Der Lockdown bremst auch den Karlsruher OB-Wahlkampf aus: Aktuell steht in den Sternen, ob es vor dem Urnengang am 6. Dezember noch ein direktes Duell der Bewerber geben kann. Selbst die Stadt gibt sich ausgesprochen vorsichtig: Mit der Betonung auf „Stand jetzt“ hält man im Rathaus an der Idee einer öffentlichen Kandidatenvorstellung fest. Diese habe die Mehrheit des Gemeinderats gewünscht – allerdings war dies vor der Verkündung der neuerlichen massiven Beschränkungen am Mittwoch.
Eine offizielle Einladung für die am Freitag, 13. November, im Konzerthaus geplante Veranstaltung wurde noch nicht verschickt. Dem einige Tage alten Plan zufolge könnten aber bis zu 200 Zuschauer bei dem Event zugelassen werden, was bei Veranstaltungen dieser Art rechtlich möglich sei. Das umfangreiche Sicherheitskonzept sehe unter anderem eine vorherige Kartenbestellung und Fiebermessen am Eingang vor, sagt der städtische Pressesprecher Mathias Tröndle.
Wie bei diesem Format üblich, sollen die Kandidaten nacheinander in den Raum kommen und zehn Minuten Redezeit haben. Danach sind Fragen vorgesehen – und die Zuschauer vor Ort an der Reihe. Zwar soll die Veranstaltung aufgezeichnet und online gestellt werden, jedoch nicht live. Würde etwa ein Mikrofon ausfallen, könnte dies womöglich Grund zur Wahlanfechtung sein, so Tröndle. Ein Live-Chat wäre somit keine Option.
Die Terminkalender der Kandidaten sind in den Wochen vor der Wahl derweil ungewohnt leer. Einst angedachte Podiumsdiskussionen mussten reihenweise gestrichen werden, angesagt sind jetzt weder Aktionen am Werkstor noch Stippvisiten in Altenheimen. Amtsinhaber Frank Mentrup (SPD) setzt mit seinem rot-grünen Unterstützerteam nun unter anderem auf Webinare: Online diskutiert er mit Experten, Bürger können sich zuschalten. „Außerdem zeigen wir auf Wochenmärkten Präsenz“, sagt Michael Zeh vom Unterstützerteam.
CDU und FDP wollen keinen Stand auf dem Wochenmarkt
Selbst vom Stand auf dem Wochenmarkt nimmt der aus CDU und FDP bestehende Unterstützerkreis von Sven Weigt (CDU) Abstand: „Wenn zwei unserer Leute am Stand stünden, wären das in der Regel schon zwei Haushalte“, erklärt Wahlkampfmanager Tobias Bunk. Und auch wenn etwas rechtlich möglich wäre, sei man lieber strenger zu sich selbst. „Man muss Aktionen vermitteln können.“ Bunk weiter: „Wir können nicht den Leuten sagen, bleibt zuhause. Und dann kommen wir zu ihnen heim.“ Sprich: Haustürwahlkampf fällt auch aus.
Der Plan, Videos mit Weigt an verschiedenen Stellen der Stadt zu drehen, wackelt: „Ein Kamerateam besteht aus mehreren Menschen“, so Bunk. Digitale Formate und Aktivitäten in den sozialen Netzwerken stehen nun auf der Agenda. Zudem verschickt das Team in der kommenden Woche einen Wahlprospekt an die 98.000 Karlsruher Haushalte, die Werbung im Briefkasten zulassen.
Am 10. November tagt der Wahlausschuss
Wer alles am 6. Dezember antritt, steht am 10. November fest. An diesem Tag kommt der Gemeindewahlauschuss zusammen. Bisher ist bekannt, dass neben Mentrup und Weigt auch Petra Lorenz (Freie Wähler/Für Karlsruhe), Paul Schmidt (AfD) und Vanessa Schulz (Die Partei) antreten. Nach Angaben der Stadt liegt eine weitere Bewerbung vor, der Kandidat oder die Kandidatin bekannte sich bisher öffentlich nicht.
Darüber hinaus gibt es seit dieser Woche noch eine Bewerberin: Die 60 Jahre alte Lehrerin Verena Stuckmann hat den BNN bestätigt, dass sie ihre Unterlagen abgegeben hat. Sie wird aktuell nicht von einer politischen Gruppierung unterstützt, früher war sie SPD-Mitglied. Die notwendigen 250 Unterschriften von Bürgern hat sie eigenen Angaben zufolge noch nicht zusammen. Sie lädt zu einer öffentlichen Aktion ein: Kinder mit oder ohne Verkleidung sollen mit ihren Familien am Samstag, 31. Oktober, eine Schnitzeljagd auf den Lauterberg unternehmen. Treffpunkt ist um 14 Uhr vor dem Zooeingang Hauptbahnhof.