„Die Situation in Oberreut ist dramatisch, eine Abhilfe ist schwierig und auf die Schnelle wohl nicht zu erreichen“, erklärte Johannes Stober am Samstagvormittag. Der kommissarische Leiter des Bürgervereins begann damit einen Rundgang, der die größten Brennpunkte und Sorgen des Stadtteils thematisierte. Vertreter fast aller Fraktionen des Gemeinderats waren vertreten. Auch zahlreiche Oberreuter machten sich mit auf den Weg.
Zu den dringlichsten Sorgen gehören die ärztliche Versorgung im Stadtteil und fehlende Kita-Plätze. Wenigstens zu Letzterem hatte Christian Laubscher, Mitglied der Geschäftsleitung bei der Volkswohnung, vor der Baustelle in der Woerishoffer-Straße eine gute und eine schlechte Nachricht. Sein Unternehmen baut dort 173 Wohnungen, die allesamt barrierefrei sind. Und es wird eine Kita auf dem Areal geben, die nach dem derzeitigen Stand zusammen mit der AWO für vier Gruppen ausgelegt ist. Aktuell liegt der Neubau im Zeitplan.
Die schlechte Botschaft: Aufgrund von Unwägbarkeiten bei den Lieferketten und diverser Probleme bei der Planung kann mit dem Kita-Bau erst 2024 begonnen werden. Johannes Stober hatte den Wunsch der Bürger formuliert, dass beide Baumaßnahmen zeitgleich beginnen. Das sei nicht realisierbar, sagte Laubscher. Die neue Kita wird wohl erst im Herbst 2025 zur Verfügung stehen. Vielleicht dann aber mit fünf Gruppen und etwa 100 Plätzen – sowohl Volkswohnung als auch AWO signalisierten ihre Gesprächsbereitschaft.
Passende Räume für Arztpraxen fehlen in Karlsruhe-Oberreut
Trübe ist es um die ärztliche Versorgung im Stadtteil bestellt, erklärte Johannes Stober: „Wir haben vier Hausarztpraxen in Oberreut, davon ist nur eine barrierefrei.“ Die Folge: Patienten im Rollstuhl müssen manchmal draußen behandelt werden. Zudem hat ein Arzt aus Altersgründen die Praxis bereits geschlossen, ein Kollege wird ihm im Oktober folgen.
Die Suche nach Nachfolgern gestaltet sich schwierig, hat Willi Hartmann vom Bürgerverein erfahren: „Es gibt schon interessierte Ärzte, aber die schauen sich die vorhandenen Praxen an. Dann hört man nichts mehr.“ Daraus leitet Johannes Stober die Forderung ab: „Wir müssen den Ärzten zumindest langfristig eine Perspektive für größere Räume und bessere Arbeitsbedingungen bieten.“
Aus dem Teilnehmerkreis kam die Anregung, ob nicht die Volkswohnung im Neubau befristet Wohnungen in Gewerberäume, also Arztpraxen, umwidmen könne. Christian Laubscher reagierte zurückhaltend: „Bei den 104 öffentlich geförderten Wohnungen geht gar nichts.“ Im Mai soll im Gespräch mit dem Bürgerverein ausgelotet werden, ob es hier nicht doch eine Lösung geben könne.
Eine weitere Möglichkeit, die dringenden Probleme anzugehen, besteht in der Bernhard-Lichtenberg-Straße, der letzten Station des Rundgangs. Hier steht sowohl das Gebäude der Firma Bechtle nach deren Umzug nach Ettlingen als auch die Freifläche daneben zur Disposition.