Die Solidarität der Karlsruher reißt nicht ab: Über die Feiertage blieb der Zustrom an großen und kleinen Spenden auf den Konten der „Wir helfen Stiftung“ der BNN ungebrochen. Bis zum Jahresende 2020 gingen 134.800 Euro ein, vor Weihnachten war ein Stand von 113.000 Euro erreicht.
Der Spendenfluss ist auch deshalb wichtig, weil angesichts der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie zur Zeit keine Benefizkonzerte stattfinden können, sie hatten bisher immer einen großen Anteil am finanziellen Aufkommen.
Die Gutscheinvergabe ruht im Moment, weil die Partner der Hilfsaktion für bedürftige Karlsruher, der Soziale Dienst der Stadt, die Caritas und die Diakonie eine kurze Pause bis zum 10. Januar einlegen. Sie melden der Stiftung die hilfsbedürftigen Personen, beziehungsweise die Familien.
Schließungen sind Problem
Der Corona-Lockdown und die damit verbundene Schließung vieler Geschäfte jenseits des direkten Lebensmittelhandels erschweren auch die zielgerichteten Hilfen der „Wir helfen Stiftung“ der BNN. Prinzip der Stiftung ist es bekanntlich, sachgebundene Gutscheine für die Hilfsbedürftigen auszugeben. Oft sind es Lebensmittelgutscheine, doch immer wieder auch Gutscheine für Kleidung oder für Gegenstände des täglichen Bedarfs.
Ein Fall schildert die Problematik: Ein 83-jähriger Mann ist nach einer Bandscheibenoperation gesundheitlich sehr eingeschränkt. Seine Ehefrau ist nach mehreren Knieoperationen pflegebedürftig, hat Diabetes und ist herzkrank. Vor zwei Jahren verlor sie zudem ihr Gehör. Das Paar lebt von Grundsicherung. Der Ehemann pflegt seine Ehefrau, für Medikamente, Pflegehilfsmittel und Fahrten zum Arzt geht viel Geld drauf. Es fehlt an warmer Winterkleidung. Von der Stiftung gab es nun einen Gutschein über 160 Euro für Kleidung, einzulösen bei einem bestimmten Karlsruher Kaufhaus.
Der Gutschein wurde bewilligt am 10. Dezember, am 16. Dezember schlossen die meisten Geschäfte, darunter auch das besagte Kaufhaus. Die entsprechend bereits ausgegebenen Gutscheine verfallen nicht, dies ist mit den jeweiligen Geschäften ausdrücklich vereinbart. Sollte der Lockdown aber weiter anhalten, wird die Stiftung die Gutscheinvergabe entsprechend anpassen.
Nebenjobs fallen weg
Dass die Situation vor allem von Menschen, die schon bisher nicht auf Rosen gebettet und in vielen Fällen auf staatliche Hilfen angewiesen sind, durch Corona noch verschlimmert, ist die Erfahrung der diesjährigen Hilfsaktion. Vor allem durch den Wegfall von Jobmöglichkeiten sind viele Hilfsbedürftige zusätzlich betroffen. Wir schildern hier, natürlich anonymisiert, weitere Fälle:
Eine alleinerziehende verwitwete Frau hat einen 17-jährigen Sohn und eine kleine Tochter, die kleine Familie lebt von Witwen- und Waisenrente sowie einem kleinen Putzjob der Mutter. Zudem hat sie noch Schulden abzuzahlen von der Beerdigung ihres Mannes Sie bekam einen Zuschuss für Kleidung.
Ein älteres Ehepaar lebt von einer kleinen Rente, beide sind krank. Der Ehemann hat Parkinson, die Ehefrau ist an einem Augentumor erkrankt. Leider hat die letzte Behandlung nicht den gewünschten Erfolg gebracht, die Hoffnung liegt auf neuen Medikamenten. Das Geld ist knapp, das Ehepaar erhielt gestückelte Lebensmittelgutscheine über 60 Euro.
Eine alleinstehende ältere Frau ist chronisch lungenkrank und schwer gehbehindert. Sie lebt von einer Rente. Durch eine kleine Rentenerhöhung erhält sie nun knapp keine Grundsicherung mehr, muss nun Rundfunkgebühren, Heizungs- und Nebenkostenabrechnungen selber tragen. Dadurch bleibt kaum mehr Geld für Lebensmittel. Sie erhielt Gutscheine für Lebensmittel über 80 Euro.
Eine alleinstehende Frau, die von Grundsicherung lebt, ist vor kurzem in eine neue Wohnung gezogen, da die alte Wohnung massive bauliche Mängel hatte. Sie musste einen Teil der Kaution und Ablöse für einige Möbel selbst übernehmen. Da sie nun trotz Grundsicherung monatliche Raten begleichen muss, fehlt das Geld für Lebensmittel. Sie bekam einen Gutschein über 50 Euro.