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Hohe Auszeichnung

Maria Rave-Schwank aus Karlsruhe erhält Bundesverdienstkreuz

1962 begann der lange Weg von Maria Rave-Schwank im Bereich der Psychiatrie. Heute – mehr als 60 Jahre später – wird die 87-Jährige für ihre Verdienste in und um Karlsruhe mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Mann überreicht Urkunde an Frau
Große Ehre: OB Frank Mentrup überreicht das Bundesverdienstkreuz im Namen des Bundespräsidenten an Maria Rave-Schwank. Foto: Jörg Donecker

Damals, im Jahr 1962, als Maria Rave-Schwank beschloss, ihre Facharztausbildung im Bereich Psychiatrie zu beginnen, war dies geradezu revolutionär – für eine Frau. Die junge Ärztin absolvierte an der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg ihre Weiterbildung zur Psychiaterin und Psychotherapeutin.

Welche Auswirkungen diese Entscheidung hatte, beschreibt die gebürtige Karlsruherin, die in diesem Jahre ihren 88. Geburtstag feiert, in ihrem aktuellen Buch „Aufbruch in der Psychiatrie“. Sie blickt darin auf die vergangenen 60 Jahre zurück.

Bewegende Geschichte

In diesem Buch beschreibt Rave-Schwank auch, warum sie diese Fachrichtung wählte: „Während meines Medizinstudiums in München musste ein Freund wegen seiner Abhängigkeit von Valium zum Entzug in das Psychiatrische Landeskrankenhaus. Als ich ihn in der ersten Woche auf einer geschlossenen Männerstation besuchte, erkannte ich ihn nicht wieder, unrasiert und in Anstaltskleidung.“

Diese Eindrücke waren für sie so prägend, dass sie sich als junge Ärztin für nötige Reformen einsetzte. So arbeitete sie bereits 1971 in der Psychiatrie-Enquête mit. „Von Anfang an war es mir wichtig, auch das Pflegepersonal, die größte Mitarbeitergruppe, in die nötigen Veränderungsprozesse einzubinden“, sagt sie.

„Sie sollten nicht nur Ordnungspersonen sein und die Aufsicht führen, sondern den Patienten auf dem Weg zur Gesundung begleiten“, erklärt Rave-Schwank.

Rave-Schwank prägte das Städtische Klinikum

Auch während ihrer Zeit an der Psychiatrischen Klinik des Städtischen Klinikums Karlsruhe, deren Direktorin sie von 1990 bis 2000 war, setzte sie Akzente für eine bessere Lebensqualität der Patienten und für deren Entstigmatisierung.

Deutlich wird dies an dem Schriftzug: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Diesen Satz aus Artikel 1 des Grundgesetzes ließ sie im Foyer der Klinik anbringen.

Buch über Euthanasieopfer

Eine wichtige Station für Rave-Schwank war ihre Tätigkeit im Philippshospital. In dieser hessischen Klinik kam sie 1979 erstmals mit den Schicksalen von Euthanasieopfern in Berührung. In einem Kellerarchiv fand sie entsprechende Krankenakten und begann nachzuforschen. Sie fand damit ein Thema, das sie bis heute begleitet.

So veröffentlichte sie im Jahr 2019 das Buch „Gegen die Macht des Vergessens“. Zusammen mit Angehörigen von Opfern und Mitgliedern der Karlsruher Gruppe der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie (DGSP) veröffentlichte sie darin die Lebensgeschichte von Karlsruher Opfern des Euthanasieprogramms der Nazis.

Bundesverdienstkreuz als Anerkennung

Für ihr langjähriges Engagement hat Maria Rave-Schwank nun das Bundesverdienstkreuz erhalten, verliehen vom Bundespräsidenten, überreicht von Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD).

„Das berufliche und ehrenamtliche Lebenswerk von Maria Rave-Schwank war immer von Engagement und Hingabe geprägt“, stellt Mentrup fest.

„Sie setzte sich für eine Sozialpsychiatrie ein und für die Einführung einer menschlichen Psychiatrie.“ Nach Ansicht von Rave-Schwank konnten die Veränderungen glücken, weil „klare Ziele formuliert wurden, weile es eine verlässliche Unterstützung durch Gleichgesinnte gab und weil alle viel Geduld hatten“.

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