Im Einzelhandel beobachtet die Industrie- und Handelskammer (IHK) Karlsruhe einen zunehmenden Leerstand, der inzwischen auch die großen Städte erreicht hat. Eine „Talfahrt“ sei das aber zumindest in Karlsruhe nicht, zeigt sich Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) überzeugt.
„Es ist eine Umwandlung. Besonders im Bereich Kaiserstraße geschieht eine tiefgreifende Veränderung“, sagte der Karlsruher Rathauschef am Freitag auf einer Pressekonferenz.
Eingeladen hatte die TechnologieRegion Karlsruhe (TRK), um über die Inhalte ihrer Regionalkonferenz vom Vortag zu berichten. In deren Mittelpunkt stand die Vorstellung des neuen Gewerbemietspiegels durch Makler Bernd Fleischer. Ans Mikrofon trat er in seiner Rolle als Vorsitzender des IHK-Ausschusses für Immobilien und Standortentwicklung.
Mentrup rechnet mit größeren EG-Flächen und weniger in Handel in Obergeschossen
Auf die Innenstädte wirkt sich nach Schilderung Fleischers mehr und mehr die Verlagerung des Einkaufs in den Onlinehandel aus. Ohne Lebensmittel komme der auf einen Marktanteil von 21,1 Prozent, bei Mode auf fast 50.
Auch bei Elektronik ist er hoch. „Es geht um Sortimente, die bislang den Einzelhandel in den Städten prägen“, erklärt IHK-Referent Nicolas Schruff. Denen stehe deshalb ein Transformationsprozess bevor. Schruff spricht von einem „Gesundschrumpfen“.
In Karlsruhe zeige sich das exemplarisch an den Plänen von Peek & Cloppenburg, sagt Mentrup. Das Unternehmen baut bald neu und plant künftig mit einer kleineren Verkaufsfläche. „Die Erdgeschoss-Lagen sind immer noch attraktiv“, ist sich der OB sicher. Oft seien sie aber zu klein, daher rechne er mit Zusammenlegungen. Keine Zukunft als Einkaufsfläche sieht er hingegen für viele Obergeschosse.
Leerstand bei Büroflächen in Karlsruhe unter drei Prozent
Wie hoch der Leerstand im Karlsruher Einzelhandel ist, bleibt offen. Für Büroflächen nennt die IHK dafür eine Zahl aus dem Jahr 2021. Damals lag die Quote bei 2,95 Prozent, zitiert die IHK das Unternehmen Thomas Daily, das deutschlandweit Daten zu Gewerbeimmobilien sammelt und auswertet. Mentrup sieht das als klaren Beleg für die anhaltend große Nachfrage in Karlsruhe.
Für den Mietspiegel hat das IIB-Institut im Auftrag der IHK Angebotspreise für Gewerbeimmobilien ausgewertet – für Büro-, Hallen- und Lagerflächen aus den vergangenen 24 Monaten, für den Einzelhandel über eine Zeitspanne von vier Jahren. Über die Entwicklung sagen die veröffentlichten Zahlen nichts aus. Einerseits liegt die vergangene Erhebung zehn Jahre zurück. Andererseits liefert das Papier lediglich grobe Richtwerte zu den Angeboten.
Es sagt nichts über tatsächlich bezahlte Mietpreise aus. Vor allem im Handel lasse sich ein deutlicher Rückgang der Mieten beobachten, heißt es dennoch aus den Reihen der IHK. „Der Hype vorher war ungesund“, kommentiert Mentrup.
