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Feuer wütete im Juni 2022

Existenzängste nach Großbrand: Karlsruherin möchte schnell zurück in ihre Wohnung

Nach dem Feuer müssen zahlreiche Bewohner ihr Haus in der Karlsruher Nordstadt verlassen. Einige konnten bis heute nicht in ihre Wohnungen zurückkehren.

Brandhaus in der Nordstadt am Kanalweg.
Das Gebäude in der Nordstadt wird aufwändig saniert: Noch ist unklar, wann alle Bewohner wieder in ihre Wohnungen zurückkehren können. Foto: Jörg Donecker

Der 18. Juni 2022 teilt Maren Webers Leben in ein „Davor“ und ein „Danach“. An diesem Frühsommertag brennt es in dem Mehrfamilienhaus in der Karlsruher Nordstadt, in dem Weber mit ihren Kindern lebt. Bis heute ist sie nicht in ihre Wohnung zurückgekehrt. Diese ist nach wie vor unbewohnbar.

Maren Weber heißt eigentlich anders. Mit ihrem richtigen Namen möchte sie lieber nicht an die Öffentlichkeit gehen.

Nach dem Großbrand im vergangenen Juni heißt es zunächst, ihre Wohnung sei Ende des Jahres wieder bewohnbar. Dass dieser Termin nicht gehalten werden kann, wird jedoch recht schnell klar.

Mittlerweile ist von Juni/Juli 2023 die Rede. So recht daran glauben kann Weber nicht. Von der zuständigen Hausverwaltung fühlt sie sich als Wohnungseigentümerin schlecht informiert. „Am schlimmsten ist die Unsicherheit“, sagt sie.

Das Haus am Kanalweg ist derzeit komplett eingerüstet. Schuttmulden stehen davor, Arbeiter laufen geschäftig umher. „Achtung, herabstürzende Fassadenteile“, steht auf einem Warnschild, das in einem Hauseingang hängt. Das Gelände um den Gebäudekomplex herum ist abgesperrt, ein Schild erlaubt lediglich den Anwohnern den Zutritt.

Ich bin sofort raus, ohne irgendetwas mitzunehmen.
Maren Weber, Wohnungseigentümerin

„Mir ist mein Rückzugsort weggebrochen“, sagt Weber. Noch genau erinnert sie sich an den Tag des Brandes. Sie kommt gerade vom Sport nach Hause, will duschen gehen, als es klingelt. Erst ignoriert sie das Klingeln, als es immer vehementer wird, macht sie schließlich auf. Rasch erkennt sie die Gefahr und ergreift die Flucht. „Ich bin sofort raus, ohne irgendetwas mitzunehmen“, erinnert sich die Karlsruherin.

Persönliche Dinge können nach dem Brand gerettet werden

Ihre Wohnung ist nach dem Brand unbewohnbar. Es sind laut Weber in erster Linie Lösch- und Regenwasser, die vieles kaputtgemacht haben. Ihre persönlichen Dinge kann sie retten, auch einen Großteil des Mobiliars.

Über 100 Menschen müssen das Gebäude nach dem Brand verlassen, betroffen sind damals laut Polizei 30 Wohneinheiten. 100 Feuerwehrleute sind am 18. Juni im Einsatz. Weber ist froh, dass ihre Kinder zum Zeitpunkt des Brandes bei der Oma sind.

Brand im Kanalweg in der Nordstadt.
Großeinsatz in der Nordstadt: Im Juni 2022 brennt der komplette Dachstuhl des Gebäudes aus. Foto: Judith Midinet-Horst

„Nach dem Brand stand ich unter Schock“, erinnert sich die Karlsruherin. Die Hausverwaltung hat danach das Heft in der Hand, hält Kontakt mit den Versicherungen, beauftragt eine Sanierungsfirma. Wirklich informiert fühlt sich Weber nicht. „Ich würde mir mehr Transparenz von der Hausverwaltung wünschen“, sagt sie. Auch andere Wohnungseigentümer seien nicht zufrieden – an die Öffentlichkeit gehen wollten diese damit aber nicht.

Ich vermisse detaillierte Informationen.
Maren Weber, Wohnungseigentümerin

Am liebsten wäre Weber eine Informationsveranstaltung der Hausverwaltung, gerade was die genaue Abwicklung der Arbeiten betrifft. „Ich vermisse detaillierte Informationen“, sagt sie. Bauliche Termine würden weder verbindlich zugesagt, noch gehalten. Man sei als Bewohner völlig außen vor – „dabei geht es doch um unser Eigentum“.

Die zuständige Hausverwaltung hält dagegen: „Wir machen ein monatliches Update mit den neuesten Informationen“, teilt die Firma Immobilien Stolz auf Nachfrage der Redaktion mit. Man sei sehr bemüht, „dass die Informationen fließen“. Gleichzeitig handele es sich um ein „Großschadensereignis“, an dem viele Akteure beteiligt seien. Man könne nichts berichten, was noch nicht in trockenen Tüchern ist.

Ich hätte das auch am liebsten vom Tisch.
Wolfram Stolz, Geschäftsführer von Immobilien Stolz

Glücklich sei man mit der Situation nicht: „Ich hätte das auch am liebsten vom Tisch“, sagt Geschäftsführer Wolfram Stolz.

Kosten für Mietwohnung und Einlagerung der Möbel wird nur ein Jahr bezahlt

Maren Weber hofft, dass sie im Sommer wieder in ihre Wohnung zurück kann – auch aus Kostengründen. Die Versicherung zahle nur für ein Jahr die Miete für die Wohnung in der Nordweststadt, in der Weber mit ihren Kindern Zuflucht gefunden hat. Auch die Kosten für die Einlagerung ihrer Möbel wird für ein Jahr übernommen. Danach müsste Weber das selbst tragen.

Diese Belastung – Einlagerung, Miete, dazu die Rate für die Wohnung im Kanalweg – sei für sie nicht zu stemmen. „Da bekommt man schon Existenzängste“, sagt Weber.

Sie hat bereits Konsequenzen gezogen, die Einlagerung gekündigt, einen Teil der Möbel verschenkt und den Rest bei ihrer Mutter untergestellt. Die weitere Lagerung von über 1.000 Euro pro Monat sei schlicht zu teuer.

Aus ihrem Umfeld hat nicht jeder Verständnis, dass sie an ihrer Wohnung festhält. „Verkauf doch die blöde Wohnung“, das höre sie immer wieder. Für Weber ist das keine Option: „Da hängt mein Herz dran.“

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