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19. bis 23. April

Politische Brisanz und Oscar-Flair: Was das Karlsruher Filmfestival „Independent Days“ bietet

Filme aus dem Iran und der Ukraine, insgesamt 123 Beiträge aus 36 Ländern und ein zweifacher Oscar-Preisträger: Die 22. Ausgabe des Karlsruher Filmfestivals „Independent Days“ bietet ein vielseitiges Programm.

Filmszene mit zwei Frauen aus dem iranischen Kurzfilm „Suite Night“, der beim Karlsruher Filmfestival „Independent Days“ im April 2023 gezeigt wird.
Dramatischer Kampf ums Überleben: Zum Programm der „Independent Days“ gehören auch Beiträge aus dem Iran wie der Kurzfilm „Suite Night“, der Gewalt gegen Frauen thematisiert. Foto: IDIF22

Drei schwere Jahre liegen hinter dem Karlsruher Filmfestival „Independent Days“. Der internationale Treffpunkt aufstrebender Filmemacher war durch die Corona-Pandemie massiv ausgebremst worden. Nun aber ist das Festival zurück an seinem angestammten Platz im Frühjahr: Vom 19. bis zum 23. April soll die 22. Ausgabe im Karlsruher Kino Schauburg stattfinden. Und das Programm lässt äußerst interessante Festivaltage erwarten.

Bemerkenswert ist schon gleich der Eröffnungstag: Das einst als Kurzfilm-Forum gegründete Festival eröffnet am 19. April um 14.30 Uhr mit einem japanischen Langfilm. „Ring Wandering“ handelt von einem jungen Mann, der Manga-Künstler werden will und den Spuren eines mysteriösen Wolfs nachjagt. „Das ist ein sehr träumerischer, künstlerischer Film mit tollen Landschaftsaufnahmen und atemberaubender Bildstärke“, sagt Festivalgründer und -leiter Oliver Langewitz.

Der Streifen liege ihm am Herzen, weil er zeige, dass japanischen Filmen immer wieder die Verschmelzung von Pop-Kultur und Geschichte gelänge.

Karlsruher Festival zeigt auch brisanten Beitrag aus dem Iran

Politisch hoch aktuell geht es im ersten von vier Kurzfilmblocks im Rennen um den Publikumspreis weiter (19. April, 19 Uhr). „There’s no fate“ (Es gibt kein Schicksal) lautet dessen Motto. Und einer der Beiträge ist der iranische Film „Suite Night“.

Darin geht es um eine junge Frau, die ihre Freundin vor einer Vergewaltigung rettete. Weil sie den Angreifer tötete, droht ihr die Hinrichtung. Ihre Freundin lässt nichts unversucht, um die Vollstreckung des Todesurteils in letzter Minute abzuwenden.

Der Iran habe einerseits eine sehr ausgeprägte Filmkultur, sagt Langewitz. Andererseits sei die Situation für Filmemacher dort höchst problematisch. Von Verhaftungen betroffen sind auch prominente Regisseure.

Bekanntestes Beispiel ist wohl Jafar Panahi, dessen Werke mehrfach auf der Berlinale und in Venedig ausgezeichnet wurden und der 2022 in einem berüchtigten Gefängnis inhaftiert wurde, aus dem er erst nach einem Hungerstreik auf Kaution wieder entlassen wurde.

Programmblock mit Beiträgen aus der Ukraine

Auch Filme aus der Ukraine sind im Programm vertreten. Unter dem Titel „Fighting for Freedom“ werden am 20. April ab 12.30 Uhr fünf Beiträge gezeigt, die sich auf unterschiedliche Weise mit der bedrohlichen Situation des Landes befassen.

Zwar entstand nur einer der Filme nach Beginn des russischen Angriffskrieges. Doch mit den Konflikten mit prorussischen Separatisten hätten sich ukrainische Filmemacher schon seit längeren auseinander gesetzt, erklärt Langewitz.

Filmszene mit einem Ehepaar in dem ukrainischen Kurzfilm „Lost Hopes“, der im April 2023 beim Karlsruher Filmfestival „Independent Days“ gezeigt wird.
Trügerische Idylle: Der ukrainische Beitrag „Lost Hopes“ beim Karlsruher Filmfestival „Independent Days“ erzählt von einem Ehepaar, das vor dem Krieg aufs Land flüchtet. Foto: IDIF22

Insgesamt haben Langewitz und sein Team für die Festivaltage 123 Filme aus 36 Ländern ausgewählt. Sieben Beiträge sind Langfilme, die weiteren 116 Titel werden in insgesamt 14 Programmblocks präsentiert. Und hierbei darf, bei allem Ernst der Weltlage, auch mal gelacht werden. „Insane in the Membrane“ beispielsweise heißt der Programmblock, für den am 21. April ab 19 Uhr „schräger Humor, skurrile Figuren, originelle Storyideen und mitreißende Kurzkomödien“ angekündigt sind.

An Kinder und Jugendliche richtet sich das Programm „Shorts for Kids“ am 20. April ab 14.30 Uhr. Ganz besondere Filmwelten sind zu erwarten bei „The Beautiful World of Animation“ am 21. April ab 21.15 Uhr.

14 Auszeichnungen im Gesamtwert von 23.000 Euro

Bei der Preisgala am 22. April ab 21.15 Uhr werden diesmal insgesamt 14 Auszeichnungen im Gesamtwert von 23.000 Euro verliehen. Zu den bislang schon existenten Auszeichnungen, darunter der von der Kulturstiftung der Sparkasse gestiftete Hauptpreis (2.500 Euro) und der Filmpreis der Stadt Karlsruhe (1.500 Euro), gesellt sich in diesem Jahr der Drehbuchpreis „Ergocinema“.

Die fünf hierfür nominierten Drehbücher werden vorgestellt bei einer Lesung der Schauspielerin Nadine Knobloch und ihres Kollegen Anton Algrang am 21. April ab 19 Uhr in der Badischen Landesbibliothek.

Es ist wichtig, dass Nachwuchsregisseure den Sprung in die Elite schaffen.
Oliver Langewitz, Festivalleiter „Independent Days“

Das Festival verstehe sich auch als Forum für Nachwuchsförderung, sagt Langewitz. „Wir sollten uns über jedes noch erscheinende Werk von Steven Spielberg und Martin Scorsese freuen. Aber beide sind schon alt - und wer rückt nach?

Es ist wichtig, dass nach David Lynch, Cronenberg und Wes Anderson wieder einige Nachwuchsregisseure aus dem Arthaus-Bereich den Sprung in die Elite der Filmemacher schaffen.“

Zweifacher Oscar-Preisträger hält Vortrag in Karlsruhe

Ein Mann aus dieser Liga ist tatsächlich zu Gast beim Festival. Nicht als Regisseur, aber als Fachmann für Special Effects ist Gerd Nefzer zweifacher Oscar-Preisträgers.

Am 22. April wird er ab 14 Uhr im Vortragssaal der Badischen Landesbibliothek über seine Arbeit berichten und dies begleiten mit einigen aktuellen Beispielen aus seinem Schaffen wie den Großproduktionen „Dune“ oder „Blade Runner 2049“.

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