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Ansteckungen bei privaten Feiern

Corona-Lage spitzt sich zu: Alle Intensivbetten am Klinikum Karlsruhe sind belegt

Die Corona-Lage im Städtischen Klinikum Karlsruhe spitzt sich weiter zu. Momentan ist dort kein Intensivbett mehr frei. Die Infektionen passieren meist bei privaten Festen, sagt der Experte – und hat einen dringenden Appell.

Eine Pflegekraft betreut auf einer Intensivstation einen Covid-19-Patienten.
Eine Pflegekraft betreut auf einer Intensivstation einen Covid-19-Patienten. Im Klinikum Karlsruhe werden weiter OPs verschoben. Foto: Bernd Wüstneck/dpa

„Die Zahlen steigen, es wird brisanter, die Corona-Lage spitzt sich weiter zu“, referiert Franz Kehl, der Direktor der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin beim Lagebericht des Städtischen Klinikums am Freitagvormittag. Als „juristische Spitzfindigkeit“ beurteilt er die gegenläufigen Informationen aus der Politik, wonach einerseits die Corona-Auflagen aufgehoben werden sollten, andererseits aber eine vierte Welle im Gang ist.

Tatsächlich sind bundesweit die Neuinfektionen zur Vorwoche um über 10.000 auf 48.640 Fälle gestiegen und mit ihnen die 7-Tage-Inzidenz. Diese beträgt in Baden-Württemberg und der Region seit dem 11. November 321,3 pro 100.000 Einwohner, zu 193,1 vom 4. November.

Kehl appelliert daran, sich unbedingt impfen zu lassen, denn „erst nach der dritten, der Booster-Impfung ist man komplett geimpft.“ Es sei angestrebt, wie gegen Influenza, sich einmal pro Jahr standardmäßig impfen zu lassen.

Kein Intensivbett mehr frei: Karlsruher Experte fordert Möglichkeit der Verlegung

Im Klinikum herrscht weiter Pandemiestufe 3. Neun Covid- und 27 Non-Covid-Intensivpatienten belegten die Betten, momentan sei kein Intensivbett mehr frei. Die Cluster Karlsruhe und Pforzheim seien am schlimmsten betroffen. Daher fordert Kehl die Möglichkeit der Verlegung in weniger betroffene Cluster wie Stuttgart und Ludwigsburg – das Einverständnis der Patienten oder Angehörigen immer vorausgesetzt.

Die Infektion passiert meist bei privaten Festen.
Franz Kehl, der Direktor der Klinik für Anästhesie

Ein Maximum von 390 Intensivpatienten in ganz Baden-Württemberg – momentan läge man bei 351 – würde die Alarmstufe auslösen. „Die Infektion passiert meist bei privaten Festen, daher empfehle ich, Weihnachtsfeiern abzusagen und andere Feste auf den Sommer zu verschieben“, gibt Kehl einen klaren Ratschlag.

Städtisches Klinikum Karlsruhe verschiebt wegen Corona nicht notwendige OPs

Die Sterblichkeit zur Vorwoche ist mit 32 Prozent etwas zurückgegangen. Nach wie vor müssen Intensivkapazitäten für Covid-Erkrankte bei den Nicht-Covid-Patienten weggenommen werden mit den bekannten Folgen, dass „Behandlungen priorisiert“ und nicht notwendige OPs weiter verschoben werden müssen.

„Da haben wir die besondere Situation, dass die um drei bis sechs Monate verschobenen OPs der letzten Welle auf die aktuelle Akkumulation notwendiger OPs trifft“, erläutert Direktor Kehl und plädiert für eine politische Lösung, um Patienten auch in ein anderes der fünf bundesweiten Kleeblätter verlegen zu können, da Länder im Norden wie Schleswig-Holstein weniger betroffen seien.

Nach wie vor gelte, „mit Bagatellerkrankungen wie Schnupfen auf keinen Fall in die Notaufnahme zu kommen, sondern den Hausarzt aufzusuchen“.

Trotz angespannter Lage: Klinikum Karlsruhe ist für den Ernstfall gewappnet

„Die Intensivfachkräfte werden von den anderen Kräften unterstützt, um sich nicht ständig umziehen zu müssen“, berichtet Sandra Lehnert, die stellvertretende Pflegedirektorin. Derzeit fallen 203 Mitarbeiter aus, 21 sind positiv getestet, weshalb großes Interesse an der Corona-Auffrischimpfung herrsche. 1.200 Booster-Impfungen werden durchgeführt, falls nötig, werden Extra-Termine im Dezember folgen.

Parallel zur Pandemie kann sich eine Großschadenslage, verursacht durch Brand, Überschwemmung oder IT-Ausfall, jederzeit ereignen. Feste Abläufe und Strukturen seien im Städtischen Klinikum für eine Überschreitung der normalen Kapazität etabliert, notwendige Materialien würden vorgehalten, um für den Ernstfall gewappnet zu sein, so Björn Bergau, Oberarzt und Mitglied der Kommission Katastrophenschutz.

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