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40 Besucher in der Nordkirche

Glaubensbekenntnis auf Badisch: Pfarrer Pascal Würfel hält Mundartgottesdienst in Neureut

Der Dialekt wurde Pascal Würfel nicht in die Wiege gelegt. Dennoch hält er den Adventsgottesdienst in der Evangelischen Nordkirche Neureut auf Badisch.

Zwei Männer stehen stehen in einer Kirche am Mikrofon.
Pfarrer Pascal Würfel (rechts) bekam beim Mundartgottesdienst Unterstützung von der Alt-Neereder Schul, zu der auch Karlheinz Grether (links) gehört. Foto: Rake Hora

Ein noch heimeligeres Vorweihnachtserlebnis wird man wohl lange suchen müssen. Denn „Advent auf Badisch“ heißt es an diesem zweiten Adventssonntag in der Evangelischen Nordkirche in Neureut. Pfarrer Pascal Würfel hat gerade den Seiteneingang der Kirche geöffnet und die ersten Besucher hereingelassen. Bald wird es losgehen, aber noch hat er ein paar Minuten Zeit.

Das erste Event, das er bei seiner Ankunft in Neureut habe miterleben dürfen, sei ein Theaterabend mit der „Alt-Neereder Schul“ gewesen, erinnert er sich. Und dass hier die Tradition noch gelebt werde, habe ihm so gut gefallen, dass er hier im vergangenen Dezember zum ersten Mal einen solchen Mundartgottesdienst gefeiert habe.

Ich mag es sehr, wenn sich die Menschen in ihrem Dialekt wohlfühlen.
Pascal Würfel, Pfarrer

Dabei gibt der geborene Ettlinger in feinem Hochdeutsch ehrlich zu, dass ihm die Mundart leider nicht mitgegeben worden sei: „Aber ich mag es sehr, wenn sich die Menschen in ihrem Dialekt wohlfühlen. Denn das steht für eine Ursprünglichkeit, die nicht mehr selbstverständlich ist.“

Ein besonders berührender Moment werde hierbei auch heute wieder für ihn sein, wenn das Glaubensbekenntnis auf Mundart gesprochen wird. „Denn man spürt, dass dann jemand mit Gott spricht, wie ihm die Sprache einst ins Herz gelegt worden ist“.

Die Predigt hat er ins Badische übersetzen lassen

Dass er die Predigt selbst im Dialekt werde halten können, verdankt er Karlheinz Grether von der Alt-Neereder Schul, der ihm den Text ins Badische übersetzt habe. So war es auch im vergangenen Jahr, als Würfel hernach von seinem ebenfalls anwesenden Vater das launige Urteil zu hören bekam, dass es bei ihm trotzdem wie Pfälzisch geklungen habe.

Eine andere Besucherin wird heute noch urteilen, dass sie sogar Niederländisch herausgehört habe. Aber das weiß Würfel jetzt noch nicht. Der unter dem Motto „Staunen“ stehende Gottesdienst gerät jedenfalls zu einem zauberhaften Erlebnis. Hierzu tragen natürlich gerade die Herren von der Alt-Neereder Schul bei, die eigene Texte zum Thema vortragen.

Besucherin: Predigt war „viel emotionaler als auf Hochdeutsch“

Es geht um Kunst, die einen zum Staunen bringe, um die Erkenntnis, sich zu oft selbst im Wege zu stehen und um das Teilen, um Vorurteile und die Scham darüber. Würfel hält sich in seiner Predigt wacker und wünscht schließlich „uns allen, dass wir wieder über die kleinen und großen Wunder staunen dürfen, die Gott schuf“.

Unter den über vierzig Besuchern, die anschließend den Heimweg antreten, sind auch die beiden Geschwister Marei und Zeno, die im kommenden Mai ihre Konfirmation feiern. Mutter Karin fand es „super nett und eigentlich viel emotionaler als auf Hochdeutsch“.

Auch den jugendlichen Gottesdienstbesuchern hat’s gefallen

Auch ihre Tochter Marei spart nicht mit Lob: „Wenn man sich beim Zuhören konzentriert hat, dann ging es und hat man fast alles verstanden“, sagt sie. Besonders schön sei für sie gewesen, dass es wie bei einer normalen Unterhaltung geklungen habe und „nicht so eingeübt“.

Ihr Bruder Zeno ist ebenfalls zufrieden, auch wenn der Dreizehnjährige am Ende unbedingt noch etwas loswerden werden möchte: „Halb zehn an einem Sonntagmorgen ist schon eine sehr frühe Uhrzeit, um in die Kirche zu gehen.“

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