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Hilfe für Kind aus Krisengebiet

Neues Leben für Alieu: Junge aus Gambia wird kostenlos in Karlsruher Kinder-Klinik operiert

Der zwölfjährige Alieu aus Gambia litt unter einer Verätzung der Speiseröhre. Nach fünf Jahren wurde diese nun im Städtischen Klinikum in Karlsruhe operiert. Wie kam es dazu?

Arzt Peter Schmittenbecher entfernte beim zwölfjährigen Alieu die Speiseröhre. Nun kann der Junge wieder richtig essen.
Arzt Peter Schmittenbecher entfernte beim zwölfjährigen Alieu die Speiseröhre. Nun kann der Junge wieder richtig essen. Foto: Markus Kümmerle/Städtisches Klinikum

Für den zwölfjährigen Alieu fängt in diesen Tagen ein neues Leben an. Der Junge aus Gambia kann nach einer rund fünf Jahre andauernden Leidenszeit nun wieder richtig essen. Zu verdanken hat er dies der Organisation Friedensdorf, die seit über 50 Jahren kranken und verletzten Kindern aus Kriegs- und Krisengebieten hilft, und dem Karlsruher Arzt Peter Schmittenbecher, der ihn in der Kinderchirurgischen Klinik des Städtischen Klinikums operierte.

„Vor etwa fünf Jahren hat sich Alieu die Speiseröhre verätzt“, erklärt Schmittenbecher, Direktor der Kinderchirurgischen Klinik. Wie es zu dieser schweren Verletzung kam, weiß der Mediziner nicht, Voruntersuchungen hatten jedoch ergeben, dass die gesamte Speiseröhre komplett vernarbt war, sodass es nur noch einen hauchdünnen Durchgang zum Magen gab. „All die Jahre konnte der Junge nur Flüssigkeiten zu sich nehmen, aber auch das war mit enormen Schwierigkeiten verbunden“, erklärt Schmittenbecher.

Ein Schlucken war nur möglich, wenn Alieu den Vorgang mit den Händen unterstützte. „Er musste die Flüssigkeiten quasi durch die Speiseröhre ‚durchmelken‘“, meint der Arzt und fügt hinzu, dass diese Art der Nahrungsaufnahme dazu geführt habe, dass der Junge extrem dünn sei.

Operativer Eingriff ist aufwendig und wird nur selten durchgeführt

In der Kinderchirurgischen Klinik wurde schließlich die vernarbte Speiseröhre komplett entfernt. Als Ersatz dafür wurde der Magen schlauchförmig gedehnt, bis zum Hals hochgezogen und mit dem gesunden Ende der Speiseröhre verbunden. „Das ist ein sehr großer und ein sehr seltener Eingriff“, sagt Schmittenbecher.

Lediglich zwei bis drei solcher Operationen werden pro Jahr in seiner Klinik durchgeführt. „Die Speiseröhre ist ja nur eine Art Fallrohr und hat sonst keine Funktion“, erklärt der Arzt.

Aus diesem Grund wird es für Alieu auch kaum Einschränkungen geben. Damit der Magen die Nahrung gut vorverdauen kann, sollte er jedoch auf große Mahlzeiten verzichten und stattdessen mehrere kleine Mahlzeiten zu sich nehmen.

Er hat bei uns schon feste Nahrung zu sich nehmen können.
Peter Schmittenbecher, Arzt

„Er hat bei uns schon feste Nahrung zu sich nehmen können“, sagt Schmittenbecher, fügt aber hinzu, dass der Junge anfangs etwas skeptisch gewesen sei: „Er kannte unser Essen nicht und hat entsprechend reserviert reagiert, aber nach zwei bis drei Tagen war der Bann gebrochen, und er hat mit Appetit gegessen“, versichert er.

Nach zwei jeweils mehrwöchigen Aufenthalten in der Karlsruher Klinik kehrt Alieu am Freitag ins Friedensdorf zurück. Dort wartet er auf seine Heimreise nach Gambia.

Arzt hat bereits 15 Kindern geholfen

Das Friedensdorf – es hat Niederlassungen in Oberhausen und Dinslaken – bringt regelmäßig Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten nach Deutschland, um sie hier medizinisch versorgen zu können. Die Kosten für diese Operationen übernehmen die jeweiligen Krankenhäuser. Peter Schmittenbecher steht bereits seit 1998 in Kontakt mit der Organisation: „Damals arbeitete ich für eine Regensburger Kinderklinik.

Dort wurden regelmäßig Kinder aus dem Friedensdorf operiert“, erklärt er. Als Schmittenbecher 2007 nach Karlsruhe kam, bat er die Geschäftsleitung des Städtischen Klinikums, auch hier Operationen für die Friedensdorf-Kinder durchführen zu dürfen. „Ich wurde von Beginn an unterstützt“, versichert er und ergänzt, dass er seit 2007 insgesamt 15 Kinder aus Angola, Westafrika und dem Kaukasus operiert habe.

Es gehört viel Glück dazu, wenn Kinder wie Alieu es schaffen, Kontakt zu Organisationen wie dem Friedensdorf zu bekommen.
Peter Schmittenbecher, Arzt

„Es gehört viel Glück dazu, wenn Kinder wie Alieu es schaffen, Kontakt zu Organisationen wie dem Friedensdorf zu bekommen“, meint Schmittenbecher. Das Friedensdorf arbeitet mit Partnerorganisationen in den Herkunftsländern zusammen, die kranke und verletzte Kinder untersuchen und für den Transport nach Deutschland vorschlagen.

„In abgelegenen Gegenden ist es schwer, überhaupt an Informationen über solche Hilfsorganisationen zu kommen“, sagt er. „Umso schöner ist es, wenn wir dazu beitragen können, Kindern wie Alieu eine zweite Chance zu geben.“

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