Zum Verein, zur Schule, zum Einkaufen: Familie Simonis aus Mühlburg benutzt für alle Wege das Fahrrad. Die Töchter, acht und zehn Jahre alt, sind quasi auf zwei Rädern groß geworden, sagt ihre Mutter Kristine Simonis: „Mit eineinhalb Jahren saßen sie auf dem Laufrad, mit drei Jahren auf dem Fahrrad.“ Ein Auto haben die Eltern nicht.
Simonis engagiert sich im Landesvorstand Baden-Württemberg des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) und findet ihre Heimatstadt schon recht fahrradfreundlich.
„Es tut sich sehr viel in Karlsruhe, dafür bin ich dankbar“, sagt sie. „Aber die Planung für den Radverkehr wird immer aus Sicht der Erwachsenen gemacht. Die Perspektive von Kindern kommt wenig oder gar nicht vor.“
Kiddical Mass findet jeden zweiten Sonntag in Karlsruhe statt
In der Fahrradhauptstadt Deutschlands radeln jeden zweiten Sonntag im Monat Familien demonstrativ gemeinsam durch die Stadt. Die Aktion heißt Kiddical Mass. Die Polizei eskortiert die Ausfahrt.
Kinderaugen glänzen, wenn die kleinen Teilnehmer dem Blaulicht folgen und mit der Fahrradklingel Krach machen dürfen, so viel sie wollen.
Korso steuert zugeparkte Kreuzungen wie an der Sophienstraße an
Jetzt am Sonntag, 12. Juni, geht es in die Weststadt. Familie Simonis will mitradeln. Der steigungsfreie, etwa einstündige Rundkurs führt diesmal auch durch die Sophienstraße, eine der wichtigsten Strecken im Radverkehrsnetz Karlsruhes. Doch selbst auf dieser populären Radlermeile, die teilweise Fahrradstraße ist, vermisst Simonis ein auch für Familien stimmiges Konzept.
Die Planung für den Radverkehr wird immer aus Sicht der Erwachsenen gemacht.Kristine Simonis, Mutter zweier Schulkinder
„Die Hälfte aller Kreuzungen und Einmündungen ist zugeparkt. Dadurch wird alles unübersichtlich.“ Das sei ein Problem für kleinere und auch für ältere Radfahrer.
Dass die Kiddical Mass in Karlsruhe monatlich und nicht wie bundesweit nur jeweils im Mai und September startet, organisieren Tanja Dopf und Katrin Hillenbrand, die Vorsitzenden des ADFC-Regionalverbands Karlsruhe. „Wir wollen Kinder als Verkehrsteilnehmer stärker sichtbar machen“, erklärt Dopf. „Je früher Kinder Rad fahren, desto kompetenter sind sie.“