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Polizeieinsatz am Freitagabend

Partylärm in der Karlsruher Innenstadt: Feier im Fasanengarten sorgt für Ärger

Die Polizei schreitet ein am Wochenende: Hunderte feiern in stockdunkler Nacht auf der Wiese am Fasanengarten. Konzentriert sich die Partyszene unter freiem Himmel nun dort statt hinter dem Schloss?

19.06.2021 Polizei räumt ab 22:30 Uhr den Schlossgarten
Schluss mit lustig: Seit Wochen räumt die Polizei immer wieder den Schlossgarten, wenn dort auch nach Einbruch der Dunkelheit weiter gefeiert wird. Foto: Rake Hora

Es ist die Stunde vor Mitternacht, man sieht die Hand nicht vor Augen im Fasanengarten. Hunderte feiern auf der großen Wiese hinter den Gartenpavillons beim Fasanenschlösschen. Doch die Partystimmung kippt, als Polizisten am Freitagabend eintreffen.

Erstmal geht es um Lärm. Anwohner haben die Polizei gerufen, sie wollen die wummernde Musik nicht länger ertragen. Doch anders als sonst im Fasanengarten ist die Situation sofort angespannt, berichtet Raphael Fiedler, Sprecher des Polizeipräsidiums Karlsruhe. Von 700 Menschen sind da Fiedler zufolge viele erheblich betrunken, etwa 200 verziehen sich direkt in den Wald, um der Polizei nicht zu begegnen.

Aggressive Parolen, wenig Einsicht, beträchtlicher Alkoholisierungsgrad: Das ist der Cocktail, der die Einsatzleitung dazu bewegt, das Feiern zu beenden und alle fortzuschicken.

Da wird eine Jugendliche vermisst. Die 16-Jährige torkelt sturzbetrunken und oberhalb der Taille spärlichst bekleidet bis zum Schloss, stellt sich später heraus. Dort finden sie – laut Polizei wohlbehalten – Kräfte der Bundespolizei.

Vom Schloss zum Fasanengarten sind es nur 600 Meter

„Im Fasanengarten haben wir bisher eher studentisches Publikum“, sagt Fiedler. Die Wiese, die sich über 300 Meter bis zur Hagsfelder Allee erstreckt, sei regelmäßiger Treff unter freiem Himmel. Gleiches gilt für die Günther-Klotz-Anlage in dieser Zeit, in der Partymöglichkeiten pandemiebedingt eingeschränkt sind.

Hat sich die Szene vom Schloss an den Rand des KIT-Campus Süd verlagert? Nur 600 Meter östlich vom Schloss gelegen, erreicht man den Fasanengarten vom Schlossgarten aus geradewegs auf der Richard-Willstätter-Allee.

Koffergroße Musikboxen werden antransportiert

Bewohner der Innenstadt schildern in einem Brief an die Polizei, das städtische Ordnungsamt und die BNN „untragbare Zustände“. Seit die Polizei den Schlossgarten abends räumt, sobald Menschen dort in die Dunkelheit hinein feiern, zögen jeden Freitag und Samstag von 20 bis 22 Uhr „Horden“ in den Fasanengarten, begleitet von Musik aus großen Lautsprechern. Fiedler bestätigt, dass am Freitagabend koffergroße Musikboxen auf Rollen antransportiert wurden.

Im Fasanengarten haben wir bisher eher studentisches Publikum.
Raphael Fiedler, Polizeisprecher

Zum Lärm kommen die Hinterlassenschaften. Keine Toiletten, viel Alkohol: Der Zustand der Wiese, der Gebüsche und des Waldgebiets am Fasanengarten lässt sich vorstellen. Nicht nur unappetitlich, sondern auch gefährlich sind die Glasscherben, die zusammen mit viel Müll liegen bleiben.

Müll und Scherben bleiben liegen

Gleich nebenan liegt ein großer Spielplatz, wegen der einzigartigen Anlage beliebt bei Familien mit kleinen und größeren Kindern. „Es gibt einzelne Gruppen, die aufräumen, wenn wir sie dazu auffordern“, berichtet Fiedler. Für den Großteil gelte das aber nicht.

Denkbar ist aus Sicht des Polizeisprechers, dass am vergangenen Wochenende andere Gruppen in den Fasanengarten kamen als sonst. Das würde die ungewöhnlich aufgeheizte Stimmung erklären. „Die Einsatzleitung hatte den Eindruck, dass es eine Stunde später dort hochproblematisch geworden wäre“, sagt Fiedler.

Fingerspitzengefühl für das Risiko

Fiedler zeichnet die Lage nach. „Die Kollegen kommen erst nur wegen Ruhestörung, daraufhin flüchten einige, obwohl noch gar keine Räumung geplant ist.“ Dunkelheit, die laute Musik: „Das bewirkt eine Art Anonymität, ein Gruppenverhalten mit dem Risiko von Übergriffen.“ Schließlich die Sorge um die vermisste 16-Jährige: „Das wurde jugendgefährdend. Das können wir nicht so lassen.“

An den nächsten Wochenenden will die Polizei das Geschehen beobachten. Fiedler hält Fingerspitzengefühl für angebracht: „Irgendwo müssen sich die Leute ja aufhalten.“ Am Samstagabend sei im Fasanengarten wieder friedlich gefeiert worden.

„Dass sich Lärm der Nachtschwärmer nicht ganz vermeiden lässt, ist allen klar“, schreiben die Anwohner – auch, weil Poser extra laut Autos vorfahren. Doch die Belastung jetzt sei nicht hinnehmbar: Von 1 bis 5 Uhr zögen Gruppen aus dem Fasanengarten ab, besoffen grölend zu aufgedrehter Musik.

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