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Kunst- und Kulturfestival

Magie, Musik und Blut: „Schwein gehabt“ im Alten Schlachthof Karlsruhe lockt die Massen

Nach vier Jahren Pause organisiert der Verein „ausgeschlachtet“ zum ersten Mal wieder sein großes Kunst- und Kulturfestival „Schwein gehabt“. Die Menschen strömen auf das Schlachthofareal – und genießen Kleinkunst, Musik und Theater.

„Schwein gehabt" auf dem Schlachthof-Areal, das Foto zeigt die katalanische Companyia La Tal.
Entführen in magische Welten: Die katalanische Zirkus-Compagnie „La Tal“ gastierte am Samstagabend auf dem Alten Schlachthof. Foto: Jörg Donecker

Straßentheater, ein Konzert oder doch lieber erst die Kunstausstellung? Kerstin und Petra überlegen noch. Mit dem Programmheft in der Hand stehen sie mitten auf dem Karlsruher Schlachthofareal und wägen ab. Um sie herum herrscht reger Betrieb, Tausende sind gekommen: Kulturinteressierte, junge, hippe Menschen, Familien mit kleinen Kindern. Nach vier Jahren Pause findet die Kunst- und Kulturnacht „Schwein gehabt“ erstmals wieder im Alten Schlachthof statt.

Kerstin und Petra haben sich entschieden. Das Folkrock-Konzert in der Fleischmarkthalle soll es werden – fürs Erste. Später wollen die beiden Karlsruherinnen noch beim Spuktheater vorbeischauen – und auch Karaoke in der Hackerei „klingt witzig“, finden sie.

Das Angebot der mittlerweile fünften Kunst- und Kulturnacht ist umfangreich. Das Programmheft ist entsprechend dick und hilft bei der Orientierung – so man die denn möchte. Kerstin und Petra finden auch schön, sich einfach ein bisschen treiben zu lassen. Nach zwei Jahren Pandemie sei es etwas Besonderes, mal wieder unter Menschen zu sein.

An jeder Ecke gibt es im Alten Schlachthof Karlsruhe etwas zu gucken

Und es sind viele Menschen, die am Samstagabend das Schlachthofgelände bevölkern. An jeder Ecke gibt es etwas zu gucken und auch zu essen. Auf der Bühne auf dem zentralen Platz präsentiert die katalanische Zirkus-Compagnie „La Tal“ eine magische Show um ein überdimensionales Uhrwerk. Mit ihren phantastischen Kostümen entführen die Darsteller die Besucher in eine Märchenwelt.

Ein paar Schritte weiter gibt es ebenfalls Straßentheater – weniger phantastisch, dafür im übertragenen Sinne blutig. Bei der „Boucherie Bacul“ werden Stofftiere geschlachtet. Die belgische Metzgerin zerlegt gerade einen großen grauen Plüschelefanten. Blut ist freilich keins zu sehen, dafür quillt die weiße Wattefüllung aus dem grauen Stofftierhals. Am Ende bleibt der Kopf des plüschigen Tieres – den die Metzgerin unter dem Beifall der Umstehenden an einen Zuschauer verschenkt.

In einem Hinterhof, ein paar hundert Meter Luftlinie weiter, präsentiert derweil ein Model zu theatralischer Musik einen Traum aus Tüll. Es sind Stücke der Modedesignerin Kerstin Brandt, die hier zu vorgeführt werden.

Neben dem Traum aus Tüll etwa auch ein cremefarbener Anzug, außerdem Kleider und Röcke aus ungewöhnlichen Materialien. Was es genau ist, kann man aus der Ferne nicht ganz erkennen – das leuchtend orangefarbene Material erinnert an Wärmedecken aus dem Erste-Hilfe-Kasten. Um die Modenschau herum stehen Menschen mit kühlen Getränken in der Hand und sehen interessiert zu.

Organisatoren von „Schwein gehabt“ sind zufrieden

„Vor allem, was draußen stattfand, hat super funktioniert“, fasst Johannes Frisch zusammen. Frisch ist Pressesprecher des Vereins „ausgeschlachtet“, der „Schwein gehabt“ organisiert.

Tatsächlich war aber das Gelände das Zugpferd.
Johannes Frisch, Pressesprecher von „ausgeschlachtet“

Man habe erwartet, dass die Konzerte von Jazzanova im Tollhaus und Afrob im Substage besonders attraktiv seien. Diese seien auch sehr gut besucht gewesen. „Tatsächlich war aber das Gelände das Zugpferd“, so Frisch.

Die Atmosphäre ist einfach toll.
Bärbel, Besucherin

„Toll ist, dass man hier in verschiedene Bereiche hineinschnuppern kann“, finden die Freundinnen Kerstin und Bärbel, die über das Schlachthofareal schlendern. „Die Atmosphäre ist einfach toll“, findet Bärbel. De beiden Frauen gefällt auch, dass das Publikum an diesem Abend sehr gemischt ist, „die Stimmung ist gut“.

Die beiden Frauen wollen sich treiben lassen, auf jeden Fall wollen aber auch sie gerne das Spuktheater sehen. Dessen Leiter Radalou entführt seine Besucher in kurzen Ausschnitten in sein Programm. Dabei geschehen mysteriöse Dinge – und mancher Zuschauer ist sich am Ende nicht sicher, ob Radalou nicht doch einen Geist gerufen hat. Der Magier sagt nein. Aber wer weiß das schon?

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