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Personalmangel

Saisonstart in Gefahr: Karlsruher kämpfen für Freibad im Stadtteil Rüppurr

Dass beim Freibad Rüppurr die komplette Saison in Gefahr ist, hat hohe Wellen geschlagen. Nun wollen Bürger zusammen mit der Stadt nach Lösungen suchen und zur Not selbst anpacken.

Freibad Rüppurr
Großes Interesse: Zahlreiche Bürger haben am Mittwoch das Gespräch mit Vertretern der Stadt gesucht. Gemeinsam will man die Saison für das Rüppurrer Freibad retten. Foto: Tina Givoni

Die Frau zögert nicht: „Für 15 Euro pro Stunde setze ich mich auch mal drei Stunden an die Kasse.“ Und zwar nicht, um Geld zu verdienen. Am Mittwochmittag versuchen mehr als 50 Bürger zusammen mit Vertretern der Stadt, die diesjährige Saison des Freibades Rüppurr zu retten. Erst vor Kurzem schlug nämlich Bäderchef Oliver Sternagel Alarm: Weil Personal fehlt, sei unsicher, ob wirklich alle Freibäder öffnen können.

„Als wir in den BNN gelesen haben, dass dies Rüppurr treffen könnte, hat das hohe Wellen geschlagen“, sagt Gisela Fischer vom Bürgerverein Weiherfeld-Dammerstock. Der lud zum Gespräch, „so frühzeitig, dass wir noch etwas erreichen können“. Saisonstart soll am 27. Mai sein, das bestätigt Pia Bolz als Vertreterin der Bäderbetriebe den Gesprächsteilnehmern.

Stundenweise Arbeit im Bad

Doch Faris Abbas kennt als Referent von Bäderdezernent Martin Lenz (SPD) auch ein Aber: „Es fehlen aktuell auf alle Freibäder verteilt noch 15 bis 20 Kräfte, gerechnet in Vollzeitstellen.“ Will heißen: Da nicht jeder 100 Prozent arbeitet, braucht es am Ende noch mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

„Wir versuchen auf allen Kanälen, Leute zu finden“, berichtet Abbas. Auch mit dem KIT sei man im Gespräch. Aber es sei schwierig. Und schon 2022 gab es Probleme.

Damals wurden teilweise die täglichen Öffnungszeiten der Freibäder reduziert. Dies ist für dieses Jahr ebenfalls denkbar. „Noch können wir nicht sagen, wie es diese Saison läuft“, sagt Abbas: Noch gebe es schließlich die Chance, Personal zu finden. Und wenn es doch zu Einschränkungen komme, hätten diese jedenfalls keine Spargründe.

Saisonstart in Rüppurr in Gefahr: Stadt will Listen ausgeben

Schnell wird klar: Die Bürger aus Rüppurr und den umliegenden Stadtteilen wollen bei der Personalsuche helfen oder auch selbst mit anpacken.

Eine Frau hat recherchiert, wie sie darlegt: Obwohl bisher vor allem 90- oder 100-Prozent-Stellen ausgeschrieben seien, könne man sehr wohl auch deutlich weniger mitarbeiten, drei Stunden pro Woche etwa. „Dafür hat man auch als voll Berufstätiger mal Luft“, pflichtet ihr ein Mann bei.

Abbas zeigt die Wege auf – mit ihren Vor- und Nachteilen: Wer sich stundenweise bei den Bädern anstellen lässt, muss im Fall der Fälle auch mal in einem anderen Bad einspringen. Engpässe und kurzfristige Ausfälle gebe es auch andernorts. „Wir fahren dafür aber nicht durch die halbe Stadt“, wiegeln schnell Redner ab.

Eine Frau sagt: „Uns geht es nicht ums Geld, sondern darum, dass unser Bad öffnet.“ Deshalb soll nun ergänzend ein zweites Modell greifen: In Listen können sich Bürger eintragen, die mitarbeiten wollen. Die Stadt bringe das so schnell wie möglich auf den Weg, sichert Abbas zu. Unter anderem die Bürgervereine – vor Ort waren Vertreter von Rüppurr, Weiherfeld-Dammerstock, Beiertheim und der Südstadt – sollen die Listen dann über ihre Netzwerke verteilen.

Karlsruhe braucht Verlässlichkeit

„Wenn sich ein Freundeskreis gründen würde, hätten wir einen Ansprechpartner. Und die Bürger kämen schneller an Informationen“, so Abbas.

Er verweist auf entsprechende Zusammenschlüsse beim Sonnenbad und dem komplett von einem Verein betriebenen Freibad Wolfartsweier. Wichtig sei für die Stadt in jedem Fall Verlässlichkeit. „Wir müssen wissen, dass ein Zeitfenster abgedeckt ist.“ Dann sei es gar nicht wichtig, ob Frau Müller oder Herr Maier die Schicht übernehme. Nur: Ohne das nötige Personal am Beckenrand könne das Bad eben nicht in Betrieb gehen.

Volljährig muss sein, wer mitarbeiten will, erklärt Abbas. Schwimmen zu können ist eine weitere Voraussetzung. „Im Notfall muss man jemanden im Becken retten können.“

Doch Abbas gibt sich mit Blick in die Runde zuversichtlich: „Da sie alle sportlich interessiert sind, bekämen das 80 Prozent von ihnen hin.“ Für rund 15 Euro pro Stunde gehe es nicht nur um die Beckenaufsicht. „Wir müssen ebenso die Anlage in Schuss halten.“ Eine Frau sagt: „Dieses Bad ist ein Juwel im Stadtteil.“ Eine andere schlägt vor: „Wir könnten erst eine Schicht übernehmen und dann an dem Tag kostenlos schwimmen.“

Sonnenbad ist schon offen

Das Sonnenbad ist bereits in die Saison gestartet. Am 27. Mai sollen neben Rüppurr auch das Turmbergbad in Durlach und Rappenwört öffnen. Findet sich nicht genug Personal, hält Sternagel einen kompletten Saisonausfall in einem Bad für möglich.

„Wenn wir diesen Schritt gehen müssen, schauen wir auch, wo es andere Bäder in der Nähe gibt“, erklärte Bürgermeister Lenz vor kurzem. Damit rückte Rüppurr in den Fokus, weil es unter anderem in Ettlingen ein Alternativangebot gibt.

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