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Karlsruhe bleibt Fahrradhauptstadt

Siegerstolz und Nachdenklichkeit: Reaktionen auf Karlsruhes Titelverteidigung beim Fahrradklima-Test

Wie bewerten Kommunalpolitiker unterschiedlicher Richtung, dass Karlsruhe weiter fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands bleibt? Was wollen sie noch, wo sehen sie genug erreicht und wie kommentiert die Polizei den erneuten Sieg im ADFC-Fahrradklimatest?

Fahrradfahrer fahren auf einem schmalen Radweg direkt neben der Straße.
Zu langsam: Beim geplanten verkehrssicheren Radweg zwischen Wolfartsweier und Grünwettersbach geht es nicht so voran, wie es Bürger und Kommunalpolitiker fordern. Foto: Jörg Donecker

Ungetrübte Freude, hochfliegende Gedankenspiele und bremsende Stimmen: Am Tag, an dem Karlsruhes erneuter Sieg im bundesweiten ADFC-Fahrradklimatest bekanntgegeben wird, kommentieren dies Kommunalpolitiker unterschiedlicher Richtungen. Eine eigene Sicht der Dinge hat die Polizei.

Frank Mentrup (SPD), Oberbürgermeister:

„Unsere Zielsetzung ist, Pendler aus der Region stärker zum Umsteigen anzuregen und ihnen gezielt ein Angebot zu machen. In diesem Bereich ist der Anteil der Radfahrer in Karlsruhe noch einstellig. Mehr geht da nur mit dem Bau von Radschnellverbindungen. Bis die zwei Radschnellwege nach Ettlingen und Rastatt da sind, wird es aber noch ein bisschen dauern.

Frank Mentrup (SPD) blickt in die Kamera.
Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) will den Radverkehrsanteil weiter steigern. Foto: Uli Deck/dpa/Archivbild

Unsere Dreierkombination aus Fahrrad, Car-Sharing und Bahn und Bus mit Fahrradmitnahme ist sehr erfolgreich. Aber unsere Radwege und Radspuren sind schon so stark genutzt, dass auch normale Autospuren sicherer für Radfahrer werden müssen. Der Spitzenplatz zeigt, dass unsere Radverkehrsförderung gut angelegtes Geld ist und die Nachhaltigkeit sichtbar wird. Karlsruhe hat in den vergangenen beiden Jahren jeweils rund 1,75 Millionen Euro in die Förderung des Radverkehrs investiert.“

Martin Plate, Chef der Verkehrspolizeiinspektion Karlsruhe:

„Ich gratuliere Karlsruhe zur erfolgreichen Titelverteidigung. Das hat sich die Stadt redlich verdient mit ihren Anstrengungen für Sicherheit und Mobilität von Radfahrern. Der Erfolg ist nicht selbstverständlich: Die Baustellensituation macht die Verkehrssteuerung nicht einfach, dazu kommen die vielen Straßenbahnschienen. Durch sie gibt es viele Stürze.

15.03.2021 Martin Plate / Sprecher des Polizeipräsidiums Karlsruhe
Martin Plate von der Polizei Karlsruhe legt Wert auf gegenseitige Rücksichtnahme im Straßenverkehr. Foto: Jörg Donecker

Auch wir bei der Polizei haben die Verkehrssicherheit für Radfahrer stark in den Blick gerückt. Mir ist das Wichtigste, dass die Aktivität der Stadt und der Radfahrverbände nicht allein steht, sondern durch gegenseitige Rücksichtnahme aller im Straßenverkehr ergänzt wird.“

Johannes Honné, Fraktionsvizechef und Radverkehrsexperte der Grünen im Gemeinderat:

„Ich freue mich sehr, dass wir den ersten Platz gehalten haben. Das ist nicht selbstverständlich, weil andere Städte auch viel getan haben. Hier in Karlsruhe wird vieles richtig gemacht, es geht voran und wenn, dann auch auf gute Weise – aber viel zu langsam.

Johannes Honné, Mitglied des Gemeinderat Karlsruhes, Grünen-Fraktion, Stadtrat seit 2009, stellvertretender Fraktionssprecher, spezielles Zuständigkeitsgebiet Radverkehr, Software-Entwickler, wohnt in der Südweststadt
Johannes Honné, stellvertretender Fraktionssprecher der Grünen im Gemeinderat, fordert höhere Budgets für die Infrastruktur. Foto: Roland Fränkle

Der Engpass für unsere Projekte sind zu wenig Leute und ein zu kleines Budget im Tiefbauamt und im Stadtplanungsamt. Da haben wir im Haushalt nach jahrelanger Diskussion jetzt endlich etwas aufgestockt, auch mit Mitteln für den Klimaschutz, das wirkt aber erst ab diesem Jahr. Wir hoffen, dass es dann schneller vorangeht. Es muss sich jetzt in der Fläche etwas tun.“

Tilman Pfannkuch, Vorsitzender der CDU-Gemeinderatsfraktion:

„Ich bin sehr zufrieden, dass wir das geschafft haben. Ich war immer froh, wenn ich die Schulnote „befriedigend“ hatte. Wir können stolz sagen, dass wir viel erreicht haben, und müssen natürlich weitermachen. Der Test verstellt aber die Betrachtung, dass wir alle Verkehrsarten und die Bedürfnisse aller Bürger im Blick haben müssen.

CDU-Fraktionsvorsitzender Tilman Pfannkuch ist stolz auf Karlsruhes Auszeichnung, erinnert aber auch daran, alle Verkehrsarten im Blick zu behalten.
CDU-Fraktionsvorsitzender Tilman Pfannkuch ist stolz auf Karlsruhes Auszeichnung, erinnert aber auch daran, alle Verkehrsarten im Blick zu behalten. Foto: Rake Hora

Bei Fußgängern müssen wir besser werden, und dem Autoverkehr dürfen wir nicht die Daseinsberechtigung nehmen. Dieses Nebeneinander haben wir bisher geschafft und werden es auch weiter tun. In der Enge der Innenstadt wird es allerdings einen Endpunkt geben, da passt nicht mehr alles ideal zusammen.“

Angela Francke, Professorin für Radverkehr an der Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft:

„Ich freue mich sehr, dass Karlsruhe erneut den ersten Platz im ADFC-Fahrradklimatest belegt. Das zeigt, wie offen die Stadt gegenüber dem Radverkehr ist und dass die in den vergangenen Jahren kontinuierlich umgesetzten Maßnahmen Früchte tragen.

Radprofessorin Angela Francke freut sich mit Karlsruhe über den Titel als fahrradfreundlichste Großstadt Deutschlands.
Radprofessorin Angela Francke freut sich mit Karlsruhe über den Titel als fahrradfreundlichste Großstadt Deutschlands. Foto: Angela Francke

Karlsruhe arbeitet ernsthaft und beständig an der Verbesserung der Bedingungen für Radfahrer und ruht sich nicht auf den bisherigen Erfolgen aus. Das wird von den Bürgern wahrgenommen und honoriert. Die Auszeichnung ist auch ein großer Ansporn, den Radverkehrsanteil der Stadt weiter zu erhöhen, und bundesweit ein Signal, dass sich Investitionen in den Radverkehr lohnen.“

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