In den Karlsruher Kliniken bestätigt sich, was landes- und bundesweit zu beobachten ist. So gut wie alle stationär behandelten Covid-Patienten sind nicht oder nicht vollständig geimpft.
Im Städtischen Klinikum Karlsruhe (SKK) trifft das derzeit sogar auf alle 15 Patienten zu. Sechs davon liegen auf der Intensivstation, zwei werden beatmet.
Die ViDia-Kliniken behandeln acht Covid-Patienten, drei auf der Intensivstation. Es gehe überwiegend um jüngere, ungeimpfte Menschen.
Infektionen bei Geimpften fallen in Karlsruher Kliniken eher zufällig auf
„Seit August hatten wir einen vollständig geimpften und positiv getesteten Patienten auf der Intensivstation“, berichtet SKK-Klinikdirektor Martin Bentz am Freitag bei einer Pressekonferenz. Die Person sei wegen eines Schlaganfalls behandelt worden und habe keine Corona-Symptome gezeigt.
Meist sind diese Patienten auch symptomfrei.Melanie Barbei, Sprecherin ViDia-Kliniken
Auch in den ViDia-Kliniken fallen Corona-Infektionen bei vollständig Geimpften eher zufällig auf, der Grund für den Krankenhausbesuch sind sie fast nie. Die meisten würden durch den Standard-Abstrich bei der Aufnahme auffallen. „Meist sind diese Patienten auch symptomfrei“, erklärt Sprecherin Melanie Barbei.
Auf der Covid-Allgemeinstation des SKK schätzt Bentz den Anteil der Geimpften auf rund zehn Prozent. „Bei den meisten finden wir einen Grund, warum die Immunisierung nicht optimal wirken konnte.“ Als Beispiel nennt er einen 84-Jährigen, der schon Anfang des Jahres geimpft worden sei. Er landete nicht auf der Intensivstation. „Für eine große Gruppe ist die Problematik der Krankheit auf ein kleines Maß geschrumpft“, bilanziert Bentz.
Ärzte in Karlsruhe warten auf die Impfempfehlung für jüngere Kinder
Für Kinder war sie hingegen nie groß, berichtet Paul Vöhringer, Leitender Oberarzt in der Kinder- und Jugendmedizin. „In 18 Monaten waren bei uns 44 Kinder wegen Covid in Behandlung“, sagt er. Doch selbst mit Grunderkrankungen hätten so gut wie alle die Infektion gut überstanden. Fünf Minderjährige entwickelten laut Vöhringer ein PIMS-Syndrom, das zwei bis vier Wochen nach der Infektion durch Fieber, Kreislaufprobleme, Bauchschmerzen, Hautausschläge oder Schleimhautentzündungen auffällt.
Trotz der milden Verläufe und der seltenen Folgeerkrankungen werde er sich einer Impfempfehlung für Kinder ab fünf Jahren anschließen, so Vöhringer. Experten gehen davon aus, dass die Ständige Impfkommission (Stiko) diese in den nächsten Wochen aussprechen wird.
Soziale Schäden wiegen für Kinder sehr viel schwerer als eine Covid-Erkrankung.Paul Vöhringer, Oberarzt in der Kinder- und Jugendmedizin
Es gehe nicht vorwiegend um medizinische, sondern auch um soziale Gründe, argumentiert der Oberarzt. Die Impfung ermögliche Kindern die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. „Soziale Schäden wiegen für Kinder sehr viel schwerer als eine Covid-Erkrankung.“
Kinder seien außerdem keine Treiber der Pandemie, stellt Vöhringer klar. Es gebe mittlerweile gute wissenschaftliche Daten, die zeigten, dass Ansteckungen von Kind zu Kind selten seien. Eher infiziere ein Erwachsener ein Kind.
Rund 90 Prozent der Mitarbeiter am Städtischen Klinikum Karlsruhe sind geimpft
Eine Datensammlung läuft am Städtischen Klinikum unter den 4.800 Mitarbeitern. Um den Bedarf an den nun vorgeschriebenen täglichen Testungen von Ungeimpften zu ermitteln, prüft man aktuell den Impfstatus. Gut die Hälfte der Informationen liegt vor, rund 90 Prozent seien immunisiert. „Für alle anderen erarbeiten wir im Moment ein Konzept für die täglichen Tests“, sagt Pflegedirektorin Elvira Schneider.