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Feilschen im ganzen Viertel

Flohmarkt führt in die romantischen Hinterhöfe der Karlsruher Oststadt

Schnäppchenjäger unter sich: Am Samstag herrscht ein fast südländisches Treiben in den Straßen von Durlacher Allee bis Tullastraße, von Lohfeldstraße bis in die Rintheimer Straße. 

Hinterhof-Flohmarkt in der Rudolfstraße Nr. 5.
Kleidung, Schuhe und vieles mehr gab es beim Hinterhof-Flohmarkt in der Oststadt, wie hier in der Rudolfstraße. Foto: Jörg Donecker

Die Oststadt ist ein gewachsenes und zusammengewachsenes Viertel. Alteingesessene, Menschen mit Migrationshintergrund, Studierende der Musikhochschule, Wohngemeinschaften, junge Familien. Das ist der Boden, auf dem Flohmärkte gedeihen können, und so herrschte am Samstag ein fast südländisches Treiben in den Straßen von Durlacher Allee bis Tullastraße, von Lohfeldstraße bis in die Rintheimer Straße.

In den romantischen, verwinkelten Hinterhöfen wurde aus dem Keller, vom Speicher oder einfach nur aus dem Kleiderschrank ans Licht gebracht, was vielleicht lange geschlummert hatte. Bücher. Kindersachen. Kleidung. Schmuck.

Ein Stand bot sogar Mausefallen an. Alles war preiswert. Feilschen erwünscht. So gab es den Riesenplüschhund schon mal für 17 anstatt für 20 Euro. Die Ohrringe noch? Also wechselte nun doch ein Zwanzigerschein den Besitzer.

So kannte ich die Oststadt gar nicht.
Ricarda Lorenz, Schnäppchenjägerin

Schon alleine die Hinterhöfe, die man von der Straße nicht sieht, waren eine Entdeckung für viele Schnäppchenjäger. Ricarda Lorenz, die mit zwei Freundinnen unterwegs war: „Es ist toll, was man hier plötzlich entdeckt. So kannte ich die Oststadt gar nicht.“ Selbstbedruckte T-Shirts bot Ari Dernedde in der Rudolfstraße an, der eigentlich im Studentenwohnheim lebt. Die mit Oststadtmotiv gehen am besten. Auch er genießt den Nachmittag: „Ich finde die Atmosphäre hier ganz toll!“

Tatsächlich herrschte eine Stimmung in der Essenweinstraße, in der Humboldtstraße, der Veilchenstraße und der Georg-Friedrich-Straße sowie all den anliegenden Häuserzeilen, die man neudeutsch als „gechillt“ bezeichnen könnte.

Meist junge Leute lagen neben ihren Ständen in Liegestühlen, saßen auf Teppichen und Mauervorsprüngen und genossen die lang erwartete Sonne. Manchmal gab es Kaffee und Kuchen. Irgendwo ertönte Musik.

Folgte man den Klängen, gelangte man zum Urgestein des Second Hand Handels in der Oststadt, dem A und S Bücherland, wo Besucher Uli Kaage am Klavier saß und für sich und andere spielte. Einfach so: „Bei diesem Oststadtflohmarkt trifft Kultur und Alltägliches zusammen.“ Auch Thomas Stieber, Betreiber des A und S Bücherlandes: „Der Tag ist für uns eine Bereicherung.“ Viele haben seinen Bücherladen heute das erste Mal entdeckt und wollen wiederkommen.

Über 80 Hinterhöfe machten mit. Doppelt so viel wie letztes Mal und viel mehr als beim ersten Mal, wo nur drei Höfe dabei waren. Initiatorin Johanna Grammel hat die Idee für die Hinterhofflohmärkte aus München mitgebracht.

„Man erlebt so einfach sein Stadtviertel und die Menschen neu.“ Johanna Grammel freut sich über den Zulauf: „Das ist mein Herzensprojekt.“ Inzwischen berät sie auch andere Stadtteile wie etwa die Gartenstadt, die kürzlich einen erfolgreichen Vorgarten-Flohmarkt veranstaltete.

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