Sie sind unvorstellbar winzig. Sie schwirren unaufhörlich durchs Weltall und auch durch die Körper der Menschen hindurch – und sie könnten den Wissenschaftlern neue Erkenntnisse über den Aufbau des Universums liefern: Neutrinos.
Karlsruher Physiker arbeiten in einem gigantischen Experiment daran, die mysteriösen „Geisterteilchen“ zu wiegen. Nun melden sie einen Etappenerfolg – und wollen ihre Forschungsergebnisse auch interessierten Laien erklären.
Den Forschern ist es gelungen, eine neue Obergrenze für die Masse der Elementarteilchen zu setzen und unter den Bereich von einem Elektronenvolt vorzustoßen. Das sei „ein wichtiger Meilenstein“, erklärt das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), auf dessen Campus Nord das große Karlsruher Tritium Neutrino Experiment (KATRIN) läuft.
Aus diesem Anlass bieten die Wissenschaftler am kommenden Montag, 14. Februar, ab 17 Uhr eine populärwissenschaftliche Veranstaltung im Internet an: „Leicht, leichter, Neutrinos“ lautet der Titel des eineinhalbstündigen Mix aus Vorträgen und Gesprächen.
Die „Jäger der Geisterteilchen“, wie die Physiker auch genannt werden, wollen ihre neuen Messergebnisse erläutern und von ihrer jahrelangen „Suche nach der Neutrinomasse mit der genauesten Waage der Welt“ berichten. Am selben Tag wird auch die Fachzeitschrift „Nature Physics“ über den Mess-Erfolg berichten.
Transport des riesigen Tanks zum KIT verfolgten Tausende Schaulustige
Auffälliges Kernstück der Karlsruher Rekord-Waage ist ein glänzender Edelstahlbehälter. „Wir haben darin ein Ultrahochvakuum wie auf der Mondoberfläche geschaffen“, erklärte Guido Drexlin, einer der Sprecher des Experiments.
Der KIT-Professor organisierte einst den nervenaufreibenden Transport des 24 Meter langen Tanks. Tausende Schaulustige säumten im Jahr 2006 die Straßen, als das riesige, dickbäuchige Teil per Schiff in Eggenstein-Leopoldshafen ankam.
Wie ein Zeppelin schien es durch die engen Dorfstraßen zu schweben – es war eine knifflige Zentimeterarbeit für die Transportfirmen. Diese spektakulären Bilder haben sich im Gedächtnis vieler Menschen in der Region eingegraben. Unter der Masse von einem Elektronenvolt oder unter den radioaktiven Zerfallsprozessen, die das Großexperiment nutzt, können sich Laien hingegen kaum etwas vorstellen. Am Montagabend sollen sie mehr erfahren.
Ob KATRIN die genaue Masse der winzigen Neutrinos ermitteln kann, muss sich zeigen. Bis 2024 soll das aktuelle Grundlagenexperiment laufen, danach sind andere Messungen in der Anlage geplant.