Beim TSV Bulach heißt es ab sofort „Sesam öffne dich“: Auf dem Gelände des Vereins steht die erste Karlsruher Sportbox. In dem 800 Kilogramm schweren Schrank finden sich allerlei Sportgeräte, die jeder kostenfrei ausleihen kann.
Wer eine Yoga-Matte, ein Springseil oder ein Gewicht nehmen möchte, bucht sich mit seinem Handy ein Zeitfenster - und schon schwingen die Türen auf. Medizinbälle, Pylonen und vieles anderes findet sich in den Schubladen. Ebenso enthalten ist ein Desinfektionsmittel.
„Wir wollen Individualsportlern ein Angebot machen“, sagt der Vereinsvorsitzende Axel Wrtal. Genau darum geht es auch Sportbürgermeister Martin Lenz (SPD), der schon im Sportentwicklungsplan 2014 die Unterstützung von Sport im Freien als Ziel ausgab.
Erste Karlsruher Sportbox in Betrieb – weitere neun kommen in Kürze
Die Inbetriebnahme der ersten Sportbox bezeichnet er als Startschuss für eine neue Ära des Freiluftsports in Karlsruhe. Denn es wird nicht bei einem für jedermann frei zugänglichen Schrank voller Sportgeräte bleiben. Neun weitere gehen in den nächsten Wochen quer über die Stadt verteilt in Betrieb, vom Durlacher Weiherhof über die Günther-Klotz-Anlage bis hin zum Rheinstrandbad.
Eine Box wird beim Wasserturm-Hotel im Citypark stehen. „Die betreut der TSV Bulach“, sagt Wrtal. Mitglieder checken zum Beispiel alle paar Tage, ob die Geräte sauber sind. „Im nächsten Schritt wollen wir Kurse anbieten“, berichtet der TSV-Chef. Übungsleiter kommen also zu festen Zeiten zur Box und leiten Sportler an. Wer sich mit dem Handy die Geräte bucht, kann ebenso online ein Video ansehen und sich so Ideen für Übungen holen.
Ist die Zeit um, werden Bälle, Seile und Co zurückgelegt. Eine Kamera dokumentiert dann den Schrankinhalt. Somit wird Diebstahl verhindert, schließlich ist registriert, wer wann die Box buchte. „Wir hören aus Städten, die schon dabei sind, dass Diebstahl kein Problem ist“, berichtet Lenz.
Weitere Vereine in Karlsruhe wollen bei der Sportbox-Aktion einsteigen
Mannheim und Bonn beispielsweise nutzen schon jeweils eine Sportbox. Neun gibt es bundesweit. Karlsruhe verdoppelt die Zahl nun aus dem Stand. „Und es rufen immer noch Vereine an, die gerne einsteigen möchten“, berichtet Lenz. Ihm ist es wichtig, dass jemand die Box betreut. „Das kann ebenso eine Wohnbaugesellschaft oder ein Fitnessstudio sein.“ Voraussetzung ist, dass die Box frei zugänglich ist, in einer Grünanlage beispielsweise.
Beim TSV Bulach kann ab 6 Uhr morgens der Schrank geöffnet und bis 22 Uhr mit den Geräten trainiert werden. „Wir sind bis 16 Jahren super aufgestellt und ab 40 toll, aber in der Altersklasse dazwischen gibt es ein Loch“, sagt der Vorsitzende. Er hofft, dass mancher, der jetzt auf dem Gelände die Sportbox nutzt, irgendwann vielleicht dem Verein beitritt. Um den freien Sport weiter zu fördern, plant der TSV eine Calisthenics-Anlage auf seinem Gelände.
Werbeflächen auf der Sportbox können vermietet werden
Mit 400 Mitgliedern gehört der TSV Bulach zu den kleineren Karlsruher Sportvereinen - und stieg als erster in das Projekt Sportbox ein. Passend zum Angebot des Vereins entschied man sich bei der Befüllung für das Fitnesspaket. „Es hätte auch ,Spiel und Spaß` gegeben mit Federball-Sets, Tischtennis-Schlägern und einem Fußball“, so Wrtal. Andere Pakete richten sich mehr an Kinder. Auch solche Schränke wird es in Karlsruhe geben. Je nach Inhalt kostet die mit einer Solarzelle ausgerüstete Box zwischen 15.000 und 17.000 Euro.
Die Hälfte bezahlen bei den Vereinen aktuell Stiftungen, die Stadt gibt ebenfalls einen Zuschuss über die Sportgeräteförderung. „Wir mussten am Ende 3.750 Euro selbst aufbringen“, bilanziert der Vorsitzende. Eine Refinanzierung ist über das Vermieten von Werbeflächen möglich. Der TSV Bulach wirbt aktuell an der Schrankwand für sich und das Vereinslokal. Erfinder der Sportbox ist das Startup „app and move“, das seinen Ursprung in Karlsruhe hat, inzwischen aber bei Frankfurt sitzt.