An der Talstation der Turmbergbahn in Durlach steht der mit Abstand prominenteste Bundestagskandidat im Wahlkreis Karlsruhe-Stadt.
Der Landesvorsitzende der Liberalen in Baden-Württemberg, Michael Theurer, lässt sich von Karlsruher Parteifreunden die Pläne für die Verlängerung der ältesten noch fahrenden Standseilbahn Deutschlands erklären. Dann steigt die kleine Männerrunde in einen der nostalgischen Zwillingswagen. Eine Fahrt auf Karlsruhes Hausberg ist Höhepunkt der Stippvisite im Wahlkreis.
Am Morgen ist der 54-Jährige bei Freiburg schon auf einen Berg gejoggt – Theurer startet gern flott in den Tag. Im Wahlkreis Karlsruhe-Stadt, wo auch Ex-Bundesaußenminister Klaus Kinkel für die Jahre 1994 bis 2002 sein Mandat als Bundestagsabgeordneter der FDP holte, tritt er zum zweiten Mal an.
Als die Liberalen 2017 nach vierjähriger Pause in den Bundestag zurückkehrten, war Theurer als Spitzenkandidat der FDP-Landesliste dabei. Seither ist das Präsidiumsmitglied der FDP-Bundespartei stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion.
Mobilität, Barrierefreiheit, Parkdruck: Das Erneuerungsprojekt am Turmberg kommt Theurer gelegen, um FDP-Positionen klarzumachen. „Immer mehr Menschen wollen heute mobil sein“, unterstreicht er.
Theurer sieht gutes Fahrwasser in Karlsruhe
Auch denen, die sich mit Rollator bewegen, müsse die Gesellschaft das Erlebnis ermöglichen, „auch das Naturerlebnis“. Die Bahnfahrt attraktiver machen, sodass weniger Besucher mit dem Auto auf den Berg fahren und dort parken – das sei der Ansatz der Liberalen.
Auf City-Logistik-Konzepte müssen wir setzen in der Großstadt.Michael Theurer, FDP-Kandidat in Karlsruhe
Für die Karlsruher Innenstadt sieht Theurer die Lage ähnlich. „Wir wollen das Auto nicht aus der City verdrängen“, betont er.
Stattdessen verspricht sich der FDP-Spitzenmann viel von dem Ziel, Güter mit Stadtbahnen der Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) zu transportieren: „Auf solche City-Logistik-Konzepte müssen wir setzen in der Großstadt Karlsruhe.“
Technologie und Innovation sind Faktoren in der FDP-Formel
Der individuelle innerstädtische Autoverkehr lasse sich dann über die Parkgebühr steuern. „Da kann jeder selbst entscheiden, wofür er zahlen will.“
Wo nötig, will der frühere Europaabgeordnete „Verkehr beruhigen und verlangsamen, anstatt ihn komplett auszuschließen“.
Die Situation in seinem Wahlkreis sieht er aber entspannt: „Die Befahrbarkeit der City schadet der Lebensqualität in Karlsruhe meiner Meinung nach nicht.“ Dazu habe seinerzeit auch FDP-Bürgermeister Ullrich Eidenmüller in der heutigen Fahrradhauptstadt Karlsruhe gute Grundlagen gelegt.
Ich bin fasziniert vom KIT.Michael Theurer, FDP-Bundestagskandidat
Innovationen stellt Theurer in seiner Plakatkampagne in den Mittelpunkt und sieht auch dafür in Karlsruhe beste Bedingungen. „Ich bin fasziniert vom KIT“, sagt er.
Dessen Energy Lab habe er mehrfach besucht, ebenso ein Start-up-Unternehmen, das E-Kerosin für klimaneutralen Flugverkehr entwickeln will. Auch von der MiRO am Rhein verspricht sich der FDP-Kandidat Fortschritt durch synthetische Kraftstoffe. „Das ist Klimaschutz à la Theurer in Berlin“, sagt er.
Zu effektivem Klimaschutz gehört für Theurer noch mehr: „Ein harter CO2-Deckel plus ein wirksamer Handel mit Emissionszertifikaten, bei dem die entscheidenden Bereiche Verkehr, Wärme und Kälteerzeugung und Landwirtschaft eingeschlossen sind.
Nur so werden die Ziele erreicht.“ Die FDP-Formel sei „ein klarer marktwirtschaftlicher Rahmen“, der ökologische Anreize setzt, dazu „technologischer Fortschritt mit globalem Effekt“, so Theurer: „Weltweit sind eine Milliarde Verbrennungsmotoren im Einsatz.“
Geld vom Bund für Digitalisierung – und auch für Luftfilter?
Theurer war der jüngste Oberbürgermeister Deutschlands, als ihn 1995 die Menschen in Horb am Neckar als 27-Jährigen in das Amt wählten. Dass die Kommunen zur Digitalisierung der Schulen über den Digitalisierungspakt auch Geld vom Bund bekommen, sieht er als Erfolg der FDP.
Dringend sei ein ähnliches Sonderprogramm für Filteranlagen in den Schulen – die seien übrigens „überwiegend Made in Germany“. Ab September müsse es flächendeckend schrittweise losgehen. „Das ist eine hohe Investition, die sich aber auf Dauer rechnet“, sagt der FDP-Kandidat. „Bund und Land müssen dabei helfen.“
Zur Serie
Der Wahlkampf für die Bundestagswahlen am 26. September ist in vollem Gange. In einer losen Serie stellen die BNN die Kandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien vor. Bereits erschienen sind Michael Brandt von den Linken am Donnerstag, 19. August, Zoe Mayer von den Grünen am Freitag, 20. August, und Parsa Marvi am 31. August.