Der Ostwind pfeift Stephanie von Thun um die Ohren, als sie sich die Schneeschaufel greift. Ihre Rollschuhe haben einen Moment Pause. Die sportliche Frau aus Weingarten hat bis gerade eben auch Tricks auf dem Skateplatz im Otto-Dullenkopf-Park geübt.
Jetzt sieht sie vom Rand aus zu, wie Schüler, Jugendliche und erwachsene Männer über die Rampen, durch die Steilkurven und die runden Kuppen der künstlichen Landschaft gleiten. Spätestens ab Mittag ist hier an sonnigen Winterwochenenden mächtig was los.
Wir haben zwei Tage lang geschaufelt und Eis weggepickelt.Mehmet Korkmaz, Grafikdesigner mit Skateboard
Wer es liebt, raffiniert auf Rollen unterwegs zu sein, der lässt sich weder durch Frau Holle noch durch Väterchen Frost bremsen. Die Skater haben aber auch ordentlich geschwitzt, um nicht auf ihr Hobby verzichten zu müssen. „Wir haben zwei Tage lang geschaufelt und Eis weggepickelt“, erzählt Mehmet Korkmaz.
Jetzt ist die Bahn wieder frei, mit Ausnahme eines beachtlichen Schneehaufens. Macht nichts, die aufgetürmte weiße Masse blockiert nur eine Ecke am Rand und ist so lediglich ein weiterer Grund dafür, eine saubere Kurve zu zirkeln.
Linien ziehen unter freiem Himmel
Korkmaz ist Grafikdesigner, aber in seiner Freizeit zieht er Linien auf andere Art und vor allem im Freien. Lässig kurvt er mit seinem Skateboard über einen Minihügel und nimmt dann in einer hochgezogenen Linkskurve geschickt Fahrt auf.
Jetzt im Lockdown ist immer besonders viel los.Stephanie von Thun, Rollschuhläuferin
Kinderleicht sieht es aus, wie der Routinier die Plattform gegenüber ansteuert und sein Brett genau auf der Kante des oberen Ausstiegs um 180 Grad wendet. Ein Wimpernschlag des Innehaltens, dann taucht der Mann mit ausgebreiteten Armen auf seinem Brett wieder ab und in die nächste Runde.
Stephanie von Thun und Mehmet Korkmaz sind zwar aus der Stadt nach Weingarten gezogen, aber der Skateplatz im Ostauepark lockt sie immer wieder nach Karlsruhe. Sie sind in diesen winterlichen Tagen der Fastnachtsferien bei weitem nicht die einzigen Besucher der Anlage. „In dem Lockdown jetzt ist immer besonders viel los“, berichtet die Frau mit der Schneeschaufel.
Seit auch noch Schnee liegt, hat sich der Lärmschutzwall am Ostring Richtung Park zu einem überbreiten, höchst jugendfreundlichen Rodelhang entwickelt.
Er ist weder steil noch lang, aber der Auslauf ist inzwischen mehrfach überfroren und dadurch hart und glatt geworden. Zahlreiche Kinder vergnügen sich dort mit Schlitten und Plastikbobs. Besonders rasant gleitet ein Junge mit einem Board ohne Rollen abwärts – bis sich seine extrem flotte Standfläche verselbstständigt und den Bodenwellenreiter mit Schwung abwirft.
Plätze für Erfahrene und für Kinder
Dass sich auf dem Skateplatz im Otto-Dullenkopf-Park die Erfahrenen treffen, verrät auch die Ausrüstung. Wollmütze auf dem Kopf ist Standard bei denen, die nicht mit Helm fahren. Neben Rucksäcken stehen Thermosflaschen griffbereit am Rand, die Weingartenerin klemmt eine Wolldecke unter den Arm. „Wir sind bei jedem Wetter da, wenn es halbwegs trocken ist“, erklärt Stephanie von Thun.
Acht Skateplätze gibt es in der Stadt, von Grünwettersbach im Osten bis Knielingen und Daxlanden im Westen. Bei Könnern ebenfalls beliebt sind zwei weitere große Treffpunkte an der Europahalle und in der Nordstadt. Andere Anlagen bieten weniger anspruchsvolle Aufbauten und deutlich weniger Fläche.
So ein bescheideneres Areal für Skater liegt an der Fiduciastraße am Rand von Durlach-Aue. Dort werden sonst eher Kinder glücklich als erwachsene Rollensportler. Niemand hat die weiße Pracht beiseite geschafft. Doch es geht trotzdem was: Mit Schlittschuhen und Hockeyschlägern treffen sich kleine Freunde des Gleitens 200 Meter weiter östlich auf einem Acker am Straßenbahngleis. Den hat der tagelange Dauerfrost in eine Natureisbahn verwandelt.