Skip to main content

Stadt schlägt Alarm

Personalmangel droht Karlsruher Freibadsaison in Rappenwört auszubremsen

Personalmangel ist ein Problem – auch für die Karlsruher Bäder. Nun müssen sich vor allem Fans des Rheinstrandbads Rappenwört auf Einschränkungen einstellen.

Rheinstrandbad in Rappenwört.
Beliebter Treffpunkt: Das Rheinstrandbad in Rappenwört lockt in der Freibadsaison auch Menschen aus der Region an. Foto: Jörg Donecker (Archiv)

Im Online-Spot der Karlsruher Bäder sitzt der Mann mit Badehose, Schwimmring und Taucherbrille auf dem Trockenen. Zuhause auf dem Sofa nämlich. Weil Personal fehlt, droht die Freibadsaison ausgebremst zu werden. Und das trifft in diesem Sommer absehbar das Freibad Rüppurr und noch stärker das Rheinstrandbad Rappenwört. Wobei eine ungewöhnliche Initiative sogar für etwas Abhilfe sorgen wird.

Bäderchef Oliver Sternagel legte am Dienstag bei einer Pressekonferenz dar, welche Öffnungszeiten mit dem momentanen zur Verfügung stehenden Personal möglich wären: Rappenwört bliebe dem zufolge montags bis donnerstags komplett zu. Geöffnet wäre dieses Bad nur freitags bis sonntags von 10 bis 20 Uhr.

Freibad mit eingeschränkter Öffnungszeit

Das Freibad Rüppurr wiederum soll montags bis freitags von 12 bis 19 Uhr und nur am Wochenende von 10 bis 20 Uhr offen sein. Lediglich das Turmbergbad in Durlach und das Sonnenbad können wie üblich täglich von 9 bis 20 Uhr besucht werden. Saisonstart ist der 27. Mai. „Wenn wir bis dahin weiteres Personal finden, können sich die Zeiten noch ändern“, betont Sternagel.

Sicherheit steht über allem.
Oliver Sternagel, Bäderchef

Noch vor kurzem gab es in Rüppurr die Befürchtung, dass dort die ganze Saison ausfällt. Es formierte sich Widerstand in der Bevölkerung, die gleichzeitig Mithilfe anbot. „Es geht nicht darum, wer am lautesten schreit“, betont Sternagel. Das Gesamtbild solle vielmehr am Ende für alle am besten sein. Der Bäderchef verweist auf den Personalbedarf: Das Gelände in Rappenwört entspricht der Fläche von 22 Fußballfeldern. „Wir brauchen dort 25 Kräfte pro Tag.“ In Rüppurr wiederum reichen sechs Mitarbeiter.

Noch fehlen zehn Saisonkräfte

Im Sommer beschäftigten die Bäderbetriebe normalerweise 250 Mitarbeiter, die Verwaltung mitgerechnet. „Aktuell fehlen noch zehn Saisonkräfte“, bilanziert Sternagel. Auch wenn das nicht nach viel klinge: „Sicherheit steht über allem.“ Noch hofft er, dass weitere Saisonkräfte gefunden werden. Dafür starten die Bäderbetriebe unter dem Hashtag „RetteDenSommer“ eine Kampagne.

Schon im Februar schlugen Sternagel und der zuständige Bürgermeister Martin Lenz (SPD) Alarm. „Wir wollen den Leuten reinen Wein einschenken“, so der Dezernent. Er kennt Personalmangel auch von der Pflege und den Kitas, die ebenfalls in seine Zuständigkeit fallen. Wie bei den Bädern ist das ein bundesweites Phänomen.

Lob für Karlsruher Engagement

„Alle wissen vom Personalmangel und dass die Katastrophe kommt“, sagt Fernsehmoderator Markus Brock, der bei der Pressekonferenz als Rüppurrer Bürger Rede und Antwort steht. „Ich bin begeisterter Schwimmer und im Freibad Rüppurr aufgewachsen.“ Als dieses Bad im Zuge des Personalmangels in den Fokus rückte, brachte er sich schnell ein. „Ich bin beruflich viel in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs und bekomme seit Jahren mit, dass der Personalmangel größer wird. Und ich sehe, wie engagiert die Stadt Karlsruhe Personal sucht.“

Inzwischen kursieren Listen, in die sich hilfsbereite Bürger im Freibad Rüppurr engagieren wollen. „Das braucht aber Strukturen, einen festen Ansprechpartner für die Bäder“, relativiert Brock. Deshalb werde derzeit die Gründung eines Freundeskreises vorbereitet. Und Brock ist sicher, dass dieser Weg in anderen Stadtteilen ebenfalls sinnvoll sei. Im Sonnenbad gibt es diese Unterstützer schon. In Wolfartsweier betreibt ein Verein das Freibad sogar in Eigenregie.

„Aufgrund des demografischen Wandels wird sich die Situation weiter verschärfen“, sagt Faris Abbas. Der Referent von Bürgermeister Lenz meint: „Wenn sich die Menschen mit ihrem Bad identifizieren und mithelfen, ist man besser gewappnet.“ Brock sagt: „Es geht nicht darum, dass die Stadt Geld sparen will. Wer mitarbeitet, wird bezahlt.“

Bis zu 3.000 Euro pro Monat für ungelernte Kräfte

Ungelernte Kräfte verdienen nach Angaben von Sternagel zwischen 2.600 und 3.000 Euro pro Monat. Bezahlt werde nach Tarif. Man müsse schwimmen können, aber „kein Delfin sein“. Einigermaßen Deutsch sprechen zu können, sei ebenfalls Voraussetzung. „Diesen Job könnte fast jeder machen, wenn er will.“

Über zahlreiche Kanäle und soziale Netzwerke laufe nach wie vor die Werbung um Kräfte. Einen Erfolg gibt es inzwischen. Der Gründer der Fitnessstudios Fit-In, Steffen Werner, stellt im Sommer den Bädern fünf seiner Mitarbeiter zur Verfügung. „Da ist es bei uns eh ruhiger.“ Er könne so 50 bis 80 Stunden pro Woche abdecken.

Werden noch weitere Helfer gefunden, will Sternagel die Öffnungszeiten in Rüppurr und Rappenwört ausweiten. „Es kann aber auch anders laufen: Wenn einige Mitarbeiter doch nicht kommen oder aussteigen, müssen wir Rüppurr womöglich doch tageweise schließen.“ Bei der tageweisen Schließung verwies Lenz stets auf Alternativangebote in der Nähe. Für Rappenwört sieht er das Sonnenbad als Ausweichmöglichkeit.

Hallenbäder schließen

Das besucherstärkste Freibad in Karlsruhe ist nach Angaben von Sternagel das Turmbergbad. „Rappenwört ist dagegen am Wochenende besonders gut besucht.“ Die Stadtteilhallenbäder Neureut, Grötzingen und Durlach schließen mit dem Freibadstart für den öffentlichen Betrieb. Für Kurse und das Vereinsschwimmen bleiben sie aber offen. „Insofern können wir dort nicht das ganze Personal abziehen“, erläutert Sternagel.

nach oben Zurück zum Seitenanfang