Aus Teilen von Neureut ist ein Grummeln zu vernehmen. Das Gerücht macht die Runde, die Straße „Alte Bahnlinie“ werde zwischen ihrer Kreuzung mit der Alten Kreisstraße und dem Bocksdornweg dauerhaft für den Autoverkehr gesperrt. So geht es aus entsprechenden Flugblättern hervor.
Die angeblich geplante Sperrung der Straße müsse verhindert werden, heißt es dort. Das soll dem Aufruf zufolge per Unterschriftenliste geschehen.
Wer sich einträgt, fordert laut dem Text „die Aufrechterhaltung der Straße Alte Bahnlinie für den kompletten Kfz-Verkehr“.
Baulich ansprechende Strecke
Die fragliche Straße erstreckt sich – grob gesagt – zwischen der Endhaltestelle der Heidebahn im Süden und dem Wohn- und Gewerbegebiet Sandfeld im Norden. Beliebt ist die schnurgerade und baulich ansprechende Strecke bei Radlern, aber auch Autofahrer nehmen sie gern unter die Räder.
Nach Einschätzung von Neureuts Ortsvorsteher Achim Weinbrecht (CDU) lenken meist Anwohnerinnen und Anwohner seines Stadtteils ihren Wagen in Fahrtrichtung Süden auf die „Alte Bahnlinie“, um auf diesem schnellen Weg via Bocksdornweg zu den dortigen Märkten von Aldi und dm zu kommen.
Was ist dran an den Gerüchten?
Sollten die Gerüchte tatsächlich zutreffen und die „Alte Bahnlinie“ für den Autoverkehr dicht gemacht werden, bliebe solchen Kunden von Aldi und dm nur noch die Umfahrung.
Sie müssten dann über die Neureuter Querallee auf die Linkenheimer Landstraße Richtung Willy-Brandt-Allee rollen, um beim Waschpark am Lorbeerweg zum Discounter zu kommen. Doch ist überhaupt etwas dran an den Gerüchten?
Zumindest scheint – Stand heute – die Wahrscheinlichkeit ziemlich gering, dass in Zukunft keine Autos mehr auf dem fraglichen Abschnitt fahren dürfen. Sicher ist: Die Grünen im Neureuter Ortschaftsrat haben um eine Verbesserung der Fahrrad-Situation auf dem fraglichen Abschnitt gebeten.
Dafür sind unterschiedliche Optionen denkbar: Etwa die Ausweisung eines speziellen Radstreifens oder auch die Einrichtung einer sogenannten „unechten Fahrradstraße“.
Keine dauerhafte Sperrung
Nach Darstellung des städtischen Presse- und Informationsamts (PIA) könnte die letztgenannte Variante eventuell das Rennen machen. Dies würde bedeuten, „dass der Kraftfahrzeugverkehr mit maximal 30 Kilometern pro Stunde ausnahmsweise zugelassen wird“, teilt das PIA auf BNN-Nachfrage mit.
Eine dauerhafte Sperrung der Straße „Alte Bahnlinie“ für den Kraftfahrzeugverkehr sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorgesehen, betont das Rathaus. Und widerspricht damit deutlich den Behauptungen auf dem Flugblatt, das im Stadtteil die Runde macht.
Die „unechte Fahrradstraße“ wird mit einer Kombination zweier Verkehrszeichen geregelt: Das Zeichen 244 der Straßenverkehrsordnung (StVO) zeigt ein weißes Fahrrad auf blauem Grund sowie darunter den Hinweis „Fahrradstraße“ und weist den betreffenden Weg als Fahrradstraße aus.
Ergänzt werden soll es im Fall der „Alten Bahnlinie“ vom entsprechenden Zusatzzeichen für die ausnahmsweise zugelassenen Autos und Motorräder und einer Tempo-Limitierung auf voraussichtlich 30 Kilometer pro Stunde.
Stadt fördert Radverkehr
Nach Darstellung des Karlsruher Rathauses wird die Straße „Alte Bahnlinie“ bereits heute vom Radverkehr als Verbindungsroute zwischen Teilen von Neureut und im weiteren Verlauf auch zur Nordstadt häufig genutzt. Ziel sei es deshalb, den Radverkehr weiter zu fördern und ihn noch attraktiver und sicherer zu machen. Mit dem „Karlsruher Programm für Aktive Mobilität“ setze sich die Stadt grundsätzlich für die Förderung des Radverkehrs ein. In einer seiner nächsten Sitzungen will sich der Ortschaftsrat Neureut mit der Zukunft der Straße „Alte Bahnlinie“ beschäftigen.