Mai-Kundgebung noch dreigeteilt, mit jeweils eigenen Ständen verschiedener Einzelgewerkschaften am Marktplatz, hinter der Postgalerie und am Kronenplatz. Jetzt wird wieder gemeinsam gefeiert. Zu Beginn der Kundgebung vor dem Rathaus blitzt die Sonne durch.

Der Oberbürgermeister spricht freudig von „einem trotz Corona belebten Marktplatz“. Und er macht deutlich, wo er sich künftig die Maifeier – die lange einen Stammplatz im Stadtgarten hatte – wünscht: „Die Mai-Kundgebung gehört ins Zentrum, mitten in die Stadt“, sagt der SPD-Politiker Frank Mentrup vor zeitweilig bis zu 800 Menschen auf dem auch mit Ständen gefüllten Platz rund um die Pyramide.

Schweigeminute für Kriegsopfer in der Ukraine

Der Krieg in der Ukraine bleibt auch an diesem Tag ein dominantes Thema. „Wir dürfen in den Zeiten des Krieges aber die Menschen in anderen Regionen nicht aus dem Blick verlieren“, mahnt der DGB-Chef Bürk, der zu einer Gedenkminute für die Opfer von Krieg und Gewalt aufruft.

Auch der Hauptredner an dem Vormittag, Verdi-Landesbezirksleiter Martin Gross, beginnt seine Ausführungen mit Ermahnungen. Der russische Angriffskrieg „sei durch nichts zu verantworten“, sagt er. Tausende Opfer seien zu beklagen, Hunderttausende eingekesselt. Und er zitiert Willy Brandt: „Frieden ist nicht alles, aber ohne Frieden ist alles nichts.“ Nicht ohne auf die Auswirkungen auch auf das Leben in Westeuropa zu verweisen.

Forderung nach Erhöhung des Spitzensteuersatzes

„Wir brauchen Arbeit, Wohnraum, Kita- und Schulplätze auch für die Flüchtlinge“, sagt er. Dafür müssten dann „auch die Superreichen einen Beitrag leisten“. Ohnedies drohe eine neue soziale Schieflage, durch eine steigende Inflation – und vor dem Krieg schon hohe Energiepreise. Lob gibt es für die Stadt Karlsruhe, die – auf Betreiben des Personalrats und mit der Zustimmung der Rathausspitze „die sachgrundlose Befristung bei städtischen Jobs abgeschafft habe“.

Aber auch die sozialen Berufe im Erziehungs-, Gesundheits- und Pflegebereich „müssten deutlich aufgewertet werden“. Es brauche zudem einen höheren Spitzensteuersatz, sagt er, der sich überzeugt zeigt: „Geld ist genug da“.

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