Skip to main content

Gemeinderat sagt Ja zu Bauprojekt

Stadthalle Karlsruhe wird trotz Kostenexplosion saniert

Wieder gibt es bei einem großen Bauprojekt in Karlsruhe eine Kostenexplosion. Einige Stadträte fürchten, dass sie öffentlich nun als „die Dummen“ dastehen.

Millionengrab: Die Sanierung der Stadthalle kommt seit Jahren nicht voran. Die Ertüchtigung des Paradestücks der Messegesellschaft wird mit 135 Millionen Euro deutlich kostspieliger als gedacht.
Millionengrab: Die Sanierung der Stadthalle kommt seit Jahren nicht voran. Die Ertüchtigung des Paradestücks der Messegesellschaft wird mit 135 Millionen Euro deutlich kostspieliger als gedacht. Foto: Jörg Donecker

Trotz drastisch gestiegener Kosten will Karlsruhe an der Modernisierung der Stadthalle festhalten. Dieses Projekt wird nicht wie noch im Jahr 2018 kalkuliert 76,41 Millionen, sondern – Stand heute – 135,42 Millionen Euro kosten - bald doppelt so viel.

Ärgerlich, katastrophal oder peinlich nennen die Stadträte diese Entwicklung. Dennoch sei das Ja zum Umbau alternativlos. Ein Abriss und Neubau käme noch teurer, die Verwaltung kalkulierte diesen mit mindestens 300 Millionen Euro.

Endgültig zum Problemfall wurde das Projekt, als ein von der Verwaltung beauftragtes Münchner Planungsbüro scheiterte. „Es ist mit dem Gebäude nicht zurechtgekommen, obwohl wir ihm die Hand hielten und sagten, was zu tun ist“, bilanziert rückblickend Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD). In der Folge wurde der Vertrag gekündigt.

Von den 59 Millionen Euro Mehrkosten entfallen nun allein 25 Millionen auf bisherige und künftige Baupreissteigerungen aufgrund der Bauzeitverschiebung. Stand jetzt soll die Stadthalle Ende 2024 fertig sein und Ende des zweiten Quartals 2025 in Betrieb gehen.

Werden Bauprojekte pünktlich fertig? Diese Frage will Lukas Bimmerle von den Linken nach den aktuellen Erfahrungen verstärkt in den Fokus nehmen. Verzögerungen verursachten enorme Mehrkosten. „Und umgekehrt feilschen wir an anderer Stelle wochenlang um 1.000 oder 2.000 Euro.“ Ob das gescheiterte Planungsbüro Karlsruhe Schadensersatz zahlen muss, ist indessen offen. „Das wird uns sicher noch Jahre beschäftigen. Ich erwarte da juristische Auseinandersetzungen“, so Mentrup auf Nachfrage der AfD.

Stadthalle Karlsruhe soll nachhaltiger werden

Im Zuge der Probleme mit dem Planungsbüro wurde mit Blick auf die Nachhaltigkeit nachgebessert. So soll unter anderem Brunnenwasser für die Versorgung mit Heiz- und Kühlenergie genutzt werden. Vorgesehen sind zudem eine Dachbegrünung und die Aufstellung einer Photovoltaikanlage. Die Energieeffizienz unterscheide sich deutlich von früheren Entwürfen, betont Grünen-Stadtrat Aljoscha Löffler. Die Kostenerhöhung schmerze aber.

Eine Einschätzung, die alle politischen Lager teilen. „Wir streichen Mitarbeitern den Bleistift vom Tisch und stimmen dann für 60 Millionen Euro Mehrausgaben in wenigen Minuten“, sagt Thorsten Ehlgötz von der CDU. Er ist zudem skeptisch, ob der Zeitplan bis 2025 gehalten werden kann. Friedemann Kalmbach von der Gruppe „Für Karlsruhe“ ist in diesem Punkt optimistischer. Dafür schließt er nicht aus, dass 135 Millionen Euro womöglich nicht das Ende der Fahnenstange sind.

OB Mentrup verteidigt Verwaltung

„Das ist bisher sehr unglücklich gelaufen“, meint SPD-Stadtrat Michael Zeh. Aber Karlsruhe brauche eben Veranstaltungssäle. Tom Høyem von der FDP zeigt sich ärgerlich: „Wir haben viel Vertrauen verloren. Wir stehen da wie lächerliche Amateure, die nicht wissen, was sie tun.“ Das sei sehr unangenehm und peinlich. Den Schuh will sich wiederum Lüppo Cramer von der Karlsruher Liste nicht anziehen. „Ich sehe nicht ein, warum wir in der Sache die Dummen sein sollen. Das sind andere.“ Die Stadträte seien den Fachleuten in der Verwaltung gefolgt.

Für die gab es Rückendeckung von OB Mentrup. Die Grundsatzentscheidung für die Sanierung sei richtig gewesen, auch im Rückblick. Der Zeitpunkt der ersten Abstimmung sei nötig gewesen. Heute könne man aber sagen, dass man damals nicht ausreichend Details zum Bauwerk gehabt habe.

Das am Ende gescheiterte Münchner Büro habe aber bei der Ausschreibung alle Kriterien erfüllt. „Ich sehe nicht, was man hätte anders handhaben können“, so Mentrup. Die AfD wiederum erinnerte daran, dass sie schon damals dem Projekt die Zustimmung verweigerte. „Es war klar, dass die Planung auf falschen Voraussetzungen beruhte“, so Stadtrat Paul Schmidt.

Nach über 30 Jahren Betrieb ist die Stadthalle technisch und optisch in die Jahre gekommen. 2012 gab es Ansätze, einzugreifen. 2013 wurden dann erhebliche Mängel im baulichen Brandschutz festgestellt.

nach oben Zurück zum Seitenanfang