„Ich weiß vorab nicht, was es gibt“, sagt der 70-jährige Karlsruher Paul Rapp über die Holzkunstwerke, die er seit Beginn seiner Rente vor über zehn Jahren erstellt.
Rapp wohnt in der Hardtwaldsiedlung. Jeden Tag fährt er rund zwei Stunden mit seinem E-Bike durch den Wald, meist gemeinsam mit seiner Frau Uschi nach Stutensee-Blankenloch zu einem Bäckerei-Café. Sie horchen, wo eine Kettensäge dröhnt. Momentan ist allerdings Sägestopp.
Da Rapp im Wald nicht selbst sägen darf, weil ihm ein entsprechender Kurs fehlt, fragt er oft Waldarbeiter, ob diese ihm ein Stück absägen können. Was an Holz auf dem Boden liegt, darf er verwenden und das kommt dann in seinen Anhänger.
Sein Auto hat der frühere Fahrer der Papieragentur Schneidersöhne sowie der Brauereien Moninger und Hoepfner mittlerweile verschenkt. Er fährt nur noch Fahrrad – zumeist durch die Wälder. „Ich kann das nicht, acht Stunden im Liegestuhl liegen“, sagt er.
„Aus einer großen Wurzel habe ich mal einen Tisch gemacht. Und Kleiderständer, Weinflaschen- und Glashalter oder Briefbeschwerer sind schon entstanden“, erzählt der gebürtige Durmersheimer.
Seine Arbeiten entstehen in der Regel im heimischen Wintergarten. Wenn Rapp die Säge ansetzt, kommen Eulen, Gesichter und Vögel und auch allerhand Abstraktes dabei heraus. Inspiration dazu findet der 70-Jährige auf Flohmärkten, wie etwa dem vor der Trinkhalle in Baden-Baden.
Fan aus der Karlsruher Nachbarschaft kauft Holz-Objekte
„Weil eine Kettensäge relativ laut ist, arbeite ich meist morgens, wenn die Nachbarn bei der Arbeit sind“, sagt Rapp.
Behalten kann er all seine Holzkunst-Werke nicht – dafür fehlt ihm der Platz. Doch eine Nachbarin ist ein regelrechter Fan von ihm. Sie habe schon viele Holzobjekte für ihren eigenen Garten gekauft. Auch Kanzleien zählen zu seinen Kunden.
In der Regel verschenkt er seine Kunst allerdings an Freunde und Verwandte. Zu Weihnachten gibt es dann beispielsweise Herzen und Christbäume aus Holz. „Die Leute haben doch eh schon alles und das kommt immer gut an“, sagt der agile Rentner.
Ich kann das nicht, acht Stunden im Liegestuhl liegen.Paul Rapp, Rentner und Holz-Künstler
In den Urlaub fahren die beiden wegen der täglichen Gartenpflege frühestens ab September. Aber auch da kann der Holz-Fan nicht von seinem Hobby ablassen.
„In vierzehn Tagen am Strand von Fuerteventura habe ich mal an einem einzigen Holzobjekt geschnitzt“, sagt er. Und auch aus dem Lech bei Füssen habe er sich ein Erinnerungsstück mitgebracht. Er mache gerne kleine Sachen, weil er stundenlang dabei verweilen könne.
Weiche Holzarten sind für den Holz-Künstler aus Karlsruhe ideal
Am besten eignen sich weiche Holzarten wie Efeu- oder Pappelholz für seine Arbeit. Hartholz wie Buche, Eiche oder Kirschbaum sind weniger gut geeignet. Zum Teil lackiert er das Holz.
Als Fuß nimmt er oft schwarz lackierte Holzklötze, die ihm die Uni zurechtschneidet, – oder auch Steine. Seine Werke bestehen nur aus Holz, nicht aus Metall. „Ich bin ein Holzwurm“, sagt Rapp.