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Mitgliederschwund

Welche Karlsruher Kirche wird als erste verkauft?

Die Evangelische Kirche muss sich von mindestens einem Drittel ihrer Karlsruher Immobilien trennen. Auf der Stadtsynode wird darüber geklagt, dass es manche Stadtteile besonders trifft.

Christuskirche
Bleibt auf jeden Fall ein Gotteshaus: Die Christuskirche am Mühlburger Tor. Foto: Jörg Donecker

Die christlichen Kirchen klagen seit Jahren über massiven Mitgliederschwund, der in der Katholischen Kirche durch diverse Skandale zuletzt noch an Dynamik gewonnen hat. Doch auch die Evangelische Kirche muss sich auf schwierige Zeiten einstellen.

Die Ende vergangenen Jahres neu gewählte EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschuss sprach in diesem Zusammenhang von einer anstehenden Erneuerung, „deren Ausmaß und deren Radikalität wir wohl alle erst zaghaft ahnen.“

Das gilt wohl auch für die Evangelische Kirche in Karlsruhe, die in den kommenden Monaten entscheiden muss, welche kirchlichen und gemeindlichen Gebäude noch erhalten werden können und von welchen man sich – auch aus finanziellen Gründen – wird trennen müssen.

Evangelische Kirche muss ein Drittel ihrer Karlsruher Immobilien verkaufen

Am Freitagabend nahm die Stadtsynode zur Kenntnis, dass sie in den nächsten zehn Jahren mindestens 30 Prozent ihrer Gebäude wird verkaufen müssen. Stadtdekan Thomas Schalla stimmte die Mitglieder der Stadtsynode sogar auf noch härtere Zeiten ein. „Ich rechne nicht damit, dass wir dauerhaft viel mehr als die Hälfte der Gebäude halten können.“

Aktuell besitzt die Evangelischen Kirche in Karlsruhe insgesamt 54 Gebäude, 30 davon sind Kirchen, hinzu kommen 24 Gemeindehäuser. Eingruppiert werden diese Gebäude anhand eine Ampelliste, wobei „grüne“ Gebäude als unbedingt erhaltenswert gelten, rot markierte Gebäude jene sein werden, von denen man sich als erstes trennt. Der grüne und der rote Bereich sollen jeweils 30 Prozent der Gebäude umfassen, der mittlere, gelbe Bereich wird mit 40 Prozent angegeben.

Erhaltenswert? Ampelsystem gruppiert Kirchen und Gemeindehäuser ein

Am Freitag ging es zunächst um die grün markierten Gebäude, die unbedingt für die Kirche erhalten bleiben sollen und da steht an an erste Stelle die Stadtkirche am Marktplatz, gefolgt von der Christuskirche am Mühlburger Tor und dem Gemeindehaus der Christuskirche mit dem Albert-Schweitzer-Saal in der Reinhold Frank-Straße.

Was auf den ersten Blick unproblematisch erscheint, löste in der Debatte dann doch einige Kritik aus. Einer der rund 100 Delegierten sah eine zu große Konzentration der 16 ausgewählten Objekte in der Stadtmitte, während große Bereiche – unter anderem in Mühlburg und Neureut – weiße Flecken bildeten. Nach Schallas Worten geht es bei der grünen Liste zunächst aber nur um die wichtigsten Pfeiler, die gesetzt werden. Die Lücken können und sollen später mit Hilfe der gelben Liste geschlossen werden.

Dass sich die Gläubigen zumindest teilweise auf längere Wege einstellen müssen, sei aber nicht zu vermeiden. Das Ergebnis der Entscheidungsfindung werde für viele sicherlich brutal sein, doch letztlich führe kein Weg daran vorbei, die Evangelische Kirche „enkelfest“ zu machen.

Schon zuvor hatte Fabian Kerl, der Vorsitzende im Bauausschuss des Stadtkirchenbezirks, nochmals erläutert, auf welcher Grundlage die Gebäude in die unterschiedlichen Kategorien eingruppiert wurden. Mit Hilfe einer umfangreichen Matrix, in der es auch um finanzielle Aspekte und Folgekosten ging, wurden Punkte verteilt. Was können sich die Kirchengemeinden dauerhaft leisten?

Die Arbeit hat sich keiner leicht gemacht.
Jutta Scheele-Schäfer, Vorsitzende der Stadtsynode Karlsruhe

Dabei spielt zunehmend auch die ökologische und energetische Ausgangslage eine Rolle. Aber auch der ideelle Aspekt, was ein Gebäude für die Gemeinde besonders wertvoll macht, spielt laut der Vorsitzenden der Stadtsynode, Jutta Scheele-Schäfer, eine gewichtige Rolle. „Die Arbeit hat sich keiner leicht gemacht.“

Noch sei auch nichts beschlossen, dies soll in Bezug auf die grüne Liste erst im September geschehen. Die komplette Liste und damit auch die Antwort auf die Frage, von welchen Gebäuden man sich binnen der nächsten Jahre trennen muss, wird nach derzeitigem Plan im Herbst kommenden Jahres beschlossen.

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