Das erste, was ins Auge fällt, ist die gigantische Eingangshalle als neuer Empfangsbereich des Klinikums. Warmes Holz, helle Töne, eine Empfangstheke wie in einem Hotel, verglaste Aufnahmebüros und mit Sitzecken ausgestattete Wartebereiche empfangen den Besucher oder Patienten im „Bettenhaus M“, der nun fertiggestellten neuen Mitte des Städtischen Klinikums. Digitale Anzeigetafeln an den Wänden signalisieren den künftigen Patienten, dass sie an der Reihe sind.
Voll des Lobes waren am Donnerstag die Führungsebene des Klinikums wie auch die politisch Verantwortlichen der Stadt. Aber groß war das Bedauern, das neue Gebäude nach viereinhalb Jahren Bauzeit pandemiebedingt nicht in einem großen Festakt feiern zu können und es der Bevölkerung bei einem Tag der offenen Tür vorzustellen.
Im Oktober soll dies, wenn es die Lage erlaubt, nachgeholt werden – nicht zuletzt als Dank an die Mitarbeiter, die zahlreiche Belastungen in den vergangenen Jahren aushalten mussten, wie Geschäftsführer Markus Heming betonte. OB Frank Mentrup (SPD) erinnerte an das Votum des Gemeinderats 2013, das das große Bauprogramm am Klinikum startete. Das neue Gebäude soll modernes und wirtschaftliches Arbeiten ermöglichen.
Wo woanders auf der grünen Wiese gebaut wird, gelingt es uns, auf einem historischen Areal die Funktionen in einem Gebäude zu vereinen.Frank Mentrup, Oberbürgermeister
„Wo woanders auf der grünen Wiese gebaut wird, gelingt es uns, auf einem historischen Areal die Funktionen in einem Gebäude zu vereinen“, so Mentrup. Der per Video zugeschaltete Landessozialminister Manfred Lucha (Grüne) würdigte die „große Bedeutung für die wohnortnahe medizinische Versorgung“. Die Maßnahme sei eine wichtige Investition für die Zukunft. Lucha erinnerte daran, dass von den 194 Millionen Euro für das Bettenhaus M 113,75 Millionen vom Land kommen.
Mentrup sorgt sich wegen Defizit
OB Mentrup verwies allerdings auf das wegen der Corona-Pandemie deutlich angestiegene Defizit des Klinikums. Den notwendigen finanziellen Ausgleich dafür von Land und Bund zu bekommen, erfordere einen „fortwährenden Kampf“. Das Klinikum erfülle zudem als Maximalversorger große Aufgaben für die Region. „Das können wir auf Dauer nicht alleine finanzieren“, machte der OB klar.
Mit Haus M haben sich die Räumlichkeiten für die Zentrale Notaufnahme und weitere Fachbereiche stark vergrößert. Neben der Intensivebene mit 88 Betten und einer Station mit 14 Betten für Patienten mit Knochenmarktransplantationen gibt es den neuen zentralen Operationsbereich mit 20 Operationssälen.
Hinzu kommen die Zentralsterilisation, Untersuchungs- und Behandlungseinheiten sowie Allgemeinpflegestationen mit 240 Betten. Das 200 Meter lange Gebäude hat sieben Etagen, die umliegenden Gebäude sind angedockt. In den neuen Bettengeschossen gibt es nur noch Zweibettzimmer, alle mit Dusche und WC ausgestattet. Von den rund 4.500 Beschäftigten des Klinikums werden künftig 1.500 in dem neuen Gebäude arbeiten.
Arbeiten gehen nach Eröffnung weiter
Mit der Eröffnung am Donnerstag sind die Arbeiten aber noch nicht beendet. Zurzeit prüft ein eigenes Inbetriebnahme-Team mit den künftigen Nutzern die Infrastruktur, auch die neuen verbesserten Prozesse. In den kommenden Tagen nimmt die neue Patientenaufnahme die Arbeit auf. Bis Sommer 2021 sollen schrittweise die neuen Ebenen bezogen werden.
Das kann auf allerhöchstem Niveau mithalten.Michael Geißler, medizinischer Geschäftsführer
Anfang Mai sollen die Allgemeinstationen startklar sein, Anfang Juni der erste OP-Saal. Der seit Herbst 2020 amtierende medizinische Geschäftsführer Michael Geißler, der in seiner Laufbahn viele Kliniken weltweit erlebte, resümierte: „Das kann auf allerhöchstem Niveau mithalten.“ Das neue Gebäude ermögliche interdisziplinäres Arbeiten, man verlasse die bisherigen kleinteiligen Strukturen. „Das ist gut und interessant für die Mitarbeiter und auch die Patienten werden es merken“, so Geißler.