
Die Kapern im Sozialen Garten bei Wolfartsweier haben überlebt. Die Pfirsiche zeigen schon winzige Fruchtansätze, auch die Feigen machen sich prächtig. Der gärtnerische Betrieb läuft, wenn auch auf Sparflamme, trotz der Insolvenz des Trägers, der gemeinnützigen Karlsruher GmbH Initial.
Noch immer ist das soziale, ökologische und nicht kommerzielle Gärtnern in Wolfartsweier und in der Fritschlach in Daxlanden akut und existenziell gefährdet. Optisch wahrnehmbar ist das aber kaum. Vielleicht am ehesten daran, dass die Pracht der Tulpen in diesem Frühjahr ein wenig verpufft, weil die allermeisten im Beet verblühen werden.
Tulpen welken im Sozialen Garten ungeschnitten
Das mag der eine oder andere bedauern, der das Schauspiel beim Wochenendspaziergang besichtigt. Ein wirtschaftliches Problem ist es aber nicht, erklärt die Agraringenieurin Birgit Horstmann. Verkauft wird ohnehin nichts, was im Sozialen Garten sprießt. Und den Pflanzen schade es nicht. Sie hätten es sogar leichter, wenn sie ungeschnitten welken dürfen.
Unermüdlich investieren die beiden bisher hauptamtlich in den Sozialen Gärten beschäftigten Fachkräfte, neben Birgit Horstmann auch der Gärtnermeister Daniel Schlager, Tag für Tag auf der Anlage ihren Sachverstand, Zeit und Arbeitskraft. Gemeinsam mit täglich drei bis vier freiwilligen Helfern halten sie die Gewächshäuser und Freiflächen in Schuss. Bisher mit Erfolg.
Laut Horstmann halten auch einige der zuletzt 50 Teilnehmer des Projekts Kontakt. Es sind vom Jobcenter vermittelte Frauen und Männer ohne Perspektive auf dem regulären Arbeitsmarkt. „Sie fragen nach, ob es wieder weitergeht“, berichtet die Agraringenieurin.
In zehn Tagen kann der Gemeinderat grünes Licht geben
Ja, es geht aller Voraussicht nach mindestens dieses Jahr weiter. Für das Jahr 2023 könnte die Arbeitsförderung Karlsruhe einspringen, so Bürgermeisterreferent Faris Abbas aus dem Sozialdezernat der Stadt. In zehn Tagen, am 25. April, hat der Gemeinderat darüber zu entscheiden, ob der bisherige Zuschuss der Stadt für den Sozialen Garten, knapp 140.000 Euro pro Jahr, entsprechend umgewidmet wird.
In Überlegungen, wer den Sozialen Garten auf Dauer tragen könnte, kommt der Verein Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) „Karotte“ Karlsruhe ins Spiel. Gedacht ist an eine Kooperation mit der Arbeitsförderung. Die Aktiven der solidarischen Landwirtschaft wären für den gärtnerischen Teil zuständig, die städtischen Arbeitsförderer für die Sozialarbeit.
Es wäre ein großer Sprung, eine ganz andere Dimension.Faris Abbas, Referent Sozialdezernat
Auf die Schnelle sei diese Kooperation für den basisdemokratisch organisierten Verein nicht zu realisieren, betont Abbas: „Es wäre ein großer Sprung, eine ganz andere Dimension.“ Die SoLaWi-Aktiven sollen daher genug Zeit bekommen für die wichtige interne Abstimmung.
Viel Erfahrung damit, Menschen in schwierigen Lebenslagen Arbeit und Beschäftigung anzubieten, die den Tag strukturiert, hat die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Karlsruhe. Zu einem Engagement im Sozialen Garten oder gar einer Übernahme teilt der große Karlsruher Verband der Wohlfahrtspflege auf Anfrage mit, sie sei „interessiert, aber ergebnisoffen“.
Das Finanzierungskonzept für den Sozialen Garten ist ein Kernproblem. Die Höhe der Sätze, die das Jobcenter pro Teilnehmer zahlt, sollten Gegenstand von Verhandlungen werden, fordern Unterstützer des Sozialen Gartens. Derzeit läuft der gärtnerische Betrieb auch dank Spenden weiter seit der coronabedingten Insolvenz von Initial in der ersten Märzhälfte.
Mit Ideen zum Erhalt des Sozialen Gartens meldet sich nach den Grünen und der CDU im Gemeinderat jetzt auch Die Linke. Die Zeit dränge, damit Menschen ohne Erwerbsarbeit wieder im biologischen Anbau von Obst und Gemüse tätig werden könnten, um soziale Einrichtungen in Karlsruhe zu beliefern. Eine Interimslösung mit der Übernahme der hauptamtlich Beschäftigten zur Anleitung und Betreuung der Projektteilnehmer – etwa bei den Arbeitsförderungsbetrieben der Stadt – sei deshalb „kurzfristig notwendig“.
Kontakt
Wer den Sozialen Garten unterstützen möchte, zum Beispiel als Sponsor, mit einer Spende oder durch ehrenamtliche Mitarbeit, wird gebeten, mit einer Mail an sozialer.garten.ka@web.de Kontakt aufzunehmen.