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Neue Debattenkultur fürs Kunstmuseum

Kunstministerium stellt neuen Leiter der Kunsthalle in Karlsruhe vor

Der künftige Karlsruher Kunsthallenchef Frédéric Bußmann will die Umbauzeit des Hauptgebäudes als Experimentierphase nutzen.

Frédéric Bußmann (links), Petra Olschowski und Florian Trott
„Müssen uns um unser Publikum bemühen – ihm auch Vergnügen und Unterhaltung bieten“: Frédéric Bußmann (links) mit Kunstministerin Petra Olschowski und Kunsthallen-Geschäftsführer Florian Trott. Foto: Bruno Kelzer

Die fantastische Sammlung aus über 500 Jahren Kunstgeschichte habe ihn nach Karlsruhe gelockt, sagte der künftige Direktor der Staatlichen Kunsthalle, Frédéric Bußmann – und die Nähe zu Frankreich.

Er sei bei Paris geboren, der Blick dorthin sei ihm wichtig, und die Verbindung der Kunsthalle zu den französischen Museen wolle er intensivieren. „Ich komme aus der klassischen Kunstgeschichte“, betonte er am Donnerstag bei einem Pressegespräch in Karlsruhe.

Aber jenseits von Ausstellungsprojekten und dem hohen Niveau der wissenschaftlichen Arbeit, die an der Kunsthalle geleistet werde, müsse sich ein Museum auch als gesellschaftlicher und politischer Akteur vor Ort etablieren – die Kunsthalle will er als „Ort der Debatten“ entwickeln.

Institution befindet sich in einem Transformationsprozess

„Wir haben einen überaus erfahrenen neuen Leiter für die traditionsreiche Kunstsammlung gewinnen können, das ist wichtig für ein Museum mit schönem Haus und enormem Renommee“, sagte Kunstministerin Petra Olschowski, die zur Vorstellung Bußmanns nach Karlsruhe gekommen war.

Die Institution befinde sich in einem Transformationsprozess – der schwierig sei, weil das Hauptgebäude geschlossen sei, aber auch gut, weil der so wichtige Umbau begonnen habe.

Dem Land Baden-Württemberg als Träger der Kunsthalle Karlsruhe sei besonders wichtig, dass die bisherige Linie der Kunsthalle fortgesetzt werde – mit dem Ende April öffnenden Interim im ZKM ergeben sich aber auch Chancen für neue Blickwinkel und Möglichkeiten, ein neues Publikum ansprechen zu können, so Olschowski.

Bußmann übernimmt am 1. August

Am 1. August übernimmt der 48-jährige promovierte Kunsthistoriker Bußmann die Leitung der Kunsthalle als Nachfolger der derzeitigen Direktorin Pia Müller-Tamm, die Ende April in Ruhestand geht.

Dafür wird er seinen Posten als Generaldirektor der Kunstsammlungen Chemnitz vorzeitig aufgeben. Seit 2018 ist er als Generaldirektor zuständig für die vier Museen der Kunstsammlungen Chemnitz, ein fünftes für den Maler Karl Schmidt-Rottluff ist geplant. Bußmann volontierte in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München, ab 2011 war er Kurator am Museum der bildenden Künste in Leipzig.

Generelle Experimentierphase

Sein Wechsel nun in ein geschlossenes Museum sei für ihn auch Ansporn: Die voraussichtlich bis 2028/29 laufende Sanierungs- und Umbauzeit des Hauptgebäudes an der Ludwig-Thoma-Straße will er für eine generelle Experimentierphase nutzen und andere Räume bespielen.

Dazu schwebt Bußmann ein Projekt wie „Chemnitz Open Space“ vor, mit dem er eine Debattenkultur an unterschiedlichen Orten der Stadt initiiert hat, um mit der Stadtgesellschaft in Kontakt zu treten – ohne das klassische Programm des Museums aufzugeben.

„Wir müssen mit unserem Publikum ins Gespräch kommen“, so Bußmann. In den langen Lockdown-Phasen der Corona-Zeit hätten viele Menschen viel gestreamt, jetzt müssten sie zur Kultur zurückgeholt werden. „Das hat uns gezeigt, dass wir uns mehr um unser Publikum bemühen müssen – ihm auch Vergnügen und Unterhaltung bieten müssen“, so Bußmann.

Wir müssen mit unserem Publikum ins Gespräch kommen.
Frédéric Bußmann, Künftiger Karlsruher Kunsthallenchef

Am Donnerstag hat er sich Zeit für sein neues Team genommen und sich im neu bezogenen Verwaltungstrakt in der Hermann-Veit-Straße die frisch eingerichtete Kunstbibliothek zeigen lassen.

Als Nächstes wolle er die Sammlung der Kunsthalle besser kennenlernen. Darüber hinaus sei es „seine spannende Aufgabe, die Kunsthalle neu zu konzipieren und nach Abschluss der Umbauarbeiten neu einzurichten.“ Für erste Ideen zu neuen Ausstellungskonzepten sei es jedoch zu früh. Ende April wird zunächst die neue Interimsstätte im ZKM eröffnet.

Mit einer aufwendig inszenierten Sammlungspräsentation im ZKM tritt die Kunsthalle zurück auf die Kunstbühne – am Wochenende des 29./30. April soll es rund um die Verabschiedung von Direktorin Pia Müller-Tamm und dem Neuanfang am ZKM-Standort ein großes Fest der Kunst bei freiem Eintritt geben.

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