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Sportbox – app and move

Bundesweiter Vorreiter: Neun Schränke voller Sportgeräte in Karlsruhe

Lust auf Sport aber keinen Ball oder keine Hantel dabei? In Karlsruhe gibt es Abhilfe - und zwar zum Nulltarif. Beim TSV Bulach geht die erste Sportbox in Betrieb; neun werden es insgesamt.

Sportbox
Einladung im Grünen: Wer die Sportbox per Handyapp öffnet, kann sich bei den Sportgeräten bedienen. Foto: Jonas Kinski

An neun Stellen in der Stadt können die Karlsruher künftig beherzt zugreifen: Sie dürfen sich Bälle, Gewichte und viele andere Sportgeräte ausleihen – und das völlig kostenfrei. Es reicht, eine entsprechende App auf dem Handy zu haben. Mit der werden die reich bestückten sogenannten Sportboxen geöffnet.

Hantel, Federballschläger oder Frisbee rausnehmen und los geht es, das ist die Idee. Geboren wurde sie in Karlsruhe. In der Südstadt schaute der Produktdesigner Leon van Dijk von seiner Wohnung auf einen Basketballplatz. Und er überlegte: Wäre es nicht praktisch, wenn dort ein Ball zu finden wäre?

Weihnachten 2017 schuf er dann mit dem Sportwissenschaftler Philipp Gießelmann und dem Technikexperten Timo Wozniak das Start-up „Sportbox – app and move“, das seitdem vom hessischen Kirchhain aus deutsche Städte erobert.

Neun Boxen in Karlsruhe als Zugmaschine raus aus dem Lockdown-Tief?

Mannheim und Bonn sind unter anderem an Bord. Bundesweit gibt es aktuell neun Sportboxen. Nun verdoppelt sich mit einem Schlag die Zahl, weil Karlsruhe richtig in die Sache einsteigt. Sportbürgermeister Martin Lenz (SPD) ist überzeugt, dass die 800 Kilogramm schweren Schränke die Zugmaschine raus aus dem Lockdown-Tief sein können.

Das ist hoch sozial und gemeinschaftlich.
Martin Lenz (SPD), Sportbürgermeister

Ob jung oder alt, reich oder arm: Jeder kann jederzeit ein Sportgerät nehmen und sich bewegen. „Das ist hoch sozial und gemeinschaftlich“, sagt Lenz.

Nachhaltig ist die Sache zudem: Es muss nicht jeder selbst ein Sportgerät nutzen. Und nebenbei wird die für die Schließtechnik und eine zur Dokumentation eingebaute Kamera nötige Energie über eine Solarzelle gewonnen.

Unterstützung für den freien Sport

Der Bürgermeister will den freien Sport unterstützen – und ihn dennoch frei sein lassen. Gleichzeitig ist es ihm ein Anliegen, Vereine zu fördern. Auch die überzeugte die Idee der Sportbox. Der TSV Bulach war der erste, der eine Box bestellte.

Ende Mai wird sie geliefert und auf dem Vereinsgelände gleich in Betrieb genommen. Weitere Boxen folgen in den nächsten Wochen beim PSV, beim Budo-Club, beim MTV und beim TSC Rintheim.

Standorte darüber hinaus sind das Wasserturm-Hotel im Citypark, das Rheinstrandbad, der Durlacher Weiherhof und die Günther-Klotz-Anlage. Bei letzterer prüft das Gartenbauamt aktuell, wo der Schrank seinen Platz finden wird.

Sportboxen in Karlsruhe
Sportboxen in Karlsruhe Foto: BNN-Grafik

Eine Box aufstellen und sich dann selbst überlassen, das wollte Lenz nicht. Ihm ist es wichtig, dass die Schränke betreut werden. In den meisten Fällen sind es die Vereine, die regelmäßig ein Auge drauf haben. „Außerdem können Übungsleiter gezielt Kursangebote machen, wenn es die Corona-Regeln wieder zulassen.“

Lenz denkt an die Zeit nach der Pandemie, in der er ausbauen möchte, was 2015 langsam aufkam: Im Jahr des Stadtgeburtstags wurde erstmals freier Sport am Schloss angeboten. „Davon wünsche ich mir mehr“, sagt Lenz.

Ausstattung speziell für Kinder und Jugendliche

In Durlach kümmert sich ein benachbarter Kinder- und Jugendtreff um die Box. Bestückt ist sie mit Sportgeräten, die beim Nachwuchs beliebt sind. Ähnlich sieht es beim Budo-Club im Westen der Stadt aus.

Das Sportbox-Team füllt jeden Schrank nach den individuellen Wünschen. „Im Freibad spielen die Leute gerne Indiaca oder Federball. Also gibt es dort das Gerät“, erklärt Sportreferentin Bettina Leßle. Sie spricht von einer kostenlosen und barrierefreien Sport- und Bewegungsmöglichkeit für alle. Die Entwickler bieten in ihrer App eine bundesweite Übersicht der Standorte an. Sie wollen damit auch Geschäftsreisende und Touristen erreichen.

Der Kostenpunkt pro Box liegt bei rund 15.000 Euro, wobei die technische Betreuung für zwei Jahre inklusive ist. Schnell meldeten sich drei Stiftungen, die Vereinen die Hälfte der Summe zur Verfügung stellen. „Das Sportamt wiederum finanziert 25 Prozent über die Sportgeräte-Förderung“, erläutert Lenz.

Bleiben 25 Prozent, die die Vereine tragen müssen, wobei sie die Boxen mit Werbung bekleben und somit ihren Eigenanteil weiter reduzieren können. Im Fall der Box beim Wasserturm bezahlte das Hotel, betreut wird sie vom TSV Bulach. Die Stadtwerke bestellen das Exemplar für die Günther-Klotz-Anlage und unterstützen das im Rheinstrandbad.

Sportbox
Den Inhalt der Box kann jeder Käufer selbst bestimmen. Foto: Jonas Kinski

Ideen für weitere Boxen

Ideen für weitere Standorte gibt es bereits. Lenz schwebt zum Beispiel der Campingplatz in Durlach vor. Im Herzen der Stadt könnte der in Landesbesitz befindliche Schlossgarten eine Option sein. Die inzwischen als „Haus Turmbergblick“ firmierende frühere Paracelsus-Klinik mit ihren 100 Wohneinheiten soll ebenfalls eine Box bekommen.

Während andere Kommunen quer durch die Republik erst einsteigen, etabliert sich Karlsruhe somit gerade als Sportbox-Hauptstadt. Aus Sicht von Lenz passt das gut zu dem von ihm ausgerufenen Sportjahr 2021, das am 31. Dezember nicht einfach so enden soll. „Das ist die Startrampe für die Zukunft“, so der Sportbürgermeister.

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