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Saatgutbibliothek eröffnet

In der Karlsruher Stadtbibliothek kann man nun auch Pflanzensamen ausleihen

Samen statt Bücher: Mit dieser Idee wollen eine KIT-Hochschulgruppe und die Stadtbibliothek einen Beitrag zum Erhalt seltener Pflanzen leisten.

Frau mit Saatgut
Große Auswahl: Norah Scholz hatte die Idee zur Saatgutbibliothek, die sie gemeinsam mit Studierenden des KIT umgesetzt hat. Foto: Jörg Donecker

Ein wenig versteckt in den Regalen der Stadtbibliothek findet sich nun die erste Saatgutbibliothek der Stadt. In kleine braune Tütchen verpackt, können nun nicht nur Medien ausgeliehen werden, sondern auch Saatgut für den heimischen Garten oder Balkon.

„Wir freuen uns sehr, dass hier in Kooperation mit der grün-alternativen Hochschulgruppe am KIT etwas für den Erhalt sortenreiner und hybridfreier Samen getan und so die Vielfalt unserer Nutzpflanzen gestärkt wird.“ Mit diesen Worten eröffnete Dominika Szope im Namen von Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) am Donnerstag die Ergänzung des Leihangebots des Hauses.

Die Idee zu diesem Projekt hatte Norah Scholz, die von einem ähnlichen Projekt aus Bayern gehört hatte. Gemeinsam mit Studierenden des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) wurde die Idee einer Saatgutbibliothek, die allen Bürgern frei zugänglich ist, in die Tat umgesetzt.

Bibliotheken sind die Urmutter des Sharing-Gedankens.
Andrea Krieg, Leiterin Stadtbibliothek

„Die Kooperation mit der Stadtbibliothek war schnell geschlossen, hier stießen wir auf offene Ohren“, berichtet Johann Sebastian Wermter, einer der Studierenden der Hochschulgruppe. Andrea Krieg, Leiterin der Stadtbibliothek stimmt zu: „Bibliotheken sind die Urmutter des Sharing-Gedankens, es ergibt also Sinn, dass die Saatgutbibliothek auch hier im Haus verankert ist.“ Mit jährlich über 100.000 Besuchenden sei die Bibliothek ein zentraler Ort in der Stadt, der für alle zugänglich ist.

Karlsruher Studenten auf der Suche nach Saatgut

Während die Bibliothek die logistische Seite des Projekts betreute, gingen die Studierenden auf die Suche nach Saatgut. „Die meiste Arbeit lag darin, eben diese seltenen Sorten und gefährdeten Pflanzen zu finden und entsprechende Samen zu züchten. Dabei arbeiteten wir mit Gärtnereien und privaten Züchterinnen zusammen, wurden aber auch von verschiedenen Vereinen wie der SoLaVi und Arche Noah unterstützt“, so die Studierenden. Auch mit dem Leibnitz-Institut war man in Kontakt, jedoch war hier die Herausgabe von Saatgut an Privatpersonen nicht möglich.

Besonders auf eine Pflanze haben es die Studierenden abgesehen, nämlich die Buschbohnenart „Karlsruher Markt“, die stark vom Aussterben bedroht ist. „Hier haben wir nach einigen Nachforschungen Saatgut ergattern können und bauen die Pflanzen im KIT Garten an, in der Hoffnung, im nächsten Jahr genug Samen zu haben, um sie in der Bibliothek anbieten zu können“, so die Studierenden.

Leihausweis für die Saatgutbibliothek meist nicht nötig

Gerade diese lokalen Pflanzen sind wichtig für das Ökosystem und oft robuster und besser an die klimatischen Gegebenheiten angepasst als andere Züchtungen. Doch wie kommt man nun an das Saatgut für den Privatanbau? „Ein Leihausweis der Stadtbibliothek ist nicht nötig, man kann sich die Samen einfach holen“, so Bibliotheksleiterin Krieg.

Lediglich die sehr seltenen Sorten, wie etwa die Tomatenart „Gelbes Birnchen“, muss man sich vom Bibliothekspersonal ausgeben lassen und einen Namen hinterlegen. Denn das Saatgut soll ja auch nach der Ernte zurückgebracht werden, wie in jeder Bibliothek.

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