Was 1995 als kleine Personengesellschaft (GbR) begann, ist mittlerweile eine handfeste Größe im Karlsruher Mobilitätsmix: Die Stadtmobil CarSharing GmbH verzeichnet bereits mehr als 20.000 fahrberechtigte Teilnehmer. Damit nutzen nach Angaben von Stadtmobil rund 10 Prozent aller Führerscheininhaber in Karlsruhe die Möglichkeit, ohne eigenes Auto mobil zu sein.
„Wir verzeichnen jeden Monat einen Zuwachs von rund 100 Personen“, erzählt Stadtmobil-Geschäftsführerin Anja Orth. Im ersten Corona-Lockdown 2020 sei der Wert zwar kurzzeitig stagniert, weil beispielsweise das Büro zur Überprüfung der Führerscheine von Interessenten geschlossen war. Mittlerweile können neue Nutzer das aber wieder persönlich vor Ort erledigen – oder per Video-Chat.
Technisch hat sich Stadtmobil der Pandemie also angepasst – die Nutzung des Carsharing-Angebots hat sich dennoch durch Corona verändert.
Firmenkunden fahren seit Corona seltener mit Stadtmobil-Autos
Vor allem bei Firmenkunden sei die Zahl der Fahrten eingebrochen, schildert Orth. Private Nutzer seien, teils nach anfänglichem Zögern, auch in der Pandemie weiterhin mit den geteilten Autos unterwegs gewesen. In vielen Unternehmen hingegen hätten Videokonferenzen und Homeoffice die Nutzung von Carsharing überflüssig gemacht.
Diesen Effekt spürt Stadtmobil immer noch, obwohl langsam viele Arbeitnehmer in ihre Büros und zu alten Gewohnheiten zurückkehren. Spontan das Angebot zu ändern und mehr auf Privatkunden auszurichten, ist für einen Carsharing-Anbieter aber nicht ohne Weiteres möglich, erklärt Geschäftsführerin Orth: „Die Firmenkunden ergänzen die Privatkunden normalerweise optimal – weil die einen unter der Woche fahren, die anderen abends und am Wochenende.“
Während der Anteil der Geschäftskunden sinkt, verzeichnet Stadtmobil immerhin anderswo einen Zuwachs: bei jungen Privatnutzern nämlich. „Vor drei, vier Jahren lag unser Altersdurchschnitt noch über 45“, erinnert sich Anja Orth.
Mittlerweile ist der durchschnittliche Stadtmobil-Nutzer 42,6 Jahre alt. Die Über-60-Jährigen machen nur einen kleinen Teil aus, der Anteil der unter 25-Jährigen hingegen ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen.
Stadtmobil: Durch Carsharing werden in Karlsruhe mehr als 10.000 Autos eingespart
Der Großteil der Carsharing-Nutzer ist zwischen 26 und 50 Jahre alt. Viele dieser Menschen verzichten dank Stadtmobil komplett auf ein eigenes Auto. Einer Umfrage aus dem November zufolge ersetzt ein Stadtmobil-Fahrzeug zehn private Autos.
Man kann leicht ausrechnen, wie viel Platz in der Stadt dadurch entsteht.Anja Orth, Geschäftsführerin Stadtmobil
Insgesamt gibt es in Karlsruhe aktuell rund 1.000 stationsbasierte Stadtmobile an 245 festen Stationen und zusätzlich 145 Stadtflitzer ohne festen Stellplatz. Mehr als 10.000 Autos würden so in Karlsruhe eingespart. „Man kann leicht ausrechnen, wie viel Platz in der Stadt dadurch entsteht“, so Orth.
Nicht immer findet man die die geteilten Autos aber an ihren vorgesehenen Stellen vor. In Karlsruhe gibt es zwar an mehr als 30 Orten spezielle Parkplätze, die so beschildert sind, dass auf ihnen nur Carsharhing-Autos geparkt werden dürfen. Anja Orth berichtet aber, dass diese „sehr häufig von nicht autorisierten Fremdfahrzeugen besetzt“ sind. Sie vermutet, dass viele Autofahrer das recht neue Schild nicht kennen und verstehen.
Das sei insbesondere problematisch, weil Stadtmobil schon seit Jahren Probleme habe, genügend geeignete privat anmietbare Stellpätze zu finden – vor allem in Mühlburg, der Weststadt, der Südweststadt, Beiertheim, der Südstadt, Weiherfeld, Rüppurr und der Oststadt.
Mit zuletzt 3,23 geteilten Fahrzeugen pro 1.000 Einwohner steht Karlsruhe schon länger an der Spitze im deutschlandweiten Carsharing-Städteranking. Dabei gibt es für Geschäftsführerin Anja Orth jedoch einen Wermutstropfen: „Wir würden gerne den Anteil der E-Autos erhöhen“, sagt sie. „Da haben wir aber den Bremsfaktor der Lade-Infrastruktur.“
Jedes Elektro-Auto von Stadtmobil benötige momentan einen eigenen Stellplatz mit Lademöglichkeit. Damit der Anteil der strombetriebenen Carsharing-Fahrzeuge steigen kann, muss also erst einmal das Ladenetz wachsen.