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Querdenker werden leiser

Schwierige Suche nach neuem Ober-Querdenker in Karlsruhe

In Karlsruhe gehen derzeit nur wenige Menschen gegen die Corona-Politik auf die Straße. Das liegt nicht nur am Ende der meisten Schutzmaßnahmen. Sondern auch an Problemen in der regionalen Querdenker-Szene.

Ein Teilnehmer einer Karlsruher „Querdenken“-Demonstration gegen die Anti-Corona-Maßnahmen hat ein Schild umhängen, auf dem „Maskenträger gefährden sich und andere“ steht.
Ein Teilnehmer einer Karlsruher „Querdenken“-Demonstration gegen die Anti-Corona-Maßnahmen hat ein Schild umhängen, auf dem „Maskenträger gefährden sich und andere“ steht. Foto: Uli Deck/picture alliance/dpa

Auf den Karlsruher Straßen ist es ruhiger geworden. Große Demonstrationen gegen eine mögliche Impfpflicht und die Corona-Politik der Bundesregierung hat es seit einigen Wochen ebenso wenig gegeben wie die Montagsspaziergänge der Karlsruher Querdenker.

Nach Angaben der städtischen Pressestelle sind derzeit lediglich die am Donnerstagabend stattfindenden wöchentlichen Versammlungen vor dem Bundesverfassungsgericht mit einstelligen Teilnehmerzahlen angemeldet.

Außerdem rechnet die Stadt damit, dass bald wieder eine Freitagskundgebung auf dem Stephanplatz mit bis zu 100 Leuten angemeldet wird.

Hausdurchsuchungen bremsten Corona-Kritiker aus

Gründe für den Rückzug der Corona-Kritiker aus dem öffentlichen Raum sind Probleme der Organisatoren. Bei Werner Kraft und Klaus Schimmelpfennig, den treibenden Köpfen hinter der Bewegung „Grundrechte jetzt“, stand am 25. Mai die Polizei vor der Tür, und im Rahmen der Hausdurchsuchungen wurde auch der offizielle Telegram-Kanal der Grundrechte-Bewegung für gut drei Wochen abgeschaltet.

Gründe für die Hausdurchsuchungen waren die Verwendung eines Fotos, das einen Polizisten zeigt, sowie der mutmaßliche Aufruf zur Teilnahme an verbotenen Versammlungen. Ob sich der Verdacht bestätigt hat, wollte Pressesprecher Matthias Hörster von der Staatsanwaltschaft Karlsruhe auf Anfrage der BNN mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht sagen.

Querdenken-Chefin Güzey Israel will kürzertreten

Außerdem hatte Güzey Israel, Organisatorin von Querdenken 721 Karlsruhe, am 6. Juni auf Telegram ihren vorläufigen Rückzug angekündigt.

„Ich habe die Erkenntnis bekommen, dass ich die Menschheit nicht retten kann. Ich kann auch die Pflege und die Kinder nicht retten“, schrieb Israel. Nach 26 Monaten „an der Front“ habe sie ihr Soll erfüllt und wolle den Ball weitergeben. Außerdem sei sie zum zweiten Mal gesundheitlich stark angeschlagen und müsse künftig mehr auf sich selbst schauen.

Eine Woche später meldete sich Israel mit einer emotionalen Videobotschaft erneut zu Wort. „Nur ein Menschlein“, habe sich auf ihre Bitte, die Montagsspaziergänge künftig zu organisieren, gemeldet, und das finde sie persönlich „echt schade“. Für ihren Rücktritt wolle sie sich trotzdem nicht rechtfertigen, auch wenn sie ursprünglich versprochen habe, erst aufzuhören, wenn der „ganze Wahnsinn“ gestoppt ist.

Noch kein neuer Organisator der Montagsspaziergänge gefunden

Nun wolle sie auf jeden Fall Kräfte sammeln, um wieder auf die Straße zu gehen. „Im Herbst oder Winter wird es wieder eine richtige Keule geben“, prognostiziert die Querdenkerin in ihrem Video.

Bis dahin wolle sie im Hintergrund aktiv bleiben. Ob sich mittlerweile jemand für die Organisation der Montagsspaziergänge gemeldet hat und ob sie bald selbst wieder Demos anmelden wolle, dazu wollte Israel auf Anfrage der BNN nichts sagen.

In den sozialen Netzwerken ist sie allerdings wieder aktiv und stellt regelmäßig Kritik am Corona-Kurs von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) oder der baden-württembergischen Landesregierung online.

Suche nach mehrheitsfähigen Themen

Hinter den Kulissen entbrennt derzeit zudem eine Diskussion um die künftige Ausrichtung der Corona-Proteste. Ein Rundumschlag zu sämtlichen gängigen Protestthemen bei einer Kundgebung in Baden-Baden, bei der auch Werner Kraft und Klaus Schimmelpfennig als Gastredner angekündigt waren, kam bei den Karlsruher Protagonisten nicht gut an.

Man müsse sich die Frage stellen, wie man künftig noch genügend Menschen für die Bewegung mobilisieren könne, heißt es in einem Beitrag auf dem wieder freigeschalteten Grundrechte-Kanal.

„Mit jedem neuen Thema verkleinern wir unsere Bewegung. Und am Schluss bleibt eine sehr überzeugte, fest verbundene kleine Sekte übrig.“ Deshalb solle man sich künftig auf die Wahrung der Grundrechte und den Protest gegen die Impfpflicht konzentrieren, Warnungen vor Chemtrails (Verschwörungstheorie zu Kondensstreifen von Flugzeugen) oder dem Mobilfunkstandard 5G besser außenvorlassen.

Hatte Güzey Israel Corona?

In ihrem Video berichtet Güzey Israel außerdem von ihrer Krankheit. Sie habe 15 Tage lang hohes Fieber und vermutlich die Grippe gehabt. Ob sie sich mit dem Coronavirus infiziert habe, könne sie nicht sagen, einen PCR-Test habe sie nicht gemacht.

Aber sie sei ohnehin der Meinung, dass SARS-CoV-2 lediglich ein anderer Name für die Influenza sei. Woher sie diese Information hat, gibt Israel in ihrem Video allerdings nicht preis.

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