
Die Forderungen sind klar formuliert: Im gesamten öffentlichen Dienst sollen die Beschäftigten 10,5 Prozent mehr Lohn bekommen, mindestens aber ein Plus von 500 Euro im Monat. Die Gewerkschaft Verdi will mit Streiks Druck aufbauen. Am Dienstag legten Beschäftigte der Sozial- und Jugendbehörde und des Stadtjugendausschusses ihre Arbeit nieder.
Betroffen waren Kitas, Horte und die Soziale Arbeit. Bei einer Kundgebung auf dem Marktplatz, an der nach Angaben des Veranstalters rund 350 Streikende teilnahmen, formulierten Gewerkschaftsvertreter, aber auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ihre Ziele.
„Die ökonomische Situation ist katastrophal“, meinte Gewerkschaftssekretär Julian Wiedmann. Er wies darauf hin, dass es Aufgabe der Arbeitgeber sei, für gute Arbeitsbedingungen zu sorgen, gut auszubilden und gutes Geld für gute Arbeit zu bezahlen. „Dann wird es auch keinen Personalmangel geben“, ist er überzeugt.
Streik in Karlsruhe: Fachkräfte sollen wie Fachkräfte bezahlt werden
Erzieherin Luise erinnerte daran, dass die Fachkräfte in den Kindertagesstätten täglich ihr Bestes geben. „Nur deswegen ist überhaupt noch eine Kinderbetreuung in den städtischen Kitas möglich“, versichert sie und fordert, dass Fachkräfte wie solche bezahlt werden. „Wir wissen, dass die Haushaltslage schwierig ist, aber das darf nicht auf unseren Rücken ausgetragen werden.“
Max, der in einem Familienzentrum arbeitet, berichtete, dass in Baden-Württemberg etwa 16.800 Erzieherinnen und Erzieher fehlen und fügte hinzu, dass es im Jahr 2025 etwa 40.000 sein werden. „Dem System droht der Kollaps“, ist er überzeugt. Dieter Bürk, Sozialarbeiter und Verdi-Vertrauensmann, nannte die Situation in der Sozialen Arbeit „beschämend“. Immer weniger junge Menschen seien an einem Studium in diesem Bereich interessiert.
Unterstützung bekommen die Streikenden von den Linken, die auf die Inflation und den damit verbundenen Verlust der Kaufkraft verweisen. „Die Krisenkosten dürfen nicht den Beschäftigten und ihren Familien aufgeladen werden“, so Kreissprecher Michel Brandt in einer Pressemitteilung. Die Linke fordert die Stadtverwaltung, insbesondere Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) auf, sich „auf der Arbeitgeberseite für die Tarifforderungen“ der städtischen Mitarbeiter einzusetzen.