Schnelltests mit Bescheinigung - diese Eintrittskarte für mehr Möglichkeiten im coronabeschränkten Alltag erreicht am Samstag Morgen den letzten Winkel Karlsruhes. Der Durlacher Ortsverband des Roten Kreuzes in Kooperation mit der Eisbär-Apotheke richtet für drei Stunden im ökumenischen Gemeindezentrum eine Teststation ein.
Pünktlich um 10 Uhr kommt eine ältere Dame. Sie braucht den Test, um eine Bekannte in der Reha in Langensteinbach besuchen zu können. Kurz danach kommt Wesam Alnuseiat. „Ich will heute in die Stadt, um einkaufen zu können“, sagt der junge Mann. Für welches Geschäft er ihn genau braucht, weiß er noch nicht. „Mal vorsorglich“, sagt er. Seine Ehefrau folgt in wenigen Minuten, sie braucht ihn für den Friseurbesuch.
Lange Schlange in der Kaiserstraße
Für die Rotkreuzhelfer aus Durlach ist dies eine gute Gelegenheit, Präsenz zu zeigen, erklärt Vorsitzender Bernhard Warter. In den kommenden Wochen bauen sie immer wieder an anderen Orten ihre Teststation auf.
Das Wunschziel Innenstadt hat aber beschränkte Möglichkeiten. An der Teststation der Zentral-Apotheke in der Kaiserstraße bildet sich schon um 11 Uhr eine lange Schlange, teilweise bis zu 50 Meter. „Wir wollen verreisen,“ sagt ein Ehepaar, und zwar zur Familie in Bosnien.
Eine geduldig wartende Mutter mit zwei Kindern erklärt: „Wir wollen einkaufen - und zwar bei Karstadt“. In der Tat hat es das Unternehmen geschafft, bereits am Samstagmorgen seine Tore für Kunden mit beglaubigten Schnelltest zu öffnen - allerdings verlieren sich nur wenige Kunden im Kaufhaus.
Neue Regelung hat Handel überrascht
Erst am Freitagabend hat das neue Bundesinfektionsschutzgesetz ab Samstag die Möglichkeit eröffnet, dass bei einer Inzidenzzahl von 100 bis 150 Geschäfte für Click &Meet öffnen können, aber nur mit einem beglaubigten negativen Schnelltest. Allerdings konnten sich nicht mehr viele Geschäfte darauf einstellen, nur wenige nutzen die Möglichkeit.
Beispielsweise sind die Tore von Breuninger geschlossen, genauso von P&C, wo man aber auf Öffnung am Montag hinweist. An der Schnellteststation entsteht eine Debatte unter den Wartenden, von denen viele einkaufen wollen. „Das ist alles nicht durchdacht“, sagt eine junge Frau. Ein anderer fragt: „Sind unsere Politiker noch ganz dicht?“
Test für Trip in die Pfalz
Szenenwechsel: An der Schnellteststation von dm beim Durlach-Center ziehen sich zwei Mitarbeiterinnen kurz vor 11 Uhr die Schutzausstattung an. Ihr Tag ist eng getaktet, alle 90 Testtermine für den Tag – im Vier-Minuten-Abstand – sind bis auf einen bereits online gebucht.
Der erste Kunde, ein junger Mann aus Karlsruhe will zum Friseur. „Das ist auch dringend notwendig“ schmunzelt er. Er hält den Aufwand für vertretbar. Als nächstes wartet ein jungen Pärchen, ebenfalls aus Karlsruhe. Der Grund: „Wir fahren gleich mit der Bahn nach Neustadt in der Pfalz, um dort auf der Terrasse eines Restaurants essen gehen zu können“.
Man wolle einfach ein Stückchen Normalität zurück. Und die junge Frau fügt mit ordentlich Wut im Bauch hinzu: „Uns steht es alles hier oben!“
Christian Harms, dm-Geschäftsführer und verantwortlich für das Projekt dm Corona-Schnelltest-Zentren, gegenüber den BNN: „Derzeit betreiben wir sechs dm-Corona-Schnelltest-Zentren in Karlsruhe. Pro Tag werden in jedem unserer Testzentren bis zu 90 Tests durchgeführt. Die Bürgerinnen und Bürger nehmen die Möglichkeit, sich testen zu lassen, sehr gut an. Nicht nur hier in Karlsruhe sind die Termine schnell vergeben.“
Nach letzter städtischer Zählung gibt es in Karlsruhe 171 Einrichtungen, Dienstleister oder Praxen, die zertifizierte Schnelltests anbieten.