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In der Insolvenz hilft Solidarität

Um den Sozialen Garten in Karlsruhe wird weiter gerungen

Helfer und Spenden halten das Vorzeigeprojekt über Wasser, während hinter den Kulissen verschiedene Kräfte eine Perspektive suchen. Ein Kernproblem haben sie inzwischen ausgemacht.

31.03.2023 Sozialer Garten in Wolfartsweier: (von links) Jonatan Lavotha, Yamuna Dirringer und Cloe Louistisserand vom Karlsruher Verein Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) Karotte mit Birgit Horstmann und Daniel Schlager vom Sozialen Garten mit Töpfen, in denen robuste Tomatensorten herangezogen werden.
Jonatan Lavotha und Yamuna Dirringer (von links) vom Verein Solidarische Landwirtschaft (SoLaWi) Karotte stellen bei Daniel Schlager und Birgit Horstmann (von rechts) im Gewächshaus des Sozialen Gartens robuste Tomatensorten unter. Foto: Jörg Donecker

Lanzettförmige Blätter, breiter als der silbergrüne Salbei daneben, zupft Gärtnermeister Daniel Schlager aus einer Kräuterkiste, in der auch Estragon und Schnittlauch frisch geerntet auf Verwendung warten.

Ausdauernde Kresse schmeckt wie Meerrettich. Kultiviert seit dem 12. Jahrhundert, nennt man es wegen des überraschend scharfen Aromas auch Pfefferkraut.

Allerlei grünt und sprießt jetzt wieder mächtig im Sozialen Garten zwischen Wolfartsweier und Durlach-Aue. Und das, obwohl die Signale seit drei Wochen auf Rot stehen durch das coronabedingte Insolvenzverfahren des Trägervereins Initial.

Unterstützung kommt inzwischen von mehreren Seiten

Hinter den Kulissen bemühen sich verschiedene Kräfte um eine Perspektive. Im Gemeinderat macht sich nach den Grünen nun auch die CDU dafür stark. „Das Konzept ist absolut erhaltenswert“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Detlef Hofmann.

Einzelne Vereine oder Initiativen hätten aber kaum Chancen, sich eigenständig erfolgreich um einen neuen Träger zu kümmern. Ehrenamtlichen fehle die Zeit, die bürokratischen Hürden seien zu hoch.

Wir bauen fest darauf, dass es eine Zukunft für den Sozialen Garten gibt.
Detlef Hofmann, CDU-Fraktion

„Wir wollen die Verantwortlichen nicht im Regen stehen lassen, sondern holen die Stadt Karlsruhe und ihr großes soziales Netzwerk ins Boot“, erklärt Hofmann. Womöglich könne auch ein Crowdfunding organisiert werden: „Wir bauen fest darauf, dass es eine Zukunft für den Sozialen Garten gibt.“

Sind Hürden für denkbare Träger zu hoch?

Auch die Grünen-Fraktion plädiert dafür, „Hürden für potentielle Träger abzubauen, damit diese den Sozialen Garten weiterführen können“, und begrüßt, dass die Stadtverwaltung intensiv an einer Lösung arbeite.

31.03.2023 Im Sozialen Garten zwischen Wolfartsweier und Durlach-Aue wird Schnittlauch geerntet.
Es grünt mit Kraft: Trotz der Insolvenz des Trägervereins Initial erntet im Sozialen Garten zwischen Wolfartsweier und Durlach-Aue der Gärtnermeister Daniel Schlager Schnittlauch und andere frische Kräuter. Foto: Jörg Donecker

„Wir stehen im persönlichen Austausch mit den Zuständigen bei der Stadt“, so Michael Borner, sozialpolitischer Sprecher der Fraktion.

Im Sozialdezernat der Stadt hatte Bürgermeister-Referent Faris Abbas schon kurz nach der Insolvenz von Initial mitgeteilt, er sei aktiv, um das Vorzeigeprojekt Sozialer Garten neu aufzustellen.

Stadt und Jobcenter waren gemeinsam im Boot

Die Stadt gab bisher jährlich knapp 140.000 Euro Zuschuss. Das Jobcenter vermittelte die sozialpädagogisch betreute Gartenarbeit.

Zuletzt zogen rund 50 Langzeitarbeitslose bei Wolfartsweier und in der Fritschlach in Daxlanden biologisch erzeugtes Obst, Gemüse, Kräuter und Blumen in großer Sortenvielfalt.

Die Ernte wurde sozialen Einrichtungen gespendet. Auch eine Holz- und Fahrradwerkstatt gehörte zum Projekt.

Schlager und die Agraringenieurin Birgit Horstmann arbeiten vorerst weiter im Sozialen Garten. Sie temperieren auch die Gewächshäuser für die Anzucht. Bei Bedarf auch am Wochenende – und den gibt es oft bei Aprilwetter mit Frost und Sonnenwärme.

Gute Verbindungen tragen Früchte

Es komme auch Hilfe von außen, berichtet Horstmann. Die Verpächterin warte die Entwicklung geduldig ab, Spenden und ehrenamtliche Mitarbeit würden angeboten.

Früchte trägt auch das gute Verhältnis zum Karlsruher Verein Soziale Landwirtschaft (SoLaWi) Karotte.

Am letzten Märztag stellt die solidarische Gärtnergruppe frisch pikierte Tomaten unter im Schutz des Sozialen Gartens, bis sie im Mai zwischen dem Geigersberg und Hohenwettersbach ins Freiland gepflanzt werden.

Solidarische Gärtnergruppe parkt seltene Tomatensorten

Saatgut für robuste Sorten, „von einer bulgarischen Großmutter zum Beispiel“, steckt in den 700 Tontöpfen, verrät Yamuna Dirringer.

Studierende des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) bauen zudem weiter am Kuppeldach ihres experimentellen Anzuchtgewächshauses.

Kinderzeichnung zum Sozialen Garten Karlsruhe März 2023
Am Gemüsebeet: Die Drittklässlerin Eva von der Südendschule schmückt ihren Appell zum Erhalt des Sozialen Gartens in Karlsruhe mit einer Zeichnung. Foto: Frauke Ruetz

Rührend wirbt für den Sozialen Garten eine Klasse der Südendschule, die das Projekt bis zuletzt besuchte.

Wir möchten, dass der Soziale Garten nicht pleite geht.
Alexander, Drittklässler Südendschule

Die Lehrerin Frauke Ruetz ließ ihre Drittklässler Briefe an Oberbürgermeister Frank Mentrup und Sozialbürgermeister Martin Lenz (beide SPD) schreiben und zeichnen.

Alexander schreibt: „Wir möchten, dass der Soziale Garten nicht pleite geht.“ Und Eva gibt zu bedenken: „Im Sozialen Garten wächst Gemüse, das arme Leute zu essen bekommen.“

Kontakt

Wer den Sozialen Garten unterstützen möchte, zum Beispiel als Sponsor, mit einer Spende oder durch ehrenamtliche Mitarbeit, wird gebeten, mit einer Mail an sozialer.garten.ka@web.de Kontakt aufzunehmen.

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