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Menschen warten bei der OB-Wahl in Karlsruhe vor dem Wahllokal Goethe-Gymnasium.

OB-Wahl in Karlsruhe

Schlangen vor den Karlsruher Wahllokalen - und viel Briefwahl

Der Karlsruher Wahlsonntag hat mit Schmuddelwetter begonnen. Über den Tag verteilt kam es trotzdem an einigen Wahllokalen ab und an zu Warteschlangen. Sicherheitskräfte regelten den Zugang.
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Es sind die Kleinigkeiten, die an diesem Karlsruher OB-Wahltag unter Corona-Bedingungen anders laufen als gewohnt. Plexiglasscheiben trennen die über 1.200 Wahlhelfer von den Wählern. Einige Wahlbezirke wurden neu zusammengestellt.

Und vor jedem zum Wahllokal umfunktionierten Gemeinde- oder Schulgebäude haben sich zwei Sicherheitskräfte positioniert, über den Tag verteilt sind in Karlsruhe rund 320 in zwei Schichten aktiv. Sie sollen auf die Maskenpflicht, Mindestabstände oder Desinfektionsmittel hinweisen. Meist sind sie aber nur damit beschäftigt, den Wählern zu erklären, in welches Zimmer sie gehen sollen.

Auch Maskenverweigerer durften in Karlsruhe wählen

„Die Menschen sehr sehr diszipliniert“, bestätigt ein Helfer am frühen Nachmittag im Katholischen Jugendheim in der Speyerer Straße in Weiherfeld-Dammerstock. Bewaffnet mit einem Zollstock schaut er kurz vor der Tür nach dem Rechten.

Rund 30 Menschen stehen zu dieser Zeit in der Schlange. Sie reicht vom Eingang bis zur Straße. Zum Einsatz kommt die Messhilfe des Sicherheitsdienstes nicht. „Passt alles“, kommentiert der Mann. Die dritte, vielleicht vierte größere „Wähler-Welle“ hat er identifiziert.

Mit der Einhaltung der Maskenpflicht hat er keine Probleme. Kommt aber doch ein Maskenverweigerer, darf er nicht weggeschickt werden. „Einer war nur mit einem Plastikvisier da. Er musste drei Meter Abstand halten, durfte aber natürlich wählen“, sagt er Sicherheitsmann.

Ein Mann gibt bei der OB-Wahl in Karlsruhe im Wahllokal Goethe-Gymnasium seinen Stimmzettel ab.
Wie hier im Wahllokal Goethe-Gymnasium hielten sich fast alle an den Mundschutz-Pflicht. Die Stadt musste aber auch Mundschutz-Verweigerern das Wählen ermöglichen. Foto: Rake Hora

Das Kreuzchen zu machen kostet heute mehr Zeit als sonst. Zur Stimmabgabe kommen in Weiherfeld-Dammerstock aber traditionell mehr Menschen als in den meisten anderen Stadtteilen, die Wahlbeteiligung ist meist vergleichsweise hoch. In Geduld übt sich deshalb auch Matthias Pfeifer. Rund 15 Minuten verbringt er in der Schlange. „Dann geht’s gleich weiter in die Schwarzwaldhalle, dort helfe ich bei der Auszählung der Briefwahlstimmen“, sagt er.

Mehrere Wahlbezirke in Karlsruhe wurden zusammengelegt

Dort wird Pfeifer zusammen mit etwa 600 anderen Ehrenamtlichen einiges zu tun bekommen. Die Beteiligung an der Briefwahl liegt in Karlsruhe so hoch wie noch nie, das hatte sich seit Wochen abgezeichnet. Rund 70.500 Stimmen seien auf diesem Weg eingegangen, berichtet Wahlleiter Albert Käuflein am Sonntagnachmittag. Aufgrund der Corona-Pandemie hatte die Stadt den Karlsruhern die Stimmabgabe per Post immer wieder ans Herz gelegt, um das Aufeinandertreffen vieler Menschen möglichst zu verhindern.

Wer die Briefwahl beantragt hat, hat nicht automatisch auch auf diesem Weg gewählt, weiß Manfred Schüller zu berichten. Er ist seit gut 40 Jahren Wahlvorstand in seinem Bezirk in Durlach-Aue. Dort hatten bis kurz vor 15 Uhr fünf Menschen persönlich ihr Kreuz gemacht, die ursprünglich Unterlagen für die Abstimmung per Post angefordert hatten.

„Das ist auch kein Problem“, sagt Schüller. Der Andrang sei konstant, aber überschaubar, berichtet der Wahlhelfer. Weniger zu tun als sonst hat er mit seinem Team nicht, etwa 50 bis 60 Wähler sind pro Stunde in der Strichliste vermerkt. Das liege aber vor allem daran, dass die sonst üblichen fünf Wahlbezirke in zweien zusammengefasst wurden, 2.645 Menschen stehen im Wählerverzeichnis von Manfred Schüllers Bezirk.

Wahl ist oft nur eine Sache von wenigen Minuten

Fast ohne Wartezeit läuft die Stimmabgabe am frühen Nachmittag in Oberreut. „Ich konnte direkt ins Zimmer durchlaufen und das Kreuz machen. Hat nur ein paar Sekunden gedauert“, berichtet die 24-jährige Studentin Monja Scheffner. Sie ist zum ersten Mal bei einer OB-Wahl stimmberechtigt.

Den Wahltermin hatte sie beinahe verschwitzt, „sonst hätte ich das wohl auch per Brief erledigt“. Damit ist die Oberreuterin nicht allein. Immer wieder ist zu erfahren, dass Menschen eigentlich per Post abstimmen wollten, dann aber einfach viel zu tun oder den Antrag vergessen hatten.

Auszählung bei der OB-Wahl in der Karlsruher Schwarzwaldhalle
So sieht es aus bei der Auszählung in der Karlsruher Schwarzwaldhalle. Foto: Rake Hora

Der ein oder andere hat sich aber trotz Corona ganz bewusst auf den Weg ins Wahllokal gemacht. „Ich mache das immer persönlich“, sagt etwa Roland Tropf, der am Morgen bei Nieselregen in Beiertheim seine Stimme abgegeben hat. Gemeinsam mit seiner Partnerin war er zur Grundschule gelaufen. „Wenn es voll gewesen wäre, hätten wir noch eine Runde an der frischen Luft gedreht“, sagt er.

Das war aber gar nicht nötig, Tropf konnte direkt ins Wahlzimmer durchlaufen. „Sagen wir: Die Menschen tröpfeln langsam ein“, sagt der Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes schmunzelnd. Um 18 Uhr gehen die Türen an den Wahllokalen zu. Für die Helfer beginnt dann der zweite Teil der Arbeit – sie zählen die abgegebenen Stimmen aus.

Update 18.20 Uhr: Auszählung der Briefwahlstimmen hat begonnen

Mit viel organisatorischem Aufwand hat die Auszählung der Briefwahlstimmen in der Garten- und der Schwarzwaldhalle begonnen. Insgesamt 540 Menschen zählen die 90 Briefwahlbezirke aus. In den Urnen befinden sich zwischen 600 und 900 Briefe. Bis spätestens 20 Uhr will man hier fertig sein. Schon um 14 Uhr wurden die Wahlbriefe geöffnet und die Wahlscheine kontrolliert. Wenn die nicht korrekt ausgefüllt waren oder die Unterschrift fehlte, zählt die abgegebene Stimme nicht.

Punkt 18 Uhr wurden schließlich die Wahlurnen geöffnet. Seitdem sortieren Helfer die Briefe, im Anschluss wird gezählt. Die Ehrenamtlichen hatten im Vorfeld eine Videoschulung erhalten, besonders komplex ist die Auszählung aber nicht, da pro Wahlzettel nur eine Stimme vergeben werden durfte. Wegen des erwarteten Anstiegs an Briefwählern hatte die Stadt die Zahl der Bezirke von 70 auf 90 erhöht und setzt pro Tisch sechs statt fünf Wahlhelfer ein.

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