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Initiator plant weitere Stationen

Setzling-Tauschbörse: In der Karlsruher Oststadt können Pflanzen und Samen getauscht werden

Ob Tomatensetzlinge oder Grünpflanzen: An der „Setzling-Tauschbörse“ in der Karlsruher Oststadt finden Pflanzenfans eine bunte Auswahl an Setzlingen. Das Prinzip: Für eine mitgebrachte Pflanze darf man eine andere mitnehmen.

Mann steht vor einem Regal mit Pflanzen
Es darf getauscht werden: Initiator Thomas Scheer kümmert sich um die Setzling-Tauschbörse in der Oststadt. Hauptsächlich Zimmerpflanzen gibt es hier, aber auch verschiedene Gemüsepflanzen. Foto: Jörg Donecker

Auf einem selbstgebauten Podest aus Europaletten und Holzplatten stehen Ableger von Grünlilien und Buntnesseln in kleinen Töpfen. Etwas versteckt, in einem Hinterhof in der Rudolfstraße 5 in der Oststadt, warten die Pflanzen an der „Setzling-Tauschbörse“ auf ein neues Zuhause.

Im Areal „Rudolf 5“ hat Thomas Scheer das Projekt vor zwei Jahren ins Leben gerufen. Das Prinzip der Tauschbörse ist schnell erklärt: Wer eine Pflanze oder einen Ableger übrig hat, bringt ihn zur Tauschbörse.

Dafür darf sich der Spender einen anderen Setzling mitnehmen. Das Angebot ist kostenlos. „Viele bringen auch nur Ableger vorbei. Gerade jetzt, wenn die Pflanzen anfangen auszutreiben“, erzählt Initiator Scheer.

Im Frühjahr gibt es viele Gemüsepflanzen an der Tauschbörse in Karlsruhe

Hauptsächlich werden Zimmerpflanzen getauscht. Im Frühjahr finden Pflanzenfans auch Gemüsepflanzen und -samen an der Börse. Tomaten, Kürbis und Küchenkräuter – „alles, was auf dem Balkon wachsen kann“, sagt Scheer. Das Projekt wird gut angenommen, freut sich der Initiator. Täglich würden Menschen vorbeikommen und Pflanzen oder Samen tauschen. Hauptsächlich kommen Frauen in die Rudolfstraße, beobachtet Scheer, der vor Ort eine Ideenagentur betreibt.

Pflanzen sind Mode geworden.
Thomas Scheer, Initiator der Setzling-Tauschbörse

Die Tauschbörse trifft den Plus der Zeit. „Pflanzen sind Mode geworden“, sagt Scheer. Gerade in Karlsruhe, das der gebürtige Saarländer als eine „sehr grüne Stadt“ bezeichnet. Mit der Tauschbörse will der 44-Jährige dafür sorgen, dass das so bleibt. Auch ein Nachhaltigkeitsgedanke spielt mit. Anstatt sich neue Pflanzen zu kaufen, die mitunter aus dem Ausland importiert werden, gibt es vor Ort eigene Ableger, betont Scheer.

Nicht alle Menschen halten sich an das Tausch-Prinzip

Scheer, der eigentlich Kunstgeschichte, Literatur und Philosophie studiert hat, ist selbst begeisterter Hobby-Botaniker. „Das hat mich schon immer fasziniert“, erzählt er. „Pflanzen sind was Besonderes. Sie geben einem ein gutes Lebensgefühl.“ Seit drei Jahren lebt und arbeitet er in Karlsruhe. Im Hinterhof-Areal, in dem verschiedene Künstler, Schreiner und Architekten arbeiten, ist die Tauschbörse geschützt. „Direkt an der Straße wird vielleicht eher randaliert“, schätzt Scheer.

Das ist ja keine Mitnehm-, sondern eine Tauschbörse.
Thomas Scheer, Initiator der Setzling-Tauschbörse

Im Hof hat es bisher keine Probleme mit Randalierern gegeben. Geärgert hat Scheer sich dagegen über Menschen, die einfach alle Pflanzensetzlinge mitgenommen haben. „Das war teilweise geplündert“, erzählt er. „So soll es natürlich nicht sein. Das ist ja keine Mitnehm-, sondern eine Tauschbörse.“

Wegen Corona wurde das Projekt über den Winter etwas ausgebremst. Eigentlich hatte Scheer Kooperationen mit zwei Cafés geschaffen. Dort hätten die Setzlinge überwintern und Pflanzenfreunde hätten weiter tauschen können. Corona machte ihm allerdings einen Strich durch die Rechnung: geschlossene Cafés – geschlossene Tauschbörse.

Tauschbörse in der Karlsruher Oststadt ist täglich geöffnet

Scheers Euphorie bremst dieser Rückschlag aber nicht aus. Wenn er über neue Pläne für sein Herzensprojekt spricht, strahlt der Pflanzenfreund. „Ich plane weitere Stationen, zum Beispiel am Schlachthof kann ich mir das gut vorstellen.“ Auch über Kooperationen mit Unternehmen denkt er nach und sucht weitere Unterstützer der Idee. „Im Prinzip kann man überall eine Tauschbörse errichten. Die Nachfrage ist da“, sagt er.

Neu aufgebaut hat der 44-Jährige im „Rudolf 5“ bereits einen „Setz-Samentausch-Kasten“. Aus einem ehemaligen Setzkasten, wie er früher beim Zeitungsdruck gebraucht wurde, ist eine Sammelstelle für Pflanzensamen geworden. In Streichholzschachteln oder kleinen Gläsern warten hier beispielsweise Samen für Paprika, Koriander und für einen Mandarinen-Baum auf begeisterte Pflanzenfreunde.

Die Idee einer Pflanzentauschbörse ist an sich nicht neu. „Das gibt es schon länger. Aber normalerweise gehen solche Tauschbörsen nur einen Tag“, sagt Scheer. Die Börse in der Oststadt ist dagegen täglich geöffnet. Von Montag bis Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr darf nach Herzenslust getauscht werden.

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