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Free-Flow-Technik

Ohne Schranke und Ticket direkt ins Zirkel-Parkhaus in Karlsruhe

Moderne Zeiten bei der Parkraum-Bewirtschaftung in Karlsruhe: Wer im P+C-Parkhaus in der Innenstadt sein Auto abstellen will, muss nicht mehr anhalten und ein Ticket ziehen. Eine Kamera liest stattdessen das Kennzeichen ab, gezahlt werden kann online. Nach Ansicht von Experten ist das die Zukunft.

Schrankenloses Parken: Eine Kamera liest im Zirkel-Parkhaus hinter P+C das Kennzeichen ein- und ausfahrender Autos ab. Ein Papierticket ist nicht mehr nötig.
Schrankenloses Parken: Eine Kamera liest im Zirkel-Parkhaus hinter P+C das Kennzeichen ein- und ausfahrender Autos ab. Ein Papierticket ist nicht mehr nötig. Foto: Jörg Donecker

Nesrin Bozkurt ist begeistert. „Ein Parkhaus ohne Schranke und Papierticket - das ist mal echter technischer Fortschritt.“ Schwungvoll lenkt die junge Frau ihren BMW vom Zirkel in die breite Einfahrt der Parkgarage hinter Peek und Cloppenburg.

Dort, wo man einst vor einem gesenkten Schlagbaum stoppen musste, um auf Knopfdruck ein Parkticket zu ziehen, herrscht nun freie Fahrt zu insgesamt 72 Stellplätzen. Zwei Rampen geht es bergan, dann ist ein ausreichend breiter Stellplatz erreicht. „Das geht wirklich schneller als früher“, sagt die Innenstadt-Kundin.

„Free-Flow-Technik“

Der Betreiber des zentral gelegenen Parkhauses, die in Berlin ansässige Gesellschaft „Parkraumwelten“, setzt nach eigenen Angaben bevorzugt auf „neue Technologien und Systeme, die Nutzungsabläufe und Kundenfreundlichkeit für die Parkgäste verbessern.“

Speerspitze dieses Anspruchs ist unter den zehn deutschen Standorten des Unternehmens das Karlsruher Haus mit seinem voll digitalisierten System. Laut Suleima Steinmann, der Süddeutschland-Regionalleiterin von Parkraumwelten, ist das Zirkel-Parkhaus mit dieser so genannten „Free-Flow“-Technik in Karlsruhe bislang einmalig.

Kamera liest Kennzeichen ab

Beim Einfahren erfasst eine Kamera das Kennzeichen des ankommenden Autos. Bevor der Kunde mit seinem Wagen die Parkgarage wieder verlässt, bezahlt er seine Rechnung am Terminal. Dazu tippt er lediglich das Kennzeichen seines Autos ein. Das System berechnet dann auf Basis der Parkzeit den Preis.

Eine Stunde kostet 1,50 Euro, das Tagesmaximum beträgt sechs Euro. Doch auch wer weder Bargeld noch EC-Karte bei sich hat, kann ausfahren. Für solche Kunden besteht die Möglichkeit, innerhalb von 48 Stunden seine Rechnung online zu begleichen - per Pay Pal oder mittels Kreditkarte. Das hat auch hygienische Vorteile - zumal zu Corona-Zeiten.

Nach sieben Tagen wird gelöscht

Das Ausfahren aus dem Parkhaus geht ebenso zügig vonstatten wie die Einfahrt. Auch hier registriert die Kamera den exakten Zeitpunkt. Datenschutzrechtlich geht nach Angaben des System-Anbieters Autopay alles in Ordnung: Eine Videoaufzeichnung erfolgt nicht, wer im Wagen sitzt, wird mithin gar nicht registriert.

Ist der Parkvorgang beendet, wird die Kennzeicheninformation nach sieben Tagen gelöscht. Fährt der Parkkunde aus, ohne bezahlt zu haben, und wird die Rechnung anschließend nicht nach längstens zwei Tagen online bezahlt, können die Garagen-Betreiber über das Kraftfahrtbundesamt (KBA) den Fahrzeughalter feststellen und ihre Forderungen geltend machen.

Das neue System ist laut Marisa Ette, der zuständigen Projektleiterin beim Technik-Anbieter Autopay, nicht nur für die Autofahrer komfortabel, es dient auch dem reibungslosen Verkehrsfluss.

Gerade in dem als Fahrradstraße ausgewiesenen äußeren Zirkel kommt es dank der schrankenlosen Zufahrt per Kamera-Scan vor dem Parkhaus nicht mehr zum Rückstau. Staus sind in Karlsruhe besonders auch bei der Zufahrt zum ECE-Parkhaus regelmäßig ein Problem.

In Norwegen weit verbreitet

Außerdem bedarf es keines großen Aufwandes beim Einbau des Systems. Gerade beim P+C-Parkhaus sei das ein wichtiger Gesichtspunkt, denn die Nutzung für Autos sei nur vorübergehend geplant. Nach Einschätzung von Marisa Ette wird die schrankenlose, cloud-basierte Technik in Zukunft Stück für Stück die herkömmliche Variante mit Papierticket und Schlagbaum ablösen. Sehr weit verbreitet ist sie bereits in skandinavischen Ländern.

So ist beispielsweise der gesamte Flughafen der norwegischen Hauptstadt Oslo mit dem schrankenfreien Autopay-System ausgestattet. Namentlich in Norwegen zeigt sich ein weiterer Vorteil dieser Technik: Die dort bereits weit verbreiteten Elektro-Autos können auf diese Weise mit günstigeren Parktarifen belegt werden.

Auch in Deutschland sei das ohne weiteres machbar, betont Marisa Ette: Sobald das elektronische Auge auf dem Kennzeichen ein „E“ für Elektro erkennt, könnte das Abstellen - zumindest technisch - gratis sein.

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