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Aktuell werden 136 Kinder betreut

Pflegekinderdienst Karlsruhe sucht dringend Pflegefamilien

Wenn Kinder nicht bei ihren Eltern bleiben können, brauchen sie eine Pflegefamilie. Die Aufnahme reicht von wenigen Tagen bis zur dauerhaften Vollzeitpflege.

Hilfe in der Not
Hilfe in der Not: Warum sich Eltern nicht um ihre Kinder kümmern können, hat oft unterschiedliche Gründe. Mitunter spielen Gewalt und Drogenmissbrauch eine Rolle. Foto: Patrick Pleul

Es gibt unterschiedliche Gründe, warum Kinder zeitweise oder dauerhaft nicht bei ihren leiblichen Eltern leben können, sondern auf die Unterstützung von Pflegefamilien angewiesen sind. „Die Probleme sind vielschichtig“, sagt Angela Bachmeier-Volz, Familientherapeutin und Leiterin der Abteilung Pflegekinderdienst und Adoptionsvermittlung bei der Sozial- und Jugendbehörde.

Da sind zum Beispiel die Alleinerziehenden, die ins Krankenhaus müssen und niemanden haben, der sich in der Zwischenzeit um die Kinder kümmert. „Diese Fälle sind in der Regel unproblematisch, denn man kann sie oft im Voraus planen, und die Kinder kommen nach wenigen Tagen oder Wochen wieder zu ihren Eltern zurück.“

Da gibt es aber auch die Fälle, in denen es um Gewalt oder Drogenmissbrauch geht. „Es kann schon vorkommen, dass die Polizei mitten in der Nacht Kinder aus einer Wohnung holen muss, weil die Situation dort eskaliert“, sagt die Familientherapeutin.

In Karlsruhe betreuen 94 Vollzeitpflegefamilien aktuell 136 Kinder

Wenn Kinder unter sechs Jahren betroffen sind, wendet sich die Polizei an den Pflegekinderdienst oder an den Allgemeinen Sozialen Dienst, bei älteren Kindern ist das Zentrum für individuelle Erziehungshilfen (Zefie) zuständig. „Wir sorgen dann dafür, dass die Kinder sicher untergebracht werden und setzen uns mit einer sogenannten Bereitschaftspflegefamilie in Verbindung“, meint Bachmeier-Volz.

Für jedes dieser Kinder muss die Perspektive geklärt werden.
Angela Bachmeier-Volz, Familientherapeutin

Aber genau das ist oft nicht so einfach, denn es fehlen Pflegefamilien: „Aktuell haben wir acht Familien mit einem festen Vertrag, neun weitere Familien stehen als sogenannte Springer für den Notfall bereit“, berichtet Bachmeier-Volz. Zurzeit sind 16 Kinder in der Bereitschaftspflege. „Für jedes dieser Kinder muss die Perspektive geklärt werden“, sagt sie.

Etwa die Hälfte von ihnen wird nach einer gewissen Zeit wieder zu den leiblichen Eltern kommen, die anderen werden dauerhaft in einer Vollzeitpflegefamilie leben. „Auch für die Vollzeitpflege brauchen wir Familien“, berichtet Bachmeier-Volz und nennt Zahlen:

Aktuell gibt es 94 Vollzeitpflegefamilien, die sich um 136 Kinder kümmern.

Pflegefamilien müssen vor allem flexibel sein

Eine dieser Familien ist Familie Schuler. Sylke und Joachim Schuler haben vier Kinder, drei von ihnen sind bereits erwachsen. Neben dem 13-jährigen Sohn Simon lebt auch der neunjährige Joshua als Vollzeitpflegekind bei ihnen. „Er kam zu uns, als er zehn Wochen alt war“, sagt Sylke Schuler. Sie kümmert sich zurzeit aber auch noch um die kleine Anna (Name von der Redaktion geändert).

Das Baby ist das inzwischen 13. Bereitschaftspflegekind, das die Familie in einer Notsituation bei sich aufgenommen hat. „Manche sind nur wenige Stunden bei uns, andere bleiben Monate oder Jahre“, berichtet die Pflegemutter und fügt hinzu, dass die längste Bereitschaftspflege über drei Jahre ging.

Als erfahrene Pflegefamilie sind die Schulers auf alles vorbereitet: Sie haben in ihrem Haus ein Zimmer für die Bereitschaftspflege eingerichtet. Dort gibt es eine Wiege für Babys, aber auch ein Bett für Kleinkinder. Vorrätig sind Windeln und Kleidung in verschiedenen Größen, sowie Spielsachen für unterschiedliche Altersgruppen.

Eine halbe Stunde später stand die Polizei mit zwei kleinen Kindern bei uns vor der Tür.
Joachim Schuler, Pflegefamilien-Vater

Joachim Schuler erinnert sich an einen Abend mit Gästen: „Wir saßen gemütlich zusammen, als der Anruf vom Allgemeinen Sozialen Dienst kam“, sagt er. „Eine halbe Stunde später stand die Polizei mit zwei kleinen Kindern bei uns vor der Tür.“ Die Kinder mussten aufgrund von Streitigkeiten unter Alkoholeinfluss aus der Familie genommen werden und blieben zehn Tage bei den Schulers.

Sylke und Joachim Schuler haben sich vor zehn Jahren dazu entschlossen, Pflegefamilie zu werden, weil sie etwas für Kinder tun wollten, denen es nicht gut geht. „Uns geht es gut“, sagt Sylke Schuler. „Wir haben eine tolle Familie, ein großes Haus mit Garten, und wir wollten einfach etwas zurückgeben.“

Um ihre Aufgabe erfüllen zu können, ist Angela Bachmeier-Volz auf Familien wie die Schulers angewiesen. „Wir brauchen dringend Vollzeit- und Bereitschaftspflegefamilien“, sagt sie und erklärt auch gleich, was diese Familien mitbringen müssen: „In erster Linie müssen sie flexibel sein, denn vieles ist nicht planbar“, meint sie. „Wichtig ist uns auch, dass die Pflegefamilien die Herkunftsfamilien akzeptieren und bereit zur Zusammenarbeit sind“, so Bachmeier-Volz.

Pflegefamilie gesucht

Wer sich als Pflegefamilie bewerben möchte, kann sich bei Angela Bachmaier-Volz melden: Telefon 0721/1335115 oder per E-Mail unter pda@sjb.karlsruhe.de

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