Skip to main content

Wer kommt nach Karlsruhe?

Vom Patriarchen bis zum Erzbischof von Canterbury: Vier Promis beim Weltkirchentreffen

Zur Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen kommen Tausende Christen nach Karlsruhe. Diese vier Prominenten sollten Sie kennen.

Patriarch Karekin ist das Oberhaupt der Armenisch-apostolischen Kirche.
Patriarch Karekin ist das Oberhaupt der Armenisch-apostolischen Kirche. Foto: Armenisch Apostolische Kirche

Zur Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen kommen Christen und Konfessionen aus aller Welt zusammen. Wir werfen einen Blick auf vier bekannte Gesichter, die nach Karlsruhe kommen werden und erkläre was es mit dubiosen Konten, privaten Schwächen und einer Frau mit Vorreiterrolle auf sich hat.

Der Mächtige: Patriarch Karekin

Katholikos Karekin II. ist das Oberhaupt der Armenisch-apostolischen Kirche mit Sitz in Etschmiadzin, Armenien. Der 70-Jährige blickt allerdings auch auf eine Zeit in Deutschland zurück: Nach seinen theologischen Studien am Regensburger Ostkirchlichen Institut war Karekin II. hierzulande noch als Seelsorger der armenischen Gemeinde tätig.

Nach seiner Ernennung zum Erzbischof folgte 1999 die Weihe zum 132. Katholikos der armenisch-apostolischen Kirche. „Seit seiner Wahl hat er die schwierige Aufgabe begonnen, das innerkirchliche Leben neu zu strukturieren und umzuorganisieren, die theologischen Seminare der Kirchen wiederzubeleben, die christliche Erziehung und Ausbildung zu stärken und die Kirchen und Klöster umzubauen“, schreibt der ÖRK.

Zweimal geriet Karekin II. aber in die Kritik. Zum einen wurde er bei den „Swiss Leaks“ in Bedrängnis gebracht. Die investigativen Recherchen mehrere Medien bezogen sich auf die Bank HSBC, die in der Schweiz mit Steuerhinterziehern und Kriminellen zusammengearbeitet haben soll.

In dem Zusammenhang tauchte ein Konto von Karekin II. auf. Dieses, so ein Sprecher des Patriarchs, solle Wohltätigkeitszwecken dienen. Zwischenzeitlich formierte sich zudem die Protestbewegung „Neues Armenien, neuer Patriarch“, die unter anderem seine Verbindungen zur politischen Elite kritisierte.

Der Musikalische: Patriarch der Griechisch-Orthodoxen

Patriarch Johannes X. (67) ist griechisch-orthodoxer Patriarch von Antiochien und geistliches Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche von Antiochien sowie orthodoxer Liturgiewissenschaftler. Seinen Sitz hat der Geistliche in der syrischen Hauptstadt Damaskus.

Patriarch Johannes X., griechisch-orthodoxer Patriarch von Antiochien.
Patriarch Johannes X., griechisch-orthodoxer Patriarch von Antiochien. Foto: Nikos Kosmidis/WCC

Er wurde in Lattakia in Syrien geboren. Johannes ist als Theologe ein Quereinsteiger, denn zunächst studierte er Bauingenieurwesen. Aber schon damals engagierte er sich stark in der geistigen Jugendarbeit – auch in Form von Bildungsprogrammen mit byzantinischem Gesang. Nach seinem Abschluss als Diplombauingenieur schloss er ein Studium der Theologie und der byzantinischen Musik an.

Seine auf griechisch verfasste Doktorarbeit befasst sich mit der Taufe. Johannes wurde 1979 zum Diakon und 1983 zum Priester geweiht. Danach unterrichtete er Liturgie an einer Hochschule im Libanon, an der er auch Dekan wurde. Zwischendurch war er auch mal Abt des Klosters Balamand im Libanon. Dann erklomm er die kirchliche Ämterleiter: 1995 wurde er Bischof, 2008 Metropolit von West- und Zentraleuropa, 2012 Patriarchen von Antiochien.

Johannes engagiert sich weltweit stark im Bereich der Ökumene und hat dazu internationale Konferenzen in Griechenland, Italien, der Schweiz, Zypern, den USA, Russland und Großbritannien besucht. Jetzt kommt für den Autor zahlreicher Bücher über Theologie, Bildung und Musik als Reiseziel noch Karlsruhe hinzu.

Der Ehrliche: Erzbischof von Canterbury

Justin Welby, Erzbischof von Canterbury, hier bei der Trauerfeier und Beisetzung von Queen-Ehemann Prinz Philip.
Justin Welby, Erzbischof von Canterbury, hier bei der Trauerfeier und Beisetzung von Queen-Ehemann Prinz Philip. Foto: Victoria Jones /dpa/PA Wire

Justin Welby (66) ist ein Quereinsteiger. Der Erzbischof von Canterbury ist Primas von ganz England und das geistliche Oberhaupt der Kirche von England sowie Ehrenoberhaupt der anglikanischen Kirchengemeinschaft.

Dass diese Kirchenämter auf ihn zukommen, hätte er lange Zeit selbst nicht gedacht, denn anfangs verlief sein Leben ganz anders.

Welby hat Jura und Geschichte in Cambridge und Dublin studiert, hatte Managerposten in Paris und London zur Finanzierung von Ölförderprojekten in Nigeria, arbeitete schließlich als Finanzexperte des Konzerns „Elf Aquitaine“.

Als eines seiner sechs Kinder bei einem Unfall ums Leben kam, wandte er sich der Religion zu. 1989 orientierte er sich radikal um. Welby studierte Theologie, wurde Priester und Dekan der Kathedrale von Liverpool. 2011 wurde er Bischof, 2013 Erzbischof von Canterbury.

Der Erzbischof ist bekannt dafür, auch Schwächen einzuräumen und darüber zu reden. 2019 zum Beispiel sprach er offen über seinen Kampf gegen Depressionen. Er habe erkannt, dass er Hilfe brauche, auch wenn das nicht einfach gewesen sei. Auch spricht er offen über Alkohol. Seine Eltern seien Alkoholiker gewesen, er selbst lasse seine Ehefrau Caroline auf seinen Alkoholkonsum schauen, sagte er bei seinem Amtsantritt 2013.

Die Vorreiterin: Agnes Abuon

Agnes Abuon, Zentralratsausschussvorsitzende des ÖRK
Agnes Abuon, Zentralratsausschussvorsitzende des ÖRK Foto: Dieter Klink

Der Zentralratausschuss ist das höchste Leitungsgremium des ÖRK. Mit ihrer Wahl zur Vorsitzenden dieses Ausschusses im Jahr 2013 wurde Agnes Abuon Vorreiterin in zweifacher Hinsicht: Erstmals führt eine Frau dieses Gremium an, erstmals eine Afrikanerin.

Einen ersten Kontakt zum ÖRK bekam die Tochter einer Protestantin und eines Katholiken durch ihre Pressearbeit im Rahmen der Vollversammlung 1975 in Nairobi. Von 1999 an war sie sieben Jahre lang als ÖRK-Präsidentin für Afrika tätig, vor allem in der Friedensarbeit.

„Es gelingt ihr, ökumenische und interreligiöse Initiativen und Institutionen miteinander ins Gespräch zu bringen, etwa muslimische und christliche Anführer am Horn von Afrika“, schreibt die Organisation „Brot für die Welt“, die Abuon als „Moderatorin, Mahnerin, Visionärin“ würdigt. In ihrer Friedensarbeit ist für Abuon auch die Stärkung der Frau besonders wichtig.

Der Titel der ÖRK-Vollversammlung lautet „Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt“. Schon im Mai erklärte Abuon beim Katholikentag in Stuttgart, warum das Motto aus ihrer Sicht so passend ist: „Hassrede durchzieht durch die sozialen Medien unseren Alltag. Fremdenhass und Rassismus, nationaler Populismus und eine Politik der Angst regieren überall. Gerade da braucht es das Vorbild Jesu, der den Entrechteten ihre Würde gibt.“

nach oben Zurück zum Seitenanfang