Skip to main content

Frage nach Zuständigkeit

Diskussion um Fahrradtaxis ist in Karlsruhe noch nicht vom Tisch

Fahrradtaxis sind eine privatwirtschaftliche Aufgabe – so sieht es die Stadtverwaltung in Karlsruhe. Freie Wähler und Für Karlsruhe sind dagegen. Die Tourismus GmbH hat das Thema schon durchgerechnet.

Der Fahrradtaxi-Fahrer Golo Kohl fährt am 14.08.2014 in Berlin durch eine Pfütze vor dem Reichstag. Foto: Daniel Naupold/dpa ++ +++ dpa-Bildfunk +++
Unterschiedlich einsetzbar: In Berlin werden Fahrradtaxis fast ausschließlich für touristische Fahrten eingesetzt. In Frankfurt gibt es auch klassische Taxifahrten Foto: Daniel Naupold picture alliance / dpa

Lässt sich der Oberbürgermeister bald mit dem Fahrradtaxi zu seinen Terminen fahren? Ja, zumindest wenn es nach den Freien Wählern im Karlsruher Gemeinderat geht.

Die lassen nicht locker und fordern Fahrradtaxis für die Karlsruher Innenstadt. Besonders ältere Menschen, die vom Auto zum Arzt müssen, könnten davon profitieren.

Damit sich das Geschäft für den Anbieter lohnt, sollen Vertreter der Stadt die Fahrradtaxis bewusst nutzen – so der Vorschlag. „Statt mit der E-Limousine können die Bürgermeister das Fahrradtaxi nehmen“, sagt Petra Lorenz (Freie Wähler).

Das Thema Fahrradtaxis ist nicht neu. Bereits im Juli hat die Gemeinderatsfraktion von Freien Wählern und Für Karlsruhe einen entsprechenden Antrag in den Gemeinderat eingebracht.

Damals wurde der Vorschlag in den Planungsausschuss verwiesen und stand deswegen nach der Sommerpause wieder auf der Agenda. Doch auch diesmal wurde man sich nicht einig.

Öffentlichkeit muss ein Interesse bekunden

Während die meisten Stadträte den Vorschlag gut fanden, fühlten sie sich doch nicht zuständig. „Es muss jemand Interesse daran haben, hier ein solches Unternehmen aufzubauen“, sagt Johannes Honné von den Grünen.

Damit meint er nicht ein Interesse der Stadt, sondern einen privaten Anbieter, der sich in Karlsruher ansiedeln möchte. So sehen es auch die Vertreter der CDU. Auch SPD und FDP lehnen den Vorschlag nicht ab. Betonen jedoch, dass auch die Bevölkerung ein Interesse an einem Angebot zeigen müsste.

Eine Fahrradrikscha ist in Karlsruhe sogar schon in Betrieb. Der Caritasverband Karlsruhe hat eine Art Fahrradtaxi für die Bewohner des Seniorenzentrums Sankt Franziskus angeschafft.

Auch in anderen Großstädten gäbe es viele positive Beispiele für den Einsatz von Fahrradtaxis, sagt Petra Lorenz. In Frankfurt beispielsweise.

Von dort berichtete Matthias Graf von Velotaxi in der Vergangenheit gegenüber den BNN, dass er sowohl Taxifahrten als auch touristische Stadtrundfahrten anbietet. Eine Unterstützung von der Stadt bekommt er nicht. Er finanziert sich über Werbung auf den Rikschas und die Fahrer arbeiten für das Fahrtgeld.

Fahrradtaxis sind privatwirtschaftliche Aufgabe

Solch eine Lösung schwebt auch der Karlsruher Verwaltung vor. In einer Stellungnahme heißt es: „Fahrradtaxis benötigen grundsätzlich keine Erlaubnis und auch das Personenbeförderungsgesetz findet keine Anwendung. Aus Sicht der Verwaltung ist die Etablierung von Fahrradtaxis in der Innenstadt zunächst eine privatwirtschaftliche Aufgabe.“

Man verweist darauf, dass Fahrradtaxi-Unternehmen sich in anderen Städten wegen der touristischen Nachfrage ansiedeln und empfiehlt deshalb, den Antrag als erledigt zu erachten.

Doch Freie Wähler und Für Karlsruhe lassen nicht locker und verkünden in einer Pressemitteilung am Tag nach der Sitzung: „Fahrradtaxis noch nicht vom Tisch“.

Sie sehen nun die Touristik und die Wirtschaftsförderung in der Verantwortung. Wenn ein Fahrradtaxi-Unternehmen angeworben wird, bedeute dies keine zusätzlichen Kosten oder Arbeit für die Stadtverwaltung.

Karlsruher Tourismus GmbH hat Thema auf dem Schirm

Die Pressesprecherin der Karlsruher Tourismus GmbH betont, dass man sich bereits mit dem Thema Fahrradtaxis auseinandergesetzt habe. Vor allem für eine Fahrradstadt wie Karlsruhe sei das Angebot eine schöne Idee, doch an der Umsetzung hapert es.

Eine Finanzierung durch Werbung sei laut einer Rechnung von 2018 nicht möglich. „Das vorhandene Werbebudget reicht nicht“, so Yvonne Halmich.

Außerdem stecke eine enorme Logistik hinter einem solchen Angebot. „Man bräuchte mindestens sieben bis zehn Räder, damit es sich lohnt“, sagt die Pressesprecherin. Die könnten nicht zu einer normalen Fahrradreparatur gebracht werden, sondern müssten immer zu einem Experten.

Auch eine Zusammenarbeit mit der Messe oder dem Kongresszentrum wurde diskutiert. „Die Strecke raus zur Messe ist nicht sehr schön, das würde ich keinem empfehlen“, sagt Halmich. Und das Kongresszentrum sei auch gut so zu erreichen. Die Nachfrage von Touristen habe zudem in der vergangenen Zeit nachgelassen.

Und die Bürgermeister? Ein Gemeinderatsmitglied nimmt sie in Schutz, denn: Die könnten und würden eh oft das Rad nehmen und bräuchten keinen Fahrer.

nach oben Zurück zum Seitenanfang