
„Ich interessiere mich für Geschichte, besitze rund 200 Bildbände von Karlsruhe“, sagt der 57-jährige Karlsruher Eric Boeuf. 2020 hat er die Facebook-Gruppe „Altes Karlsruhe in Farbe“ gegründet, in der er alte Schwarz-Weiß-Fotos teilt, die er zuvor am Computer koloriert.
Um ein Bild manuell einzufärben, benötigt er zwischen einer und drei Stunden an seinem PC.
Schwarz-Weiß-Fotos hätten laut Boeuf immer einen gewissen Abstand zur Geschichte. In Farbe könnten sich die Betrachter viel besser vorstellen, wie es damals ausgesehen hat.
In der Gruppe dürfen auch andere Mitglieder historische Fotos und Videos über Karlsruhe hochladen, die der Administrator zuvor genehmigt hat. Denn das Ziel der Gruppe ist es, möglichst viele verschiedene alte Motive zu zeigen.
Es ist alles erlaubt, was in Farbe ist.Eric Boeuf, Gründer Facebook-Gruppe „Altes Karlsruhe in Farbe“
„Es ist alles erlaubt, was in Farbe ist“, so Boeuf. „Auch gemorphte Bilder, die einen fließenden Übergang von damals zu heute zeigen werden veröffentlicht.“ Die Stimmung in der Gruppe sei sehr friedlich und toll.
Wenn mal ein Thema etwas mehr diskutierte werde, greifen da bereits andere Mitglieder ein – ebenso wenn mal eine Bildunterschrift nicht korrekt sei und es ein Nutzer besser wisse.

Die Gruppenmitglieder interessieren sich besonders für Motive ehemaliger Kaufhäuser – etwa Schneider, Hertie, Wertkauf, Christmann oder Doering. Aber auch das Karlsruher Schloss, die Kaiserstraße von früher, die alte Rheinbrücke, das „Dörfle“, die Mess‘, die Bundesgartenschau von 1967, alte Straßenzüge oder Luftbilder sind immer gern gesehene Aufnahmen.
„Manchmal erhalte ich auch Anfragen von Nutzern, die etwas suchen, dann recherchiere ich“, sagt der 57-Jährige, der in der Karlsruher Nordstadt lebt und bei einem Unternehmen im Qualitätsmanagement arbeitet. Oft wird auch nach Luftbildern des Stadtteils Rintheim gefragt, da dieser zu etwa 80 Prozent bei einem Bombenangriff zerstört wurde.
Farbwahl ist beim Einfärben oft schwierig
Beim Einfärben ist die Farbwahl oft schwierig, sagt der Geschichtsfan. „In den 1970er Jahren waren die Farben Braun, Orange und Gelb beispielsweise gefragt“, erklärt er.
Bei vielem verlasse er sich auf seine Erinnerungen, sein Gefühl, aber auch auf Internetrecherchen und Werbeplakate.

Aus einigen der kolorierten Aufnahmen habe Boeuf schon drei, vier Fotobücher erstellt, die er verschenkt hat. Der Karlsruher freut sich immer, wenn er Motive erhält, die er noch nicht oft hat: Das sind beispielsweise Innenansichten von Kaufhäusern.
Welche Fotos sich Boeuf noch wünscht
„Vom Hertie habe ich zum Beispiel wenig Innenaufnahmen, auch vom Auto-Fahrstuhl hätte ich gerne noch ein Bild oder von Modenschauen, die früher oft in den Kaufhäusern veranstaltet wurden“, sagt der Gruppeninitiator.

„Wenn ich durch Karlsruhe gehe, sehe ich Karlsruhe durch ganz andere Augen“, gesteht Boeuf, dessen größtes Hobby die Geschichte von Karlsruhe ist.
Neben der Gruppe „Altes Karlsruhe in Farbe“ hat der Karlsruher noch eine weitere Gruppe. Sie heißt „Karlsruhe in den Schicksalsjahren“. Die Kriegsjahre vom Ersten Weltkrieg bis zum Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg stehen hier im Vordergrund. Und für andere internationale Gruppen koloriert er ab und an ebenfalls Bilder, wenn es seine Zeit zulässt.
„Das sind dann zum Großteil historische Porträtfotos“, sagt er. „Gesichter einfärben, das ist relativ einfach. Aufwendig wird es bei detailreichen Bildern wie dem Karlsruhe Bahnhof, wo man oft nicht weiß, was was ist.“